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Mitteilungsheft - Leider hat Lukas

Mitteilungsheft - Leider hat Lukas

Titel: Mitteilungsheft - Leider hat Lukas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niki Glattauer
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Hefte im Hochformat, Hefte im Querformat. Hefte in roten Einbänden, Hefte in gelben, Hefte in blauen Einbänden. So viel Wissen gibt es gar nicht, wie ein Kind heute Hefte dafür braucht. Und dann musst du dich von diesem Trampel von einer Lehrerin auch noch dafür anschnauzen lassen, dass es dein Sohn nicht schafft, den richtigen Radiergummi einzustecken. Ich bin bitte Innenarchitektin! Und da tut die so, als wüsste ich nicht, welcher Radiergummi für welch…
    –  Bine, beruhig dich! Außerdem kann dich Lukas in seinem Zimmer hören, wenn du so laut redest!
    –  Du vergisst, dass er 24 Stunden am Tag Stöpsel im Ohr hat.
    – ICH HÖR EH NICHTS!
    –  Ist mir außerdem egal, ob Lukas etwas hören kann.
    –  ---
    –  ---
    –  Du solltest die Söllner vor ihm trotzdem nicht Trampel nennen. Sie ist seine Mathe-Professorin, außerdem ist sie sein Klassenvorstand. Damit ist sie für ihn so etwas wie Kaiser Augustus, und er sitzt in der Galeere am Ruder.
    – WIE WER IST SIE?
    –  AUGUSTUS. EIN RÖMISCHER KAISER! DEN NAMEN SOLLTEST DU EIGENTLICH SCHON EINMAL GEHÖRT HABEN!
    – CAESAR HAB ICH SCHON GEHÖRT!
    –  Und wie die mit einem redet!
    –  Schreibt. Sie schreibt mit dir, sie redet nicht mit dir. Sie will zwar mit dir reden, aber du offenbar nicht mit ihr. Sei ehrlich, Bine, du willst dir keine Zeit für sie nehmen. Ich versteh das ja auch irg…
    –  Fällst du mir gerade in den Rücken?
    –  Das hat mit in den Rücken fallen nichts zu tun. Aber ich habe inzwischen die Mitteilungen im Mitteilungsheft gelesen.
    –  Und?
    –  Ich meine, deine Mitteilungen.
    –  Und?
    –  Nix und.
Besonders höflich warst du nicht.
    –  Ich war nicht höflich? Wer behandelt da wen ununterbrochen von oben herab? Erscheinen soll ich. Was nimmt sich dieser Trampel da heraus.
Und auf welcher Seite stehst du jetzt eigentlich?
    Der Streit hatte gestern bereits beim Abendessen unter dem geöffneten Fernseh-Altar begonnen. Die Welt-Nachrichten waren vorbei, die Teller abgeräumt, gleich wären die Society-News gekommen. Aber dann:
    –  Aus! Schluss! Walter, Schatz, ich mache das nicht mehr länger mit!
    –  Aha?
    – Nix aha. Ich mach das nicht mehr länger mit. Jetzt bist du dran.
    Also der Griff zur Fernbedienung. Mute. Bild ohne Ton. Für Laura das Signal, sich in ihr Zimmer zurückzuziehen. Eine halbe Stunde später haben wir auch Lukas aus dem Zimmer geschickt („Nein, zum Kuckuck, wir streiten nicht, wir diskutieren! Und wenn dir das nicht passt, kannst du ja gehen und schauen, was deine kleine Schwester macht!“). Eine weitere halbe Stunde später ist Sabine wütend aus dem Zimmer gelaufen („Warum musst du, wenn es um Lukas und die Schule geht, immer gegen mich argumentieren?“) Noch eine halbe Stunde später sind wir stumm nebeneinander im Bett gelegen. Fast stumm.
    –  Sabine, warum streiten wir eigentlich immer wegen nichts?
    –  Wir streiten nicht wegen nichts. Und auch nicht immer. Wir streiten, wenn wir streiten, wegen Lukas und seiner blöden Schule.
Und weil du kein Verständnis für meine Lage hast. Ich bin, herrgott!, überarbeitet. Wenn du an deinen Drehbüchern arbeitest, die du stapelweise verschickst und wieder zurückkriegst, darf dich den ganzen Tag keiner stören, aber wenn ich …
    –  Ich kann gar keine Stapel zurückkriegen, denn ich verschicke keine Stapel. Ich verschicke, wie du weißt, Exposés. Und das in Form schlanker Mails oder auf USB-Sticks.
Und ich bekomme sie nicht wieder zurückgeschickt.
Nicht alle.
    –  ---
    –  Das „B-Team“ wird eine Fernsehserie.
    –  Sagt wer?
    –  Die Chancen stehen bestens.
    –  Sagt wer?
    –  ---
Und dass man mich den ganzen Tag über nicht stören darf, ist auch Unsinn.
    –  Dann frag ich mich, was du den ganzen Tag am Computer tust. Pornos schauen?
Ich gehe in der Früh, bevor es hell wird, aus dem Haus, und ich komme zurück, nachdem es wieder dunkel geworden ist. Ich bring das Geld nach Hause, das wir brauchen, um die Rechnungen zu bezahlen, ich koche, ich putze, und zwischendurch muss ich mich auch noch mit pubertierenden Schulkindern und deren frustrierten Lehrerinnen herumsch…
    –  Aha, das alte Lied: Die Frau Superarchitektin schupft den Laden, während der Heim-Schriftsteller mit viel Tagesfreizeit seinem Hobby nachgeht.
    –  Wer hat denn gestern wieder gekocht? Und wer, zum Kuckuck, hat noch gegen Mitternacht die Wäsche aus der Waschmasch…
    Irgendwann hat Lukas aus seinem Zimmer

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