Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten
wirtschaftlich-kulturelle Durchdringung der von den Germanen in der Völkerwanderung aufgegebenen und an die Slawen gefallenen Ostgebiete spielt in der deutschen Geschichte eine bedeutende Rolle. Ihre Hauptphase fällt ins 12./13. Jahrhundert, in die Stauferzeit – ohne dass allerdings die Staufer viel dazu taten, wie auch sonst das Königtum insgesamt wenig Einfluss nahm. Das Kolonisationswerk trugen andere: Mönche, Ritter, Bauern, Händler und Bergleute.
Marken und Missionsgebiete
Die Anfänge der Ostsiedlung datieren in die Epoche der Karolinger. Nach dem Sieg über die Awaren (796) schob sich die bayerische Siedlung bis zur Theiß vor. Vom Erzbistum Salzburg aus wurde die Mission vorangetrieben. Gegen die Slawen wurde ein Grenzsicherungssystem, die Marken, geschaffen. Diese reichten von der Ostsee bis an den Böhmerwald, eine eigentliche Kolonisation fand in ihnen aber noch nicht statt. Unter den Ottonen gab es weitere Expansion, unter anderem wurden die Bistümer Brandenburg und Havelberg (948) im Slawengebiet gegründet, doch machte der große Slawenaufstand 983 alles wieder zunichte.
Erst im 12. Jahrhundert setzte eine neue Welle der Siedlungsbewegung ein. Drei Fürstenhäuser übernahmen dabei die Führung: die Schauenburger, denen die Grafschaft Holstein übertragen wurde, die Wettiner, die die Mark Meißen und Lausitz erhielten, und die Askanier, die mit der Nordmark belehnt wurden, die sie unter Albrecht dem Bären zur Mark Brandenburg ausweiten konnten. Heinrich der Löwe besiegte 1160 die slawischen Obotriten und verlegte das Bistum Mecklenburg nach Schwerin, Mitte des 13. Jahrhunderts war Mecklenburg überwiegend deutsch. In Pommern förderten die Herzöge deutsche Siedlungen und Städtegründungen, ebenso geschah dies in Schlesien und in Ungarn, wo sich Bauern aus dem Moselgebiet in Siebenbürgen ansiedelten.
Der Wendenkreuzzug
Im Jahr 1147, zur selben Zeit da Deutschlands König Konrad III. zum Zweiten Kreuzzug nach Jerusalem aufbrach, gingen Norddeutschlands Fürsten eigene Wege. Sie folgten einem Aufruf des großen Predigers Bernhard von Clairvaux, gegen die Heiden im Osten zu ziehen. Als Wendenkreuzzug ist das Unternehmen bekannt – wobei der Name nicht ganz zutrifft; „Wenden“ war damals die allgemeine Bezeichnung für Slawen, der Feldzug ging aber nur gegen die elbslawischen Stämme der Obotriten und Liutizen. Papst Eugen III. gab dem Kreuzzug seinen Segen, milderte aber Bernhards blutrünstiges Programm ab (dieser hatte die Parole „Vernichtung oder Bekehrung“ ausgegeben) und setzte als Ziel nicht Ausrottung, sondern Mission. Die militärischen Operationen waren wenig erfolgreich. Nach Erhalt formaler Christianisierungszusagen zogen sich die Kreuzheere wieder zurück
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Vorrechte gegenüber den Slawen
Zumeist erfolgte die Kolonisation nach vertraglicher Landübergabe und ohne dass die Bevölkerung drangsaliert wurde. Siedlungsunternehmer („Lokatoren“) organisierten den Zuzug der Siedler und die Landverteilung. Die Siedler, unter denen nahezu alle nordwest- und mitteldeutschen Stämme vertreten waren, genossen gegenüber den slawischen Einwohnern eine bevorzugte Rechtsstellung. Neben dem Bevölkerungsüberschuss in der Heimat war dies das zweite Motiv, das die Menschen dazu bewog, in den Osten zu ziehen. Die Unterschiede zwischen Kolonisten und Einheimischen ebneten sich aber im Lauf der Zeit ein. Anders verlief die Kolonisation des Deutschen Ordens in Preußen. Hier wurden die slawischen Preußen mit Gewalt unterworfen und zwangsbekehrt.
Die Kirchenburg Kleinschenk (heutiges Cincor) in Siebenbürgen (Rumänien). Die Siedlungen der Deutschen waren zum Schutz gegen die Türkengefahr mit Befestigungsanlagen versehen. Dabei bildete sich die spezielle Form der Kirchenburg heraus. Noch heute sind ca. 150 solcher Burgen erhalten
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(c) dpa/Picture Alliance, Frankfurt am Main
Rundbogen und massive Mauern
Die Kirchenbaukunst der Romanik (11.-13. Jh.)
Das 11. und das 12. Jahrhundert gelten als die Zeit des romanischen Stils in der abendländischen Kunst. Allerdings mit regionalen Unterschieden. In Deutschland hielt sich die Romanik noch bis weit ins 13. Jahrhundert hinein, während in Frankreich schon im letzten Drittel des 12. Jahrhunderts sich die Gotik ausbreitete. Von städtischer Architektur der Romanik blieb wenig übrig. Mehr schon von den Bauten, die sich der Adel und das Königtum errichteten, den Burgen und Regierungssitzen, die man in Deutschland Pfalzen nannte. Ihre
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