Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten
über die Konstruktion. Danach bestand bautechnisch noch Ähnlichkeit mit dem Wikingerschiff, auch die Kogge wurde von außen nach innen gebaut, d.h. man fing an mit dem Kiel und den Bordwänden, die in Klinkerbauweise errichtet wurden, Versteifungen wie Spanten und Deckbalken wurden später eingezogen. Die Kogge besaß einen Mast, der ein Rahsegel in Trapezform trug. Gesteuert wurde mit einem seitlich angebrachten Ruder, später wurde das Heckruder üblich. Über dem Achterschiff erhob sich ein Aufbau mit den Quartieren der Schiffsführung. Ein Nachbau von 1991, die „Ubena von Bremen“, bewies, dass der Lastesel der Hansezeit durchaus passable Segeleigenschaften besaß. Eine Kogge konnte durchschnittlich 200 Tonnen Ladung tragen, das war das Sechsfache von dem, was die Segler der Wikinger befördert hatten
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Kraweelbau
Die Entwicklung ging weiter zu bauchigen, geräumigen Formen, um größere Mengen Fracht transportieren zu können, etwa Ritter mit ihren Pferden auf der Fahrt ins Heilige Land, oder die Massengüter der Hansekaufleute. Die Schiffe erhielten geschlossene Decks und Aufbauten mit Unterkunftsmöglichkeiten. Gegen Ende des Mittelalters wurde dann auch die Klinkerbauweise vom Kraweelbau ersetzt, man fügte die Planken zu glatten Flächen zusammen, nicht mehr überlappend wie beim Klinker und sparte so Holz.
Replik einer Hansekogge unter vollen Segeln auf einem Ostseetörn. Vorlage für den Nachbau war das Wrack, das 1962 aus dem Schlick bei Bremen gezogen wurde und dessen Reste im Schifffahrts-museum Bremerhaven aufbewahrt werden
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Windmühlen, Uhren, Brillen, Spinnräder
Erfindungen
A und O der Technik im Mittelalter war die Kraftübertragung. Menschliche und tierische Kraft als Antriebsenergie dominierten zwar noch über Jahrhunderte, z.B. beim Tretkran, den man im Bauwesen einsetzte, doch wurden mehr und mehr Wasser und Wind über immer ausgefeiltere Vorrichtungen als neue Energien genutzt.
Die Wassermühle hatten bereits die Römer gekannt. Im Laufe des Mittelalters wurde sie von allen romanischen, germanischen und slawischen Völkern übernommen. Die Windmühle gelangte im 12. Jahrhundert aus dem Orient ins nördliche Europa. Das Problem, eine Windmühle in die wechselnden Richtungen des Windes zu drehen, löste man zunächst, indem man das ganze Mühlengebäude mit den Windflügeln auf einem Bock drehbar montierte. Die „klassische“ Form, nämlich als festen Bau mit einem drehbaren Dach, an dem die Flügel montiert sind, erfanden erst die Niederländer im 16. Jahrhundert. Die Windmühle eignete sich zum Mahlen von Getreide, zu Be- und Entwässerungsarbeiten, zum Betrieb von Wasserhebemaschinen im Bergbau und als Antriebsmaschine für eine Vielzahl von Mechanismen. Mit ihren ineinander greifenden Rädern, Zähnen und Wellen gab die Mühle Anregungen zu immer neuen Konstruktionen von Transmissionen.
Pulverwaffen
Schon im Altertum wussten die Chinesen aus Salpeter, Schwefel und Kohle ein explosives Gemisch herzustellen, das Raketen treiben konnte. Es blieb aber dem Abendland vorbehalten, die Schusswaffen zu entwickeln, in denen das Pulver erst richtig Wirkung entfalten konnte. Grundlage war die in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts gewonnene Erkenntnis, dass die beim Abbrennen des Pulvers freigesetzte Kraft durch Verdämmen in eine bestimmte Richtung gelenkt und so zur Bewegungsenergie für ein Geschoss gemacht werden kann. Die ersten „Geschütze“ bestanden dementsprechend aus einem Rohr, das am hinteren Ende geschlossen war. Dort wurde eine Pulverladung festgestopft, davor kam eine Steinkugel mit einem gegenüber dem Rohrquerschnitt etwas geringeren Durchmesser. Durch ein kleines Loch in der Oberseite des Rohres wurde eine brennende Lunte eingeführt, die das Pulver zur Explosion brachte, was die Kugel mit großer Kraft aus dem Rohr trieb. In Form von Kanonen, die Steinkugeln bis 80 cm Durchmesser verschießen konnten, oder auch als kleine „Handröhren“ mit Bleimunition kamen diese Waffen hauptsächlich im Festungskrieg zum Einsatz
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Zeitmessung
Unter anderem profitierte die Entwicklung der mechanischen Uhr davon. Über die Sand- und Wasseruhren der Römer führte der Weg zur Gewichtsräderuhr, die die Schwingungen und Umdrehungen zu zählen vermochte. Um 1350 hatte die Räderuhr ihre für Jahrhunderte gültige Gestalt gefunden. An den Kirchtürmen angebracht, maß sie die Zeit und gab dem Alltagsleben Struktur. Dem Nürnberger
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