Mitteilungsheft - Leider hat Lukas
Mal sprechen. Vielleicht gibt es eine private Erklärung für seine aktuelle Performance, in diesem Fall sollte man auch über professionelle Hilfe, allenfalls aber über Nachhilfeunterricht, zumindest in Mathematik, nachdenken.
Mit freundlichem Gruß
Reingard Söllner
Walter Gruber
U: gesehen, Walter Gruber
Walter Gruber
Sehr geehrte Frau Söllner!
Lukas schwört, dass das Arbeitsblatt nicht von ihm stammt. Und ehrlich gesagt, glaube ich ihm.
Wir sehen uns morgen (bzw. aus Ihrer Sicht heute) am späteren Vormittag.
mfG
Walter Gruber, 17. 11.
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C:\Users\Walter\Dokumente\LukasSchule\TagebuchadMitteilungsheft
Mittwoch, 17. 11.
Es erscheinen Frau Professor also „sinnvoll“, wenn ich mit meinem Sohn „noch ein weiteres Mal spreche“. Es heißt nicht noch ein weiteres Mal, Frau Professor! Gut, Sie sind keine Deutschlehrerin und außerdem in bester Gesellschaft: Unlängst mit dem Zug von Salzburg nach Wien gefahren, beim Warten vor dem einen (einen!) geöffneten WC aufenthaltsbedingt genaues Studium der Anleitung für das „Verhalten im Brandfall“. „Punkt drei: Helfen Sie einander gegenseitig“. Einander und dann auch noch gegenseitig, bei so viel Nächstenhilfe kann einem natürlich kein Feuer nichts anhaben.
Ich habe dann trotzdem noch ein weiteres Mal mit meinem Sohn gesprochen. Zusammengefasst etwa dieses:
a) Wieso schreibst du solche Wörter in ein Arbeitsblatt? Möse. Geil. F… f… du weißt, wovon ich spreche.
b) Wieso ist es bereits jetzt so weit, dass du in Mathe Nachhilfe brauchst? Und müsstest du in Mathe nicht längst eine Schularbeit gehabt haben? Und wieso weiß ich als dein Vater und heuer für dein schulisches Fortkommen allein zuständiger Elternteil nichts von diesem Match und folgedessen auch nichts von seinem Ausgang?
c) Gibt es vielleicht private Gründe für dein Benehmen, die ich wissen müsste? Und falls ja, dann raus damit.
Darauf der Sohn:
Ad a) Er hat nicht Möse geschrieben, er hat das Ganze, fuck, überhaupt nicht geschrieben, er weiß überhaupt nichts von diesem A-Blatt 18.
Ad b) Dazu will er mir … eh schon … die ganze Zeit … etwas sagen.
Ad c) Was ich mit privaten Gründen meine?
Darauf der Vater:
Adad a) Das ist genau das Problem. Dass du nämlich von diesem A-Blatt 18 nichts weißt, zum Kuckuck! Denn wäre das anders, hättest du es ja vielleicht selber bearbeitet und dir damit eine Klassenbucheintragung erspart, in die dich offensichtlich einer deiner Mitschüler geritten hat. Und gibt es da nicht einen, dessen Vorname mit Ni beginnt und mit ko endet, nur einmal so in den Raum gestellt?
Adad b) Dann würde ich sagen, dass die „die ganze Zeit“ jetzt gekommen ist, fuck!
Adad c) Private Gründe wären z.B.: Nahtoderlebnisse, Begegnungen mit Außerirdischen, Mobbing durch Mitschüler mit den Vornamen Niko. So etwas in der Art. Gäbe es solche Gründe, wäre es angeraten, intrafamiliär darüber zu reden.
Sohn:
Adadad a) Niko ist das bestimmt nicht gewesen! Und überhaupt soll ich aufhören, dauernd nur negativ über Niko zu reden. Dem geht es selber gerade ziemlich dreckig. Wegen seiner Mutter. Und seiner eigenen, also Lukas’ Mutter, also Bine. Aber das soll ich besser selber mit der Mama klären, also mit Bine, da mischt er, also Lukas, sich jetzt bestimmt nicht ein.
Adadad b) Auf die erste Matheschularbeit hat er also … ganz knapp … keinen Vierer bekommen und sich dann nicht getraut, sie herzuzeigen.
Adadad c) Was für NATO-Erlebnisse?
Vater:
Adadadad a) Wieso der Mami? Meinst du unsere Mami? Also deine Mami? Was bitte genau soll ich mit deiner Mami klären?
Adadadad b) Knapp keinen Vierer, aber nicht knapp keinen Dreier, wie ich annehme. So weit, so schlecht. Aber warum, fuck, stehst du nicht dazu und zeigst sie trotzdem her?
Adadadad c) Vergiss es!
Leider wurde das pädagogische Gespräch zwischen Vater und Sohn unter dem aus gegebenem Anlass nur leicht geöffneten Altar („Wien heute“ im Stumm-Modus, Moderation Elisabeth Vogel, Doktorin der Handelswissenschaften) durch die beiden Damen des Hauses jäh unterbrochen. Polterdipolter bei der Wohnungstür herein. Die Hüte tief in den Gesichtern. Die Waffen im Anschlag. Geladen und entsichert. Diesmal gab Laura den ersten Schuss ab.
– Wir haben geglaubt, ihr kommt auch. Voll unfair!
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– Schau, Mama, da sitzen sie und tun fernschauen! Ihr habt doch gesagt, ihr kommt nach. Alle anderen Eltern waren beide da.
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– Ihr
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