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Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten

Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten

Titel: Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Barth
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entwickelten Welt des Mittelmeerraumes. Einen Zugang zum Beispiel nach Venedig zu haben, über das wiederum die Verbindung mit Byzanz lief, war von hoher Bedeutung
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    Nach Karl trugen noch verschiedene Karolinger die Kaiserkrone, immer in Verbindung mit der Herrschaft über Italien, bis die Reihe 924 mit dem Tod Berengars I. abriss. Mit der Kaiserkrönung Ottos I. des Großen (962) begann dann eine neue Epoche. Das Kaisertum wurde mit dem deutschen Königtum, später mit der Trias Deutschland–Burgund–Italien verbunden, und zwar in der Form eines Rechtsanspruchs des deutschen Königs auf die Kaiserkrone. Diesem Anspruch stand jedoch die Bindung des Kaisertums an den Papst entgegen, der seine Kirche nicht unter die politische Herrschaft des Kaisers geraten lassen wollte. Im Investiturstreit (1075–1122) zerbrach die weltlich-geistliche Einheit, fortan war das Verhältnis zwischen Kaiser und Papst durch einen Kampf um die Vorrangstellung geprägt, in dem die geistliche Gewalt deutliche Vorteile gegenüber der weltlichen erlangte.
    Das Kaisertum, wie es die Ottonen geschaffen hatten und Salier und Staufer dann fortführten, war keine staatsrechtliche, sondern eher eine geistige Größe. Der Kaiser besaß faktisch nicht mehr Macht als er zuvor als König schon besessen hatte, ebenso wenig waren Eingriffsrechte in die Souveränität der übrigen Königreiche des Abendlandes vorgesehen. Für die Zeitgenossen verband sich mit dem Titel „Kaiser“ jedoch immer ein ungeheurer Nimbus. Der Stauferkaiser Friedrich II. (1212–1250) brachte das selbst einmal zum Ausdruck: „Alles auf Erden verliert seine Bedeutung gegen die Hoheit, den Glanz, die Herrlichkeit des Kaisertums.“

Otto III. thront zwischen je zwei geistlichen und weltlichen Fürsten. Buchmalerei der Reichenauer Schule, Ende des 10. Jahrhunderts. Der Kaiser hält Reichsapfel und kugelgekrönten Langstab als Zeichen seiner Herrschaft
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    (c) dpa/Picture Alliance, Frankfurt am Main

Das Papsttum als weltliche Macht
Der Kirchenstaat
    Am Anfang steht eine Sage. Papst Silvester I. (314–335) soll Kaiser Konstantin durch die Taufe vom Aussatz befreit haben und dafür mit der Herrschaft über Rom und Italien belohnt worden sein. Die sogenannte Konstantinische Schenkung war mündliche Tradition bei den Päpsten, bis sie im 8. oder 9. Jahrhundert sichtbare Gestalt bekam: als eine auf den Namen Kaiser Konstantins gefälschte Urkunde. Realer war eine andere Schenkung, diejenige Pippins III. Im Pfalzort Quierzy versprach der Frankenkönig als Schutzherr der römischen Kirche am 14. April 754 Papst Stephan II. die Übergabe von ehemals byzantinischen Gebieten in Italien, die inzwischen von den Langobarden besetzt worden waren und die Pippin diesen wiederum abgenommen hatte. Die Pippinsche Schenkung wurde zur Grundlage des Kirchenstaates, eines Gebildes, das in wechselnden Umfängen die Jahrhunderte überdauerte und erst 1870 offiziell aufgelöst wurde.
Ausstattung mit Landbesitz
    Dass sich die Päpste als Territorialherren betätigten, war so abwegig nicht. Institutionen, auch geistliche, konnten im Mittelalter nur existieren, wenn sie mit Landbesitz ausgestattet waren. Zudem hatten die Päpste in den Zeiten des Verfalls der staatlichen Autorität nach dem Untergang des Weströmischen Reiches sich um das Wohlergehen des Volkes gekümmert und eine Reihe staatlicher Aufgaben, vor allem im karitativen Bereich, wahrgenommen. An die Päpste wandte sich das Volk in Zeiten wirtschaftlicher Not oder militärischer Bedrohung, und auf Gütern, die den Nachfolgern Petri da und dort in Italien, vornehmlich im Süden, vermacht worden waren, erprobten Beauftragte des Heiligen Stuhls moderne Verwaltungsmethoden.
    Fälschungen
    Es wurde im Mittelalter gefälscht, was aufs Pergament ging. Die Konstantinische Schenkung war nur eines von vielen Falsifikaten. In Klöstern wie Montecassino, St. Maximin (Trier) oder Reichenau gab es Werkstätten, die massenweise Urkunden herstellten, mit denen „alte“ Rechte bewiesen bzw. neue konstruiert wurden. Man trennte Siegel von der Vorlage ab und heftete sie an der Fälschung an oder man fälschte gleich das Siegel. Man rasierte aus den Urkunden heraus, was dort nicht stehen sollte und schrieb Zusätze hinein, man veränderte Datierungen und Zahlen. Man ließ das Original verschwinden und gab die korrigierte Abschrift als wörtliche aus. Oder man erfand überhaupt das ganze Dokument völlig frei. Beliebt war der Bezug auf berühmte Personen der

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