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Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten

Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten

Titel: Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Barth
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konnte. Ebenso war Venedig führend im Bankwesen, in den venezianischen Kontors gehörten bereits im Hochmittelalter bargeldloser Zahlungsverkehr und Wechselgeschäfte zum Alltag des Wirtschaftslebens. Vor allem durch die Kreuzzüge erhöhte sich der Zustrom von Kapital, vom Geschäft, das sich im Rahmen der bewaffneten Wallfahrt durch Pilgertransporte und Steigerung des Handelsverkehrs mit dem Orient entwickelte, schnitt sich Venedig ein bedeutendes Stück ab.
Vormacht in der Levante
    Beim Vierten Kreuzzug (1202–1204) übernahm Venedig sogar praktisch die Führung. Es nutzte die finanziellen und organisatorischen Probleme der Kreuzfahrer, die in der Lagunenstadt auf ihre Überfahrt warteten, um den ganzen Zug gegen Konstantinopel zu lenken, mit dem sich Venedig seit einem Massaker unter den Lateinern im Jahre 1182 nicht mehr im besten Einvernehmen befand. Die Etablierung eines sogenannten Lateinischen Kaiserreichs in Konstantinopel 1204 mehr oder weniger von Venedigs Gnaden machte die Seerepublik zur Vormacht in der Levante. Es begann die eigentliche Blütezeit Venedigs, die auch durch das Ende des Kaiserreichs 1261 und den Untergang der Kreuzfahrerherrschaft im Heiligen Land 30 Jahre später keinen Abbruch erfuhr. Noch für Jahrhunderte konnte die Handelsrepublik den östlichen Mittelmeerraum dominieren.

Die Rösser an der Fassade von San Marco in Venedig gelten als Sinnbild für Stolz und Stärke der Inselrepublik. Dabei sind sie keine originale venezianische Schöpfung. Es handelt sich bei ihnen vielmehr um antike Kunstwerke, die früher in Konstantinopel standen und als Beutegut des Vierten Kreuzzuges 1204 in die Lagunenstadt gelangten
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    (c) dpa/Picture Alliance, Frankfurt am Main

Im Orient dazugelernt
Burgenbau (11.-15. Jh.)
    Im frühen Mittelalter war das Befestigungswesen nicht besonders weit entwickelt. Die hochragenden Türme und zinnengekrönten Mauern, mit denen sich heute die Vorstellung einer „Burg“ verbindet, gab es damals noch nicht.
    Man nutzte die befestigten Militärlager der Römer oder die großen Fluchtburgen aus der Zeit der Völkerwanderung, und das waren Bauwerke, die nur aus Gräben und Erdwällen bestanden, denen Holzpalisaden oder Mauern von geringer Höhe aufgesetzt waren. Eine technische Weiterentwicklung fand allenfalls auf dem Gebiet des Mauerbaus statt, indem zusätzlich zur Trockenbauweise (einfaches Aufeinanderschichten der Steine) und zur Holz-Erde-Technik (Sicherung des Walls mit Baumstämmen und Flechtwerk) eine Bauweise unter Verwendung von Mörtel (Verbindung der Mauersteine durch Kalkmörtel) eingeführt wurde.
    Noch zu Beginn der Kreuzzugepoche hatte die Festungsarchitektur in Westeuropa keine besondere Höhe erreicht. Es gab den normannischen Donjon, einen viereckigen steinernen Wehr- und Wohnturm, und es gab die sogenannte Motte, ein mit Mauern oder Palisaden umzäuntes Areal auf einem Hügel. Im Orient nun stießen die Kreuzfahrer auf die Zeugnisse einer wesentlich ausgefeilteren Festungsbaukunst, die von Römern und Byzantinern und schließlich auch von den arabisch-islamischen Eroberern entwickelt worden war. Sie machten sich deren Techniken sogleich zunutze. In dem berühmten Krak des Chevaliers im heutigen Syrien, dokumentiert sich die getreue Übernahme der beiden Hauptprinzipien des orientalischen Festungsbaus, Schutz der Mauern durch vorspringende Türme und Verdoppelung der Befestigungslinie. Die Erfahrungen der Kreuzfahrer wanderten zurück nach Europa und schufen dort die Grundlagen für eine Erneuerung der Militärarchitektur.
    Reichsburg Trifels
    Erstmals 1081 erwähnt, gelangte die Höhenburg Trifels (bei Annweiler/Krs. Südl. Weinstraße) 1113 an Kaiser Heinrich V. 1125–1298 war sie (mit einigen Unterbrechungen) Aufbewahrungsort der Reichsinsignien. In staufischer Zeit ausgebaut, diente sie als Schatzkammer für den Hort der Normannen und die Lösegelder, die Kaiser Heinrich VI. eintrieb, und oftmals als Staatsgefängnis, unter anderem 1193/94 für den englischen König Richard I. Löwenherz und 1235 für Friedrichs II. meuternden Sohn Heinrich (VII). Im Dreißigjährigen Krieg fand die Bevölkerung der Umgebung Schutz hinter den dicken Mauern. Eingenommen wurde die Burg nie. 1662 suchte ein verheerender Brand das Bauwerk heim. Danach zu großen Teilen abgebrochen, wurde es seit 1935 stilgerecht wiederaufgebaut
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Symbole der Herrschaft
    Die Burgen wurden zu weithin sichtbar ragenden Symbolen für die gewachsene Macht des Adels. Burgherren setzten

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