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Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten

Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten

Titel: Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Barth
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schweren, feuchten Böden des Nordens war damit wenig zu bewirken.
Rodungen und Entwässerungen
    Nach der Jahrtausendwende aber kam es in Mitteleuropa zu einer erheblichen Ausweitung des Kulturlandes und zur Intensivierung der Landwirtschaft. Die Entwicklung wurde durch den starken Bevölkerungsanstieg vorangetrieben. Im großen Stil wurde gerodet, es gab auch noch genug große Waldgebiete, die erschlossen werden konnten, das galt für den altdeutschen Raum genau wie für die Gebiete, die von der Ostsiedlung berührt wurden. An der Nordseeküste wurde Land durch Eindeichungen, in den Flussniederungen durch Entwässerungsmaßnahmen gewonnen.
    Hatte man bislang Nahrung hauptsächlich aus der Jagd, dem Fischfang, der Haltung von Weidevieh und dem Gartenbau (Gemüse, Obst) bezogen, weniger dagegen aus dem Getreideanbau, so kehrte sich nun das Verhältnis um, die Getreideprodukte wurden zahlreicher und wichtiger. Das führte zu rationeller Nutzung der Böden, die Dreifelderwirtschaft setzte sich durch. Der Binnenkolonisation kam zugute, dass die alte Form der Grundherrschaft in Gestalt des Fronhofsystems verschwand und die Bauern größere Freizügigkeit und Selbständigkeit erhielten. Die Grundherren, geistliche wie weltliche, unterstützten den Landesausbau durch Privilegien und Freiheitsrechte.
    Dreifelderwirtschaft
    Der Bauer teilt seinen Acker in drei Teile. Auf dem ersten sät er Wintergetreide (Roggen, Weizen, Dinkel), auf dem zweiten Sommergetreide (Gerste, Hafer), den dritten lässt er brach liegen. So verfährt er im Wechsel über drei Jahre, bis jeder Teil des Ackers je ein Mal in jeder der drei möglichen Weisen genutzt worden ist. Dieses Prinzip, Dreifelderwirtschaft genannt, war vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert in Europa üblich. Angesichts der geringen Möglichkeiten zu düngen – noch gab es die Agrochemie mit ihren mineralischen Düngemitteln nicht – war es auch das rationellste und den Boden schonendste Verfahren. Es brauchte aber lange, bis es in großem Maßstab, als Unternehmen einer dörflichen Gemeinschaft, auf großen Flächen praktiziert werden konnte. Ein solches System gegenseitiger Beschränkung konnte sich auch nur dort einbürgern, wo es eine hohe Bevölkerungszahl gab und der Boden im Wesentlichen bereits ausgegeben war und schon länger genutzt wurde
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Neue Siedlungsformen
    Träger der materiellen Lasten, die mit den Rodungen verbunden waren, blieben aber die Bauern. In gewissem Maße beteiligten sich auch die Klöster der Zisterzienser an der Landerschließung. Neue Siedlungsformen kamen auf; zu den bisherigen Mustern – Einzelhöfen und Haufendörfern – traten im Zuge des planmäßigen Landesausbaus auch Straßendörfer, Hufendörfer und Rundlinge. Ortsnamen, die auf -hagen, -rode oder -reuth enden, verweisen noch heute auf die Ausweitung des Kulturlandes im Hochmittelalter.

Ein vom Grundherrn bestellter Beamter führt die Aufsicht über die Getreideernte. Englische Buchmalerei (um 1300/1325) aus dem Psalter der Königin Maria
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    (c) dpa/Picture Alliance, Frankfurt am Main

Leif Erikssons „Vinland“
Wikinger entdecken Amerika (um 1000)
    Dass nicht Kolumbus der erste Europäer war, der einen Fuß auf amerikanischen Boden setzte, sondern dass diese Ehre wikingischen Seefahrern gebührt, die um das Jahr 1000 bereits den Nordatlantik überquerten, galt den Kennern der nordischen Überlieferung schon immer als ausgemachte Sache. Den Beweis erbrachten allerdings erst die Ausgrabungen in L’Anse aux Meadows an der Küste Neufundlands in den 1960er Jahren, bei denen eine wikingische Siedlung zu Tage kam.
    Der Aufbruch der Wikinger in Richtung Nordwesten, der vermutlich im frühen 9. Jahrhundert einsetzte, hatte als erstes Ziel West-schottland und die nordatlantischen Inselgruppen, Färöer, Shetlands, Orkneys, Hebriden, gehabt. Es fand von vornherein eine reine Landnahme statt, teils friedlich, teils auch mit Gewalt, indem die keltische Urbevölkerung aus den fruchtbaren Küstenregionen verdrängt wurde. Die Siedlungsbewegung in Form eines „Inselspringens“ erreichte um 870 Island, das auch von Auswanderern aus Norwegen direkt angesteuert wurde.
    Das Ende der Grönländer Kolonie
    Das Land war auch damals nicht grün, aber sein Entdecker, der Wiking Erik der Rote verstand sich darauf, eine Sache gut zu verkaufen. Als er Interessenten für ein Siedlungsprojekt auf der Insel warb, gab er als Namen des Landes „Grönland“, grünes Land, an. Der Werbetrick hatte Erfolg: 985

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