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Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten

Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten

Titel: Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Barth
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Geschichte, man gab gerne Karl den Großen oder einen römischen Kaiser als Aussteller der frisierten Urkunden aus. Die geringen Möglichkeiten der Zeitgenossen, eine Fälschung zu erkennen, die Ehrfurcht vor allem was „alt“ war, werden dabei den Tätern ihre Arbeit erleichtert haben. Es wird heute geschätzt, dass ungefähr 15 Prozent der erhaltenen karolingischen Urkunden gefälscht sind
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Patrimonium Petri
    Die Schenkung Pippins wurde allerdings erst 781 bzw. 787 durch seinen Sohn Karl realisiert, sie umfasste einen Gebietsstreifen, der von Kampanien und der Küstenregion südlich von Rom bis in die Romagna und nach Ravenna hinauf reichte. Als autonomes Gebiet unter päpstlicher Herrschaft gehörte der Kirchenstaat, auch Patrimonium Petri genannt, seitdem zum karolingischen Reich. Diese Schutzfunktion konnten die Karolinger jedoch Ende des 9. Jahrhunderts nicht mehr wahrnehmen. Gleichwohl gelang es den Päpsten, ihren Besitz in Mittelitalien, selbst in Zeiten schwerster Bedrohung durch die Staufer im 12./13. Jahrhundert, weiter zu behalten.

Symbol der weltlichen Herrschaft des Papstes: Die Engelsburg in Rom, das antike Mausoleum des Kaisers Hadrian, diente im Mittelalter als Stadtfestung und manchmal letzte Zuflucht der Päpste
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    (c) dpa/Picture Alliance, Frankfurt am Main

Wiederherstellung der kirchlichen Zucht
Die kluniazensische Reform (11./12. Jh.)
    Die Kirche des 11. Jahrhunderts stand im Zeichen mönchischer Reformbewegungen. Die wichtigste unter ihnen war die der Kluniazenser. 909/910 bei Mâcon (Burgund) gegründet, stieg das Kloster von Cluny zum angesehensten monastischen Reformzentrum in Europa auf. Asketisch und weltabgewandt, nach einer verschärften Benediktinerregel lebend, waren die Kluniazenser allein dem päpstlichen Schutz unterstellt. Nur dem Abt gegenüber, der das Recht hatte, seinen Nachfolger selbst zu bestimmen, waren sie zum Gehorsam verpflichtet.
    Die kluniazensische Reformbewegung mischte sich in das politische und gesellschaftliche Leben außerhalb der Klostermauern ein. Sie wandte sich gegen das zunehmende Fehdewesen und versuchte es durch die Verkündung des Gottesfriedens („treuga Dei“) einzudämmen. Damit kam sie Bemühungen von Seiten des Königtums entgegen, Heinrich III. (1039–1056) setzte sich zur selben Zeit für die Wahrung des allgemeinen Landfriedens ein. Die geistige Übereinstimmung mit den Mönchen von Cluny bestimmte ihn, in die Wirren einzugreifen, in die das Papsttum gestürzt war. Auf der Synode von Sutri (1046) setzte er die drei um das Pontifikat streitenden Päpste ab und erhob den Bischof Suitger von Bamberg als Klemens II. auf den Stuhl Petri.
    Zisterzienser
    Im Jahr 1098 gründete der aus der Champagne stammende Geistliche Robert von Molesme in Citeaux (bei Dijon/Burgund) ein Kloster, in dem die Mönche unter rigoroser Befolgung der Benediktinerregel, in eremitischer Abgeschiedenheit und Askese leben sollten. Nach dem Stammkloster Citeaux (lateinisch Cistercium) hießen die Mitglieder Zisterzienser. Mit dem Eintritt Bernhards von Clairvaux 1112 bekam der Orden seine besondere geistliche Ausprägung. Wirtschaftliche Basis war zunächst die Selbstversorgung, der Orden verzichtete auf alle Einkünfte und Privilegien, die nicht mit der Regel des heiligen Benedikt vereinbar waren. Die Zisterzienser bebauten ihren Boden selbst, und dank fortschrittlicher Agrartechnik und Wirtschaftsweise brachten sie es zu guten Erträgen. Mit der Anlage landwirtschaftlicher Mustergüter trugen die Zisterzienser maßgeblich zur Binnenkolonisation bei
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    Der Zisterzienserbaustil, zu studieren in Frankreich etwa an der Abtei von Fontenay (Burgund), in Deutschland an der Klosterkirche von Ebrach (Bayern), zeichnet sich aus durch den Verzicht auf „Überflüssiges“: Türme, Krypten und Bauglieder wie Emporen und offene Strebebögen fehlen, die Wände sind nicht bemalt, auch farbige Glasfenster, Stoffe und Skulpturen sind nicht vorgesehen
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Reichskirchensystem in Frage gestellt
    Die Förderung der geistlichen Erneuerungsbewegung ließ Heinrich jedoch deren Sprengkraft verkennen. Ziel der von Cluny ausgehenden Reformbewegung war die Wiederherstellung kirchlicher Zucht und Frömmigkeit. Das hätte noch nicht zum Stein des Anstoßes werden müssen, aber die Kluniazenser, im Bestreben, kirchliche Ämter nur den Würdigsten vorzubehalten, forderten ein Verbot der Laieninvestitur, das heißt, weltliche Herren sollten künftig keine kirchlichen Ämter mehr vergeben können. Damit

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