Mitteilungsheft - Leider hat Lukas
am Allerwitzigsten finde ich, dass sich Lukas neuerdings mit Niko van der Butter schlägt.
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– Hast du mich verstanden?
– Sie heißt van Butte. Mit ö gesprochen. Bötte.
– Und weißt du auch, warum er sich schlägt?
– Ich weiß, dass sie momentan nicht sehr gut miteinander können.
– Aha. Das weißt du. Von wem weißt du das? Von mir weißt du es jedenfalls nicht. Weißt du es vielleicht von seiner Mutter? Habt ihr vielleicht darüber gesprochen, als ihr im Reisebüro wart und eure Sri-Lanka-Reise gebucht habt?
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– Walter! Bitte!
– Was heißt Walterbitte.
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– Ich wollte es dir unlängst sagen, aber du warst ja stockbetrunken.
Außerdem bucht man heutzutage online.
– Du fliegst also wirklich nach Sri Lanka. Und das hältst du nicht für so wichtig, dass du es vorher mit mir besprichst?
– Ich bespreche es ja gerade mit dir.
– Nein, ich bespreche es mit dir.
– Walter, spiel jetzt nicht Sprachpolizei!
– Sri Lanka? Wie kommst du, fuck, auf Sri Lanka? Ausgerechnet in den Semesterferien. Und was sollen dann bitte wir in den Ferien machen?
– ICH WILL AUCH NACH SRI LANKA. ALLE FAHREN NACH
SRI LANKA. UND ICH MUSS MIT PAPI ZU HAUSE BLEIBEN.
– Laura, beruhig dich. Lukas fährt nicht nach Sri Lanka.
– WARUM FAHR ICH NICHT NACH SRI LANKA?
DU FAHRST AUCH NACH SRI LANKA.
WARUM KÖNNEN NIKO UND ICH NICHT AUCH
NACH SRI LANKA FAHREN. FUCK!
– Kinder, brüllt nicht so! Es muss ja nicht das ganze Haus in unsere Urlaubspläne eingeweiht werden!
– Richtig, es wäre schon toll, wenn wenigstens ich in unsere Urlaubspläne eingeweiht werden würde.
– Ich will auch das Tolle! Wieso darf Lukas
schon wieder etwas Tolles und ich …
– Halt die Klappe, Laura! Es geht jetzt ausnahmsweise
einmal nicht um dich, sondern um mich.
– Nein, Lukas, es geht jetzt auch nicht um dich. Es geht jetzt um deinen Vater und mich. Und sag zu deiner Schwester nicht „Halt die Klappe!“
Und überhaupt Klappe jetzt beide!
– Das ist jetzt aber sehr wohl nicht nur eine Sache zwischen dir und mir, liebe Sabine. Lukas sagt, dass Niko glaubt, dass er jetzt nur deswegen nicht nach Sri Lanka mitfahren darf, weil du mit seiner Mutter fährst, und außerdem glaubt er, dass es die Idee unseres Sohnes war, damit ihm der …
– Beim Snowboarden hilft. Ich weiß. Barbara hat es mir schon erzählt.
– Und?
– Ich hab ihr gesagt, sie soll das aufklären.
– Wie aufklären.
– Dass er nicht deswegen nicht fahrt, weil wir zwei Mütter fahren.
– Fährt.
– Fliegt.
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– Schau. Dass Niko nicht mitfliegt, liegt zunächst einmal an Niko selber. Der Bub hat eine Krise. Vielleicht fehlt ihm der Vater. Vielleicht ist er in der Schule unterfordert. Sein Psychologe sagt, ein paar Tage Abstand von seiner Mutter würden ihm guttun.
Barbara überlegt sogar, ihn in der Popper-Schule anzumelden.
– Wenn Niko in die Potterschule geht, will ich auch.
– Ruhe!
– Ruhe!
– Um genau zu sein, hat man Barbara nahegelegt, ihn von diesem Gymnasium zu nehmen. Angeblich bringt er das soziale Gefüge durcheinander. Stell dir vor! Die Arme ist ganz verzweifelt.
– Na und?
– Schau, Waw… Schatz, die Frau ist total fertig mit den Nerven. Da hat sie mich gefragt, ob ich nicht ein paar Tage … und weil ja Lukas in der Woche sowieso auf Schikurs ist, hab ich mir gedacht, ich … also dass ich sie …
– Auf einen Mädelstörn begleiten könnte.
– Auf was?
– Mädelstörn. So nennt ihr das doch. Tu nicht so! Ich weiß es von Lukas. Seine ganze Klasse redet davon. Mädelstörn – zwei fast 40-jährige Frauen. Ist dir das nicht peinlich!?
– Und ihr mit euren Segeltörns? Fast 50-jährige Männer, die Glückshormone ausschütten, wenn sie Dosenravioli essen, ins Meer pinkeln und vor dem Schlafengehen per Armdrücken entscheiden, wer das Einzelbett bekommt?
– Erstens ist keiner von uns „fast fünfzig“, der älteste bin ich und ich wurde, wie du vielleicht noch weißt, vor wenigen Monaten 47. Und wieso kommst du darauf, dass wir ins Meer pinkeln?
– Weil du es mir selber erzählst hast. Und was soll daran peinlich sein, dass die Mütter zweier Schulfreunde gemeinsam auf Urlaub fahren?
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– Es ist mein erster Urlaub ohne Kinder seit sieben Jahren. Du warst in der Zeit drei oder vier Mal mit deinen Männerfreunden fort. Da waren, wenn ich dich erinnern
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