Mitteilungsheft - Leider hat Lukas

genialen Schüler Niko Soundso, Nachnamen vergessen.
    b)  Die anderen Kinder kriegen davon gar nichts mit.
    c)  Niko Soundso verschweigt den Vorfall fürs Erste. Offenbar fürchtet er sich vor seiner Mutter, die er übrigens hasst. (Und mit den beiden wollte Lukas im Sommer nach Sri Lanka fahren?)
    d)  Du kriegst alles mit, schweigst aber auch. Du hältst im Grunde zu der Lehrerin, obwohl sie etwas getan hat, wozu sie eigentlich nicht berechtigt ist. Hätte sie deinen Sohn geohrfeigt, hättest du von der Schulbehörde ein Disziplinarverfahren verlangt. Aber dein Sohn fordert seine Lehrerin schließlich auch nicht dazu auf, seinen ausgespuckten Kaugummi zu kauen.
    e)  Du erfährst von deinem Sohn, dass der Direktor in seinen Supplierstunden von Flachwesern spricht und dies „soziales Lernen“ nennt.
    f)  Dafür hält die Klasse ihre Turnlehrerin für lesbisch, weil sie „meine Mädchen“ sagt und nie „meine Buben“. Beim nächsten Elternabend werde ich Aufklärungsunterricht einfordern.
    Na, gute Nacht.
Mitteilungsheft
Walter Gruber
    Liebe Frau Söllner,
    Ich habe nachgeschaut, Sie haben Recht gehabt: Felsenpinguine brüten ausschließlich auf Inseln am Rande der Antarktis. Ich weiß nicht, wieso ich gestern der Meinung war, in Patagonien gäbe es Kolonien (ev. mit Tasmanien verwechselt, aber auch dort sind es nur Zwergpinguine).
    Was diesen … Vorfall betrifft, Sie wissen, wovon ich spreche: Ich hätte bestimmt nicht anders gehandelt! Und Sie haben die Situation souverän im Griff gehabt, wollte ich nur gesagt haben.
    mit liebem Gruß, Walter Gruber, Wien, 10. 11.
    PS: Was machen Sie eigentlich mit meinen Mitteilungen, nachdem Sie sie gelesen haben? Kommen sie in den Schülerbeschreibungsbogen meines Sohnes? Als erschwerende Umstände?
Reingard Söllner
    Donnerstag , 11. November
    Sehr geehrter Herr Gruber!
    Danke für die interessanten Details zu den Pinguinen. Den Kindern hat der Lehrausgang großen Spaß gemacht.
    Mit freundlichem Gruß
    Mag. Reingard Söllner
Walter Gruber
    U: Gern! Walter Gruber
Gerlinde Zemann
    Sehr geehrte Fam. Gruber,
    bitte kontrollieren Sie bei Gelegenheit die Arbeitsblätter-Mappe Ihres Sohnes. Aktuell fehlen ihm die A-Blätter Nr. 17 bis Nr. 21.
    Auf die Leseüberprüfung, „Die Busfahrerin“, hat er ein „Gut“ bekommen.
    Prof. Gerlinde Zemann
Walter Gruber
    U: Danke, endlich eine gute Nachricht!
    mfG, Walter Gruber
Lukas
    11. 11.
    Morgen ist ab 15 Uhr Spanisch. Der Unterricht endet um 16.50 Uhr.
    Den Spanisch-Unterricht wird in nächster Zeit Frau Prof Siebera halten.
Walter Gruber
    U: Walter Gruber
Lukas
    Morgen ist ab
Ulrike Sibera
    Sehr geehrte Frau Gruber,
    bitte veranlassen Sie Lukas, dass er Ihnen bei nächster Gelegenheit die Turnsachen zum Waschen nach Hause mitgibt! Wenn ich es ihn sage, stellt er sich taub. Eventuell geben Sie ihn schon morgen eine zweite Garnitur mit (kurze Turnhose).
    Und reden Sie bitte mit ihn wegen den Piercing. Bei mir stellt er sich leider taub.
    Dank für Ihr Bemühen
    Ulrike Sibera



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C:\Users\Walter\Dokumente\LukasSchule\TagebuchadMitteilungsheft
Donnerstag, 11. 11. (aber zum Glück nicht mehr lang)
    Sabine brauche ich von Lukas’ Schulleben offenbar nichts mehr zu erzählen. Nicht einmal dann, wenn sie, surprise, surprise, einmal vor den Nachrichten zu Hause ist. Gestern nach längerer Zeit wieder ein Versuch – Rohrkrepierer. Gut, die Situation war suboptimal. Ich auf dem Sofa bereits einigermaßen entspannt (Lukas’ Mitteilungsheft physisch vorhanden, vier Eintragungen und keine davon negativ, wenn man davon absieht, dass mein Sohn beim Turnen offenbar stinkt und mich seine Lehrerin für eine Frau hält), die Kinder brav (oder zumindest lautlos) in ihren Zimmern. Sabine ums Eck am Heimtrainer. Dazwischen zwei halbgeöffnete Türen.
    –  Bine?
    –  ---
    –  Kannst du mich hören?
    –  Wieso ---- soll ---- ich dich nicht ---- hören können? Natürlich kann ---- ich dich hören.
    –  Du hättest ja auch die Stöpsel im Ohr haben können.
    –  Was?
    –  Du hättest ja auch die Stöpsel im Ohr haben können.
    –  ---
    –  Wenn ich schreien muss, reden wir lieber später.
    –  Später geht nicht, ich muss noch ein paar Zeichnungen anschauen, also jetzt.
    –  Dann frag mich einmal, wie’s heute war!
    –  Wie ---- was ---- war?
    –  Ich war doch heute mit Lukas’ Klasse in Schönbrunn.
    –  Wo ---- sagst du?
    –  in Schönbru-hun.
    –  Ach ja! ---- hätt ich ---- fast vergessen.
    –  Du hast es