Mitteilungsheft - Leider hat Lukas
vergessen.
– Was?
– Nichts. Aber frag mich halt jetzt, wie’s da war.
– Und ---- wie ---- war’s da?
– Schon ein Wahnsinn!
– Mit ---- Lukas?
– Nein, nein, mit dem war’s ganz okay.
– Super dann!
– ---
– ---
– Naja. In Spanisch läuft es nicht so richtig gut. Ist aber nicht seine Schuld. Die Lehrerin war angeblich heuer so gut wie nie in der Schule. Ich denke, die Schularbeit wird verschoben werden müssen. Oder diese Sibera springt ein. Sie ist auch geprüfte Spanierin.
– ---
– Also Spanischlehrerin. Aber die Söllner ist trotzdem eher fürs Verschieben. Alle, die die Vokabeln können, bekämen im ersten Semester ein Befriedigend.
– ---
– Hörst du mir noch zu?
– Klar ---- hör ich dir ---- zu. ---- Und kann Lukas ---- die Vokabeln?
– Wenn es so weit ist, wird er sie können.
– Dann ---- passt ---- es doch.
– Und kennst du diese Sibera?
– Natürlich.
– Und?
– Nichts und.
– Ich meine, wie ist sie so?
– Wie soll sie ---- sein? Fesche ---- Person. Turnerin halt.
– Wie alt?
– Wieso wie alt? Wie ---- soll ich wissen, wie alt ---- die ist?
– Weißt du, ob sie verheiratet ist?
– ---
– Weißt du, ob sie verheiratet ist!?
– Wawa!
– Ja?
– Was bitte ---- fragst du ---- mich da!
– ---
– ---
– Und hast du noch immer Kontakt mit Nikos Mutter?
– Was?
– Du weißt, von wem ich spreche.
– Lose.
– Lose?
– Losen Kon---takt. Wir telefonieren.
Wegen der Kinder hauptsächlich.
– Hauptsächlich?
– Natürlich wegen der Kinder. Von Frau zu Frau. Müttergespräche. Dieser Niko muss ein grässliches Kind sein.
– Wem sagst du das!
– Was?
– Nichts. Hast du ihn kennengelernt?
– Wen?
– Niko.
– Niko? nein.
– Woher weißt du dann, dass er schrecklich ist?
– Von Bab ---- also ihrem ---- Erzählen her. Folgt nicht. ---- Redet ---- zurück. Angeblich ganz ---- der Vater. Sie hat ihn ---- verlassen. Sie sagt, die beste ----Entscheidung ihres Lebens. Sie wird ihn vielleicht gar nicht nach Sri Lanka mitnehmen, wenn sie vielleicht heuer fährt.
– Logisch, wenn sie ihn verlassen hat.
– Ich meine nicht den Mann, ich meine Niko. Erst ---- muss er sein Benehmen ändern. Sie will ---- ihn nicht auch noch ---- dafür belohnen, d…
– Was, sie fährt allein nach Sri Lanka und lässt ihren Sohn zurück? Zwei Monate?
– Vielleicht ---- fährt sie gar nicht ---- erst im Sommer.
– Aha?
– Ja. Sie überlegt, ob ---- sie nicht besser ---- schon im Winter fährt, zum Beispiel in den Semesterferien.
– Aha? In den Semesterferien.
– Weil dann ---- Sommer ist. Also ----in ----Sri ----Lanka.
– Aha.
Gut. Ich hätte nach diesem Gespräch auch wieder Zeitung lesen können statt aufzustehen. Und wenn ich schon aufgestanden wäre, hätte ich ja nicht in Lukas’ Zimmer gehen müssen. Und wenn ich schon in Lukas’ Zimmer gegangen wäre, hätte ich ja auch anklopfen können. Und wenn ich schon nicht angeklopft hätte, hätte ich mich ja auch diskret im Zimmer aufstellen können, statt mich ungefragt zu ihm an den PC zu setzen. Da war die Katz ’ noch nicht aus dem Sack. Denn sein Klick weg war schneller als mein Blick hin.
– Papi! Geh weg! Was machst du da!
– Nichts. Ich … wollte nur … ich habe …
– Klopf an, wenn du hereinkommst!
– Ich hab geklopft. Leise.
– ---
– ---
– Hast du’s gesehen?
– Was gesehen? Nein!
Also was genau gesehen?
– Du hast es gesehen.
– ---
– Das hast du jetzt von diesen blöden Fotos!
– Welchen blöden Fotos … du meinst: DIE Fotos? Eure Schulfotos? Das waren eure Schulfotos?
– Ja … also nein. Das haben sie mir nur hineinkopiert. Irgendwer von meinen Freunden auf Facebook hat d…
– Ein Euro! Erwischt! Ha!
– Fakebook. Ich hab eh Fakebook gesagt.
– Du hast Facebook gesagt.
– Ha, auch erwischt! Auch ein Euro!
– ---
– ---
– Was hineinkopiert? Zeig noch einmal her!
Dann hat er die Seite aufgemacht. Fotos. Zum Scrollen. Zuerst, ganz oben, im Close-Up, ein Porträtfoto meines Sohnes. Frisur: Lukas goes Justin Bieber. Gesichtsausdruck: Oma besuchen. Darunter zwei Klassenfotos: Lukas in der mittleren Reihe, Augen zu, Gesichtsausdruck: Spaghetti, von der Brust abwärts durch einen anderen Schüler verdeckt. Doch dann die Freundschaftsfotos. Oh Gott! Lukas sitzend, Lukas
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