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Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten

Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten

Titel: Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Barth
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eigentliche Domäne aber war der Sakralbau. Kirchen und Klöster im romanischen Stil finden sich überall in Europa.
Geistliche Bauherren
    Mönchsorden waren die Bauherren, und Mönche zunächst auch die Baumeister und Arbeiter. Erst gegen Ende des 11. Jahrhunderts bildeten sich Genossenschaften von Laien-Steinmetzen, Baumeister und Bildhauer zugleich, die von einem Ort zum anderen zogen. Sie waren die Vorläufer der Bauhütten des Spätmittelalters. Das Material für ihre Werke bezogen die Kirchenbauer zumeist aus Steinbrüchen in der Umgebung, große Transporte über lange Strecken waren unter den damaligen Bedingungen schwer durchzuführen. Die Bearbeitung der Steine war dem einzelnen Meister überlassen, so zeigen dann auch die Bauten nichts Genormtes, alle Bauteile sind individuell ausgestaltet.
    Die romanischen Kirchen entwickelten die alte Basilika weiter. Die mehrschiffige Markthalle der Antike hatte den frühen Christen als Versammlungsort gedient und war die gegebene Form für das Gotteshaus auch späterer Jahrhunderte. Zu den drei oder auch fünf Langschiffen kamen noch ein oder zwei Querschiffe hinzu, im Ostteil wurde ein besonderer Bereich als Chor abgetrennt, der von halbrunden Nischen, den Apsiden umgeben war. An der Westseite standen Türme, oft paarweise, mit einer sorgfältig ausgestalteten Fassade dazwischen. Hier war auch der Ort, an dem die Werke der romanischen Bauplastik vornehmlich ihren Platz fanden.
    Kaiserdome am Rhein
    Zu den schönsten und eindrucksvollsten romanischen Kirchenbauten zählen diejenigen, die deutsche Kaiser als Bauherren hatten. Ihr Zweck war, Grabstätten der Monarchen aufzunehmen. Darüber hinaus aber sollten sie Macht und Größe des Reiches repräsentieren. Das wurde erreicht durch gewaltige Abmessungen, die Anwendung modernster Baugedanken und die prächtige Ausstattung, die den Bauten triumphalen Charakter verliehen. Der Magdeburger Dom Ottos des Großen und der Bamberger Dom Kaiser Heinrichs II. wären hier als erste zu nennen. Dennoch haben sich dem allgemeinen Bewusstsein nur drei in Städten am Rhein errichtete Kirchen als „Kaiserdome“ eingeprägt: der um 1030 begonnene und um 1106 vollendete Dom von Speyer, in dessen Krypta acht Könige bzw. Kaiser und drei Kaiserinnen ruhen, sowie die Dome von Mainz (nach 1100 errichtet) und Worms (1171–1230)
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    Man übernahm für die Bedachung der Gebäude zunächst auch die Holzdecke der römischen Basilika; sie erforderte wegen ihres geringen Gewichts keine besonders starken Mauern. Anders wurde es, als Tonnengewölbe für das Mittelschiff aufkamen; ihr Seitenschub musste durch massivere Mauern und Kreuzgewölbe in den Seitenschiffen aufgefangen werden. Fenster – mit den für die Romanik typischen Rundbogen – konnten da nur sparsam gesetzt werden, mit der Folge, dass diese Kirchen im Innern recht dunkel waren. Erst mit der Erhöhung des Mittelschiffs und der Einführung von Spitzgewölben ließ sich das Problem lösen; die Kirchen bekamen ihr Licht durch Fenster in der „oberen Etage“.

Der Dom von Speyer, zwischen 1030 und 1106 errichtet, ist eine der großen romanischen Kirchen, in denen Macht und Größe des Reiches sinnfällig verkörpert waren. „Kaiserdome“ nennt man darum auch diese Bauten
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    (c) dpa/Picture Alliance, Frankfurt am Main

Kriegerschicht mit verfeinerter Kultur
Das Rittertum
    Zahlreiche zeitgenössische Darstellungen bewahren sein Erscheinungsbild: Hoch zu Ross, bewaffnet mit Schwert und Lanze, geschützt durch Panzer, Helm und Schild, so zieht der Ritter in den Kampf. Die Bildnisse verschweigen zumeist das Hilfspersonal, den Knappen, der dem Ritter unentbehrliche Dienste als Waffenträger und Helfer im Kampf leistete und die Pferde betreute, von denen der Ritter mehrere besaß, ein Streitross für die Schlacht, ein Marschpferd, das Pferd des Knappen und womöglich noch eines für den Transport der Ausrüstung.
    Das Rittertum war im Frankenreich aus der Notwendigkeit entstanden, längere und größere Kriegszüge zu führen, für die das Volksheer mit seinen bäuerlichen, an die Zyklen von Saat und Ernte gebundenen Aufgeboten nicht mehr in Frage kam. Bereits unter Karl dem Großen gab es die Verordnung, dass nur wer ausreichend Grundbesitz hatte (den er von anderen bewirtschaften lassen konnte) auch zum Heeresdienst ausrücken sollte. Mit dem Bevölkerungswachstum des 10. Jahrhunderts verbreiterte sich diese Kriegerschicht. Zugang gewannen nun auch die sogenannten Ministerialen, ehemalige

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