Mitteilungsheft - Leider hat Lukas

Pfingst-, die Herbst-.
    –  Ist schon gut.
Und zwei übrigens.
    –  Was zwei schon wieder.
    –  Zwei Schulkinder. Als Mutter von zwei Schulkindern. Du scheinst zu vergessen, dass wir auch eine Tochter haben.
Sie heißt Laura.
Und geht in die vierte Klasse Volksschule.
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    –  War’s das?
    –  Ja, das war’s.
    Allerdings noch nicht ganz. Wir immer noch unter dem Altar (ich halte inzwischen wieder die Fernbedienung, Bine einen Teller mit Käse und Oliven in der Hand), Bine mit überraschender Wendung:
    –  Dann sollten wir Lukas aber ein Snowboard kaufen.
    –  Wie – dann?
    –  Wenn er seinen Schikurs in den Semesterferien hat.
    –  Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Und wieso soll er jetzt plötzlich snowboarden lernen?
    –  Weil Niko auch ein Snowboard hat. Dann können die beiden in den Semesterferien gemeinsam Snowboard lernen.
    –  Ich dachte, Niko fliegt mit seiner Mutter in den Semesterferien nach Sri Lanka? Und Lukas wurde sogar eingeladen mitzufahren.
    –  Das würde ich so nicht sagen.
    –  Das würdest du so nicht sagen. Was soll das heißen? Bine!
    –  Was – Bine?!? Wenn die jetzt Schikurs haben … Ich meine, ich kann mir denken, dass sich Barb… also Nikos Mutter denkt, Schifahren geht vor. Das ist ein Sport. Sri Lanka ist ja doch nur Herumhängen. Ich meine, für ein Kind. Und unsere Kinder sind sowieso alle to-tal unsportli…
    – Ich will auch nach Sri Lanka! Scheißschifahren!
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    – Habt ihr mich gehört?
    –  Du wirst in den Semesterferien sowieso nirgendwohin fahren, weil du nämlich in den Semesterferien lernen wirst. Und komm her, wenn du etwas zu sagen hast.
    – Ich will nicht schifahren. Wenn Niko
nach Sri Lanka f…
    –  Setz dich! Ob Niko nach Sri Lanka fährt oder nicht, ist die eine Sache. Das geht uns gar nichts an. Die andere Sache ist die, dass du in mindestens drei Fächern auf Nicht genügend stehst. In deinem Mitteilungsheft steht, dass dir in Deutsch ca. siebzehn Arbeitsblätter fehlen.
    – Sehr witzig wieder, Vater!
    –  Gar nicht witzig. Steht in deinem Mitteilungsheft, dass dir in Deutsch Arbeitsblätter fehlen, oder nicht? Los, bring’s her!
    – Zwei oder drei fehlen. Und die kann man
ohne Wörterbuch nicht machen.
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    –  Wieso hat er kein Wörterbuch, Wawa?
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    –  Ich frage dich, wieso er kein Wörterbuch hat. Er braucht ein Wörterbuch.
    –  Ich weiß, dass er ein Wörterbuch braucht. Morgen gehen wir zwei eins kaufen.
    –  Wawa, ich hab dir doch gesagt, dass ich derzeit überhaupt keine Zeit habe, um …
    –  Nicht wir zwei! Wir zwei – Lukas und ich. Wir haben morgen Nachmittag Zeit.
    –  Aber ich hab mir schon mit Niko …, also muss ich da mitgehen?
    –  Es ist, zum Kuckuck!, dein Wörterbuch!
    –  Kannst du es nicht allein kaufen? Mami, sag ihm, er soll es allein kaufen.
    –  Wir haben doch einen Duden! Nimm den Duden!
    –  Lukas braucht aber keinen Duden. Er braucht ein Österreichisches Wörterbuch.
    –  Aha? Schreibt man Sri Lanka im Duden vielleicht anders als im Österreichischen Wörterbuch?
    –  Bine, darum geht’s doch überhaupt nicht.
    Und dann war da auf wundersame Weise plötzlich Marie-Claire auf dem Bildschirm. Die Spätnachrichten. Und mit einem Mal hab ich gewusst, an wen sie mich erinnert. Also umgekehrt, wer mich an sie erinnert. Meine Güte, was diese beiden Frauen, wenn man gut hinsieht, doch für Ähnlichkeit haben!
    –  Willst du auch?
    –  Du meinst Käse? Nein danke.
Mitteilungsheft
Reingard Söllner
    Mittwoch, 17. November
    Sehr geehrter Herr Gruber!
    Ich bitte um Entschuldigung, dass ich jetzt erst antworte, aber ich bin erst seit heute aus dem Krankenstand zurück.
    Es trifft sich gut, dass Sie morgen in meine Sprechstunde kommen wollen. „Gut“ leider mit Anführungszeichen, denn Lukas hat heute seine fünfte Klassenbucheintragung bekommen (siehe in Kopie). Normalerweise ist das die Zahl, bei der an unserer Schule eine vorübergehende Suspendierung in Betracht gezogen wird. Diesmal handelt es sich um ein Arbeitsblatt aus Deutsch, das mir die Klassenlehrerin für Deutsch, Frau Prof. Zemann, weitergegeben hat. Ich habe Ihnen in Kopie auch die betreffenden A-Blätter beigelegt, damit erspare ich mir weitere Erklärungen. A-Blatt 18 zeigt die Aufgabenstellung. A-Blatt 18a zeigt, was Lukas daraus gemacht hat.
    Es erscheint mir sinnvoll, wenn Sie vor unserem morgigen Termin mit Ihrem Sohn noch ein weiteres