Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten
mit der Verlegung ihrer Residenzen aus Dörfern und Städten auf Bergrücken, Hügel und Inseln Zeichen für die von ihnen beanspruchte Besonderheit, ja Auserwähltheit zur Herrschaft. Meist wurden einzeln stehende Gipfel der Mittelgebirge, Spornlagen mit drei steil abfallenden Hangseiten, Felsvorsprünge, natürliche oder künstliche Inseln als Standorte gewählt. So uneinnehmbar manche Burgen mit ihren Doppelummauerungen, Pechnasen, Zinnen, Wehrgängen, Grabensystemen, Fallgittern und -brücken wirken – das Belagerungswesen entwickelte sich parallel zu ihnen weiter und ließ eine hundertprozentige Sicherheit nie zu, und als im Spätmittelalter die Feuerwaffen aufkamen, mit denen man Mauern und Türme in Schutt legen konnte, hatten die Burgenbauer den Wettlauf mit den Angreifern endgültig verloren.
Krak des Chevaliers in Syrien ist die besterhaltene aller Kreuzfahrerburgen im Heiligen Land. Der konzentrische Bau des 13. Jahrhunderts mit dem doppelten Mauerring, den Rundtürmen und der überwölbten Eingangsrampe wurde vorbildlich für die spätere Festungsarchitektur in Westeuropa
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(c) akg, Berlin
Fleisch und Fisch, Gemüse und Getreide
Ernährung
Von Karl dem Großen ist überliefert, dass er einen guten Braten über alles schätzte. Der Frankenherrscher stand mit seiner Leidenschaft für Fleischgerichte keineswegs allein da, seine Zeitgenossen taten es ihm in dieser Hinsicht gleich. Das entsprach ihrem germanischen Erbteil. In Nord- und Mitteleuropa bezog man seine Nahrung ursprünglich nur aus der Jagd, dem Fischfang und der Haltung von Weidevieh. Eine gewisse Bedeutung scheint daneben der Gartenbau (Gemüse, Obst) gehabt zu haben, eine geringere der Getreideanbau, der auch nicht Brot lieferte, sondern Bier. Getreideprodukte waren dagegen Grundlage der Nahrung im Mittelmeerraum. Aus Weizen und Gerste wurden breiige und musige Speisen, später auch Brot hergestellt. Man trank Wein und benutzte zu Kochzwecken das Öl der Oliven. Die hauptsächlich vegetarische Ernährung wurde durch Tierprodukte (Fleisch, Milchprodukte, Fisch) ergänzt.
Kulturaustausch
Seit dem frühen Mittelalter fand ein Austausch zwischen den Kulturen statt, in der Weise, dass sich nördlich der Alpen Ernährungsgewohnheiten des Südens einbürgerten, wie man andererseits im Mittelmeergebiet auch manches von den Völkern Nord- und Mitteleuropas übernahm. Das Modell einer vielseitigen, „gemischten“ Ernährung, zu der sowohl Getreideprodukte als auch Gemüse, Fleisch und Fisch gehören, entstand so aus der Begegnung und Verschmelzung der griechisch-römischen und der germanischen Zivilisation. Solange der Zugang zu den verschiedenen Nahrungsquellen noch kaum beschränkt war, unterschieden sich Arm und Reich nicht in dem, was bei ihnen auf den Tisch kam, sondern in der Menge, die verzehrt wurde.
Rauschmittel
Das Europa des Mittelalters kannte zahlreiche Genuss-, Schmerz-, Schlaf- oder Betäubungsmittel, die sich bei entsprechender Dosierung auch zur Erzeugung von Rauschzuständen einsetzen ließen. Es gab seit alters her Wein und Bier sowie konkurrierende Getränke wie Met, Cidre und verschiedene Moste. Destillationsverfahren zur Herstellung von Branntwein wurden im 11./12. Jahrhundert entwickelt. Im Bier steckten teilweise ausgesprochen gefährliche Stoffe; mit Hopfen wurde erst im Spätmittelalter gebraut, bis dahin behalf man sich zur Stabilisierung mit narkotischen Drogen wie Gagel, Sumpfporst oder Bilsenkrautsamen (woran u.a. der Ortsname Pilsen erinnert). Arme-Leute-Rauschmittel waren die sogenannten Hexensalben. Diese bestanden aus Alkaloiddrogen, die sich in Feld und Wald sammeln ließen (z.B. Mohn, Eisenhut, Schierling, Tollkirsche). Im Orient trafen die Kreuzfahrer auf weitere Mittel, vor allem das aus Hanf gewonnene Haschisch. Zwar war der Hanf in Teilen Europas verbreitet, man nutzte ihn bei der Herstellung von Tauwerk, Säcken usw., aber nur die im Orient kultivierten Arten enthielten das Harz, aus dem sich Rauschmittel gewinnen ließen
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Zugang zu den Naturvorräten
Von Überfluss konnte natürlich keine Rede sein, auch Hungersnöte kamen vor. Und mit der Zeit verengten sich auch die Möglichkeiten für die breiten Schichten der Bevölkerung, am Abwechslungsreichtum der Nahrung teil zu haben. Ursprünglich hatten alle auf die Jagd gehen, Fische fangen und die Früchte des Waldes sammeln dürfen. Diese Rechte wurden jedoch immer weiter beschnitten und kamen nur noch den Adligen zugute. In den Bauernkriegen des 16.
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