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Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten

Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten

Titel: Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Barth
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ihre Werkzeuge von ihm bezogen, die Rohstoffe zugeteilt bekamen und ihre fertigen Waren nicht selbst verkaufen durften
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Das Fresko aus dem Rathaus von Siena in der Toskana zeigt einen Tuchmacher bei der Arbeit. Das Textilgewerbe bot gute Möglichkeiten für eine Organisation der Arbeit nach dem Prinzip des Verlagswesens
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    (c) akg, Berlin

Von Sempach bis Marignano
Die Eidgenossenschaft in der großen Politik
    Im letzten Viertel des 14. Jahrhunderts trat an die Schweizer Eidgenossenschaft, inzwischen angewachsen auf acht Kantone, erneut die Notwendigkeit heran, sich gegen einen Angriff der Habsburger zu wappnen. Luzern hatte 1385 einen Zug gegen die österreichische Festung Rotenburg unternommen. Das nahm Herzog Leopold III. von Österreich zum Anlass, gegen die Eidgenossenschaft insgesamt vorzugehen. Am 9. Juli 1386 trafen beim Städtchen Sempach nördlich von Luzern rund 4000 Österreicher auf ein zahlenmäßig deutlich kleineres Heer der Schweizer (rund 1600 Mann). Herzog Leopold fiel bereits im Kampf der Vorhuten, den endgültigen vernichtenden Sieg der Schweizer brachte dann der Flankenangriff eines sogenannten Gewalthaufens. Das war ein dicht geschlossener Block von Infanteristen, die mit langen Spießen bewaffnet waren. Die Eidgenossenschaft erhielt nach diesem Sieg (und einem zweiten bei Näfels 1388) beträchtlichen Zuwachs. Als „zugewandte Orte“ schlossen sich u.a. Wallis, Appenzell und St. Gallen an, dazu machten die Eidgenossen Eroberungen, die an die alten Kantone angegliedert bzw. als „gemeine Herrschaft“ verwaltet wurden.
    Söldner
    Wie das Altertum, kannte auch das Mittelalter den Krieger, der gegen Bezahlung kämpft. Legendär die Warägergarde der byzantinischen Kaiser, eine Truppe hochgewachsener Wikinger, die in Konstantinopel den Kaiserpalast hüteten. Normannen verdingten sich in den Städten Unteritaliens. Kaiser Friedrich Barbarossa beschäftigte die Brabanzonen, eine Horde von Söldnern aus Brabant, die sich durch Plünderzüge und Kriegführung auf eigene Faust einen schlimmen Namen machten. Aus der Zeit der Kreuzzüge ist das Wirken einer „Katalanischen Kompanie“ bekannt, die jeder mieten konnte, der genug Geld besaß. Im 14. und 15. Jahrhundert entstand das Landsknechtswesen. Zunächst in der Schweiz, dann auch in anderen europäischen Ländern sammelten sich die mit Langspießen oder Hellebarden ausgerüsteten Infanteristen, die mit jedem Ritterheer fertig wurden. Der Krieg, eben noch Sache gutbetuchter Leute, die sich Pferde und teure Waffen leisten konnten, wurde zu einem Handwerk, das jeder üben konnte, sofern er bereit war, sich einzuordnen. Die Landsknechte verstanden sich als Zunft und entwickelten eine eigene Kultur. Sie hielten Vollversammlungen ab, übten Strafjustiz untereinander, wählten ihre Unterführer selbst und wahrten Mitspracherechte. „Reislaufen“ (von reise = Feldzug), das heißt der Solddienst in einem auswärtigen Heer, wurde zum Erwerbszweck, auf den viele Menschen aus den unteren Schichten ihren Lebensunterhalt gründeten
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    Mit den Habsburgern wurde 1476 endlich ein Frieden geschlossen, die „Ewige Richtung“, mit Frankreich ein Soldvertrag: Die Eidgenossen stiegen ein in den Krieg Frankreichs und des Deutschen Reiches gegen den Burgunderherzog Karl den Kühnen. In den Schlachten von Grandson und Murten (1476) sowie Nancy (1477) bewährten sich die Schweizer wieder als begabte Soldaten. Der Ruf ihrer militärischen Tüchtigkeit verbreitete sich über ganz Europa, es wurde Mode, in der Schweiz Söldner anzuwerben, egal für welche Kriege auch immer.
Schweizergarden
    Ihre eigene Expansionspolitik, vornehmlich in Richtung Italien, gab die Eidgenossenschaft nach der Niederlage von Marignano gegen die Franzosen und Venezianer (1515) auf und verlegte sich fortan ganz auf den Export militärischer Fachkräfte. Europas Königshäuser hielten sich Schweizergarden als Leibwachen, der Papst hat heute noch eine solche Schutztruppe aus Söhnen der Alpenrepublik.

Das Schmuckbild von ca. 1860 verherrlicht den Sieg der Schweizer in der Schlacht von Sempach 1386. Der Sage nach soll dabei ein Mann namens Arnold von Winkelried seinen Genossen den Einbruch in die gegnerische Schlachtreihe ermöglicht haben, indem er mehrere feindliche Lanzen gegen die eigene Brust lenkte
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    (c) akg, Berlin

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