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Mitteilungsheft - Leider hat Lukas

Mitteilungsheft - Leider hat Lukas

Titel: Mitteilungsheft - Leider hat Lukas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niki Glattauer
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Prozent) und Berufsschulen (8 Prozent) bzw. verlassen die Schullaufbahn (6 Prozent). Ob die Umetikettierung auf „Neue Mittelschulen“ daran etwas ändern wird?
    1 Da ich im Zusammenhang mit Lehrpersonal jetzt bevorzugt die weibliche Form verwende (= „Lehrerinnen“ für Lehrer und Lehrerinnen), sind die Schüler in diesem Glossar vereinheitlicht männlich.
Auf (haben, geben, sein, bekommen etc.)
    Auf ist eine Präposition, die im Schulalltag überproportional häufig verwendet wird. So sind z. B. Hausausgaben auf . Anwendungsbeispiel: Frau Lehrerin, was war gestern auf? – Nichts. Oder hast du etwas? – Das nicht, aber Sie geben normal immer was auf.
    So wie die Wendungen auf sein, auf haben, auf geben oder auf bekommen Übungsstoff bezeichnen, ist das Verb kommen untrennbar mit Prüfungsstoff verknüpft (siehe auch
Stoff
). Kommt ein Stoff, dann in der Regel zu einem Test, zu einer Schularbeit oder einer anderen Form der schriftlichen Zensur. Anwendungsbeispiel: Niko, meine Mutter will, dass du ihr sagst, was morgen in BU kommt? – Steht eh im Heft: Der Mensch. – Schon, aber es steht nicht, welcher?
Aufzeigen
    Ist in der Klasse (siehe auch:
Klasse
) die übliche Form, sich zu Wort zu melden, und wird dort oft im Imperativ verwendet. Anwendungsbeispiel: Aufzeigen bitte! Oder auch schlicht: Aufzeigen! Mitunter konjunktivisch: Hättest du aufgezeigt statt hinauszurufen, wäre es ein Plus geworden.
    Das Prinzip Aufzeigen ist insofern problematisch, als es außerhalb der Schule selten geschieht, dass eine Person von mindestens zwei Dutzend anderen ein Handzeichen erwartet, bevor sie dann willkürlich entscheidet, wer dran kommt . Ausnahmen: der Kreml, das Weiße Haus, das Volksbüro in Peking, der Kasernenhof sowie Pressekonferenzen bei Frank Stronach.
Begabung
    Wird, wenn, dann nur Kindern und anderen Anfängern zugesprochen, später: Know-how. Begabungen sind zwar auch vom besten Lehrpersonal in ihrer Vielfalt kaum festzumachen, dienen jedoch relativ oft als Legitimation für die in Österreich übliche Trennung von Zehnjährigen in a) gymnasiumreife und b) andere Schüler. Am ehesten noch auf dem so genannten „Lande“ geht das vermeintlich allgemein begabte Kind gemeinsam mit dem allgemein vermeintlich unbegabten Kind in die nahe gelegene Hauptschule. Die Chancen, dass ein solches Kind seine Bildungskarriere an der Universität beschließt, sind allerdings gering, denn dorthin wird auch auf dem Lande den Kindern aus den Gymnasien ver-(nach-)geholfen.
    Hat ein Kind so genannten „Migrationshintergrund“ und heißt es nicht gerade Steffen Hofmann oder Anna Netrebko, sondern z. B. Vukovic oder Yilmaz, dann schwindet die Bedeutung von Begabung, denn dann gilt: „Zuerst wird Deutsch gelernt!“ Dann müsste sogar ein Einsteinovic jun. damit rechnen, in eine Förderklasse zu kommen, in der seine Begabung für was auch immer weniger wichtig ist als die s-ss-ß-Schreibung. Auch wenn bei einem Kind „Verhaltensauffälligkeit“ oder „Lernbehinderung“ diagnostiziert wird, stehen die Chancen auf Begabtenförderung schlecht. Sei es, dass sich das Kind hartnäckig weigert, fünf Stunden am Tag im Stück auf Holzsesseln zu sitzen, um aufmerksam dem zu lauschen, was es noch nie hören wollte; sei es, dass es ein Chromosom zu viel oder zu wenig hat und dann als „geistig behindert“ gilt, obwohl seine Behinderung vor allem darin liegt, dass wir auch von ihm das 7er-Einmaleins und das Satzgliederverschieben verlangen – in jedem Fall werden seine Lehrerinnen dermaßen damit beschäftigt sein, dem Kind „Disziplin“ bzw. den 1er-Vorteil beizubringen, dass für Begabungssuche kaum noch Zeit bleibt. In einem Interview für die deutsche „Welt“ meinte der Hirnforscher Gerald Hüther: „Jedes Kind ist auf seine Weise hochbegabt. Und nur unser komischer Bildungsbegriff verwechselt die Fähigkeit, sich im Schulsystem einigermaßen durchzuschlagen, mit Begabung.“ Das nenne ich einen Ansatz.
Direktoren ( = Schulleiter)
    Werden verzweifelt gesucht! Schuldirektoren waren einst neben Bürgermeister, Pfarrer und Apotheker die Promis im Ort. Heute reißt sich nicht nur keiner (bzw. keine) mehr um die Funktion eines Schulleiters (immer noch überproportional häufig Männer), dessen Job-Description in zwei Worten „Sekretär mit pädagogischer Ausbildung“ lauten müsste, vielmehr finden immer mehr Schulen gar keine Leitung. In Salzburg (Land) etwa werden seit Jahren für rund 50 Pflichtschulen Direktorinnen oder

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