Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten
Unfreie, die ein Amtslehen besaßen und damit den gesellschaftlichen Aufstieg einleiteten.
Ventil für die Rauflust
Eine ganz und gar auf den Kampf eingestellte Gruppe war nicht leicht zu integrieren, die Rauflust der Ritter barg ein ständiges Gefahrenpotential für die gesellschaftliche Ordnung. Dem begegnete die Kirche mit einer Friedensbewegung, die das Fehdewesen einzuschränken suchte und den Rittern neue Aufgaben zuwies. Die Kreuzzüge boten da die besten Möglichkeiten, im Kampf um die heiligen Stätten des Christentums gewann das Rittertum seine eigentliche Ausprägung. Hier bildete sich das Ideal des christlichen Ritters, des Beschützers der Schwachen und des Streiters für den Glauben, heraus. Es fand seinen reinsten Ausdruck in den geistlichen Ritterorden, die im 12. Jahrhundert im Heiligen Land gegründet wurden.
In dieser Zeit entwickelte das Rittertum auch seine charakteristische Kultur, sowohl das stark ritualisierte Kampfspiel des Turniers mit dem Schaugepränge, das darum entfaltet wurde, als auch eine Gesellschaftsdichtung, die der abendländischen Literatur den Minnesang und die großen Epen, zeitgemäße Umgestaltungen alter Sagenstoffe, schenkte. Die ökonomischen Veränderungen im Spätmittelalter (Ablösung der Naturalwirtschaft durch die Geldwirtschaft) und die Neuerungen im Kriegswesen (zunehmende Verwendung von Söldnerheeren und Einführung der Feuerwaffen) entzogen dem Rittertum die wirtschaftliche und militärische Basis. Seine Ideale aber lebten fort, „Ritterlichkeit“ wurde zu einer Wertvorstellung, die der hohe Adel so gut wie das Bürgertum pflegen konnte.
Das Nibelungenlied
„Uns ist in alten mæren wunders vil geseit …“ Das Nibelungenlied, entstanden um 1200 vermutlich im Raum Passau, nimmt altgermanische Heldensagen von Siegfried dem Drachentöter, von der Walküre Brünhild und von Dietrich von Bern auf, Geschichten, in denen dunkle Mächte, Schuld, Verhängnis und Rache, eine bedeutende Rolle spielen. Im Mittelpunkt steht die burgundische Königstochter Kriemhild, die nach der Ermordung ihres Mannes Siegfried ihr ganzes Leben nur noch unter den Zweck stellt, den Mörder zur Strecke zu bringen. Über diesem archaischen Untergrund aber erhebt sich die Welt des hochmittelalterlichen Rittertums in glänzender Fülle. Liebevoll sind die höfischen Bräuche, der Minnedienst, die Kampfspiele, die Landpartien und Jagden geschildert
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Herr Walter von Klingen besiegt einen Gegner beim Turnier. Aus der Großen Heidelberger oder Manessischen Liederhandschrift. Im Angesicht schöner Damen eine Lanze zu brechen gehörte zu den vornehmsten Vergnügungen der ritterlichen Welt
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(c) dpa/Picture Alliance, Frankfurt am Main
Der Kaiser mit dem roten Bart
Friedrich I. Barbarossa (1122–1190)
In einer Höhle tief im Berg schlummert der Kaiser. Er sitzt auf einem Stuhl aus Elfenbein an einem Marmortisch, sein Bart ist durch die Tischplatte gewachsen. Um ihn herum liegen schlafend seine Ritter. Raben fliegen um den Berg. Aber wenn sie einmal nicht mehr fliegen, ist die Zeit gekommen. Dann steht der Kaiser auf und mit ihm seine Mannen. Sie verlassen den Berg und stellen des Reiches Herrlichkeit wieder her. Das ist die Sage vom Kyffhäuser. Jahrhunderte geisterte sie durch Deutschland, bis ihr Dichter wie Friedrich Rückert (1788–1866) die klassische Form gaben. Mit dem Sagen-Kaiser ist Friedrich I. Barbarossa aus dem Geschlecht der Staufer gemeint. Der „Rotbart“ galt schon den Zeitgenossen als eine Herrschergestalt von besonderem Rang. 1152 zum deutschen König gewählt, erweiterte er seine schwäbischen Stammlande durch Kauf und Erbschaft. Seine Hochzeit mit Beatrix von Burgund brachte ihm großen Besitz jenseits des Rheins bis hinunter ins Rhonedelta.
Mainzer Pfingstfest
Höhepunkt der Regierungszeit Friedrich I. Barbarossas war das Pfingstfest in Mainz 1184. Eine beeindruckende Anzahl von geistlichen und weltlichen Fürsten war versammelt, selbst aus Italien, Frankreich, Ungarn und Spanien waren Ritter gekommen. Insgesamt sollen 40 000 Menschen zum Fest „Ohnegleichen“, wie ein Chronist sagt, nach Mainz geströmt sein. Zu ihrer Unterbringung errichtete man auf dem rechten Rheinufer gegenüber der Stadt eine riesige Zeltstadt. Der Kaiser zeigte sich als spendabler Gastgeber, riesige Mengen an Geflügel, Schlachtvieh, Brot und Wein standen bereit. Der Anlass des Festes war die Schwertleite, das heißt die Mündigkeit und Waffenfähigkeit der Kaisersöhne Heinrich VI. und
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