Mitteilungsheft - Leider hat Lukas
liegend, Lukas vorn, Lukas hinten. Gesichtsausdruck: Guantánamo. Aber: All das in knallroten Stöckelschuhen!!
– Oh Gott, was hast du denn da für Schuhe an??
– Die hab ich gar nicht angehabt. Ich hab die hier angehabt.
Bei diesen Worten zieht Sohnemann seine Schreibtischlade heraus, legt eine Fotomappe, die Fotomappe, auf den Tisch und schlägt sie vor meiner Nase auf. Die gleichen Bilder wie vorhin auf dem Computer – Oma, Spaghetti, Guantánamo. Aber diesmal: weiß-schwarze Lack-Schnallenschuhe!
– Lukas! Das ist ja grässlich!
– Eben! Und ich hab die müssen!
– Was heißt müssen?
– Die habe ich in der Direktion bekommen.
– Die roten Stöckelschuhe?
– Nein, diese Schwuchtelstiefel da.
– Und andere hatten die nicht? Die sind dir ja um drei Nummern zu groß! Und weiß lackierte Schnallenschuhe waren schon out, als ich noch zur Schule gegangen bin!
– Alle haben gesagt, man sieht es auf dem Foto eh nicht. Aber dann hat man es doch gesehen. Der ur gemeine Fotograf war das.
– Und wieso sind da jetzt … also im Internet … ganz andere… ich meine, warum stehst du da jetzt bitte in roten Stöckelschuhen?!?
– Sag ich ja – hineinkopiert.
– Und wer macht so etwas?
– Keine Ahnung.
Ich habe Niko gefragt, ob er die ätzenden Schuhe, die mir der W… Direktor gegeben hat, für fa… fakebook wegmachen kann, und er hat gesagt, ja, er macht das.
– Niko schon wieder.
– Was heißt schon wieder? Er war es ja gar nicht.
– ---
– Irgendwer hat uns gemeiert.
– Hat was?
– Gemeiert. Verarscht, weil wir bei den Cheerleadern sein müssen.
– Du glaubst, das hat etwas mit den Cheerleadern zu tun?
– Den Roman und den Charles haben sie auch gemeiert. Charles haben sie ein Kopftuch aufgesetzt.
– Lass mich schauen!
– Nein, V… Papi. Es ist ur peinlich. Wirklich. Bitte!
Ich sag morgen, sie sollen es löschen.
– Und wenn du ihnen sagst, sie sollen es löschen, dann löschen sie es auch?
– Ich weiß schon, was ich sagen muss, damit sie es tun.
– Und was genau musst du sagen, damit sie es tun? Könntest du mir das vielleicht verraten?
– Nein. Will ich nicht.
Echt nicht. Ich mach das schon.
– ---
– ---
– Soll ich in der Schule etwas sagen?
– Wem willst du was sagen?
– Der Frau Professor Söllner?
– Nein, natürlich!
Hätte ich Sabine einweihen müssen? Gelegenheit hätte ich gehabt:
– Bine, schläfst du schon?
– ---
– Bine?
– Wawa! Du siehst doch, dass ich noch lese.
– Schon, aber du … blätterst gar nicht.
– Weil ich denke.
– ---
– Was ist denn?
– Wegen Lukas.
– Gut machst du das. Wenn es das ist, was du hören willst.
Laura spielt beim Krippenspiel übrigens die Maria. Sie hat mir vorhin ihre Rolle gezeigt. Sieben Seiten Text!
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– Deine Tochter interessiert dich offenbar nicht besonders.
– Doch. Natürlich interessiert mich meine Tochter, nur hab ich derzeit den Kopf voll mit meinem Sohn.
– Hatte ich sieben Jahre.
Und? Ist was Besonderes mit Lukas? Mir kommt er zurzeit ziemlich ausgegl…
– Nein, nein, ich meine: doch, ja. Eh alles auf Schiene.
Dann ist sie bald eingeschlafen.
Und ich konnte nicht. Die Schäfchen, die ich zählen wollte, hatten rote Stöckelschuhe an …
Mitteilungsheft
Reingard Söllner
Freitag, 12. November
Lieber Herr Gruber!
Bezüglich Spanisch ist jetzt eine Entscheidung gefallen: Frau Sibera wird die Spanisch-Schularbeit doch halten. Es gilt der Schularbeitsstoff, der im Mitteilungsheft eingetragen wurde. Achtung, neuer Termin: 2. Dezember!
Mag. Reingard Söllner
Walter Gruber
U: Dann werden wir eben nicht nur die Vokabeln lernen, mit freundlichem Gruß, Walter Gruber
Lukas
Mir fehlen in Deutsch noch immer die A-Blätter 17 und 18a, 20 und 21. Aber 16 und 19 hab ich. Ich brauche ein neues Österreichisches Wörterbuch, außer ich kann meines noch finden. Kein Duden!
U:
Walter Gruber
Sehr geehrte Frau Zemann,
Leider können wir das Wörterbuch nicht mehr finden, jedenfalls nicht zu Hause, wird also besorgt!
Mit freundlichem Gruß, Walter Gruber
Lukas
15. 11.
Morgen, Dienstag, 16. November, entfällt GZ am Nachmittag. Prof. Söllner krank. Der Unterricht endet schon um 13 Uhr.
U: Walter Gruber
Direktor DDr. Paul Weiser
Sehr geehrte Frau Gruber! Sehr geehrter Herr Gruber!
Da Sie beide von meiner Kanzlei telefonisch nicht erreicht werden konnten, bitte ich
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