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Mittelalterliche Klöster: Deutschland - Österreich - Schweiz

Mittelalterliche Klöster: Deutschland - Österreich - Schweiz

Titel: Mittelalterliche Klöster: Deutschland - Österreich - Schweiz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Rüffer
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beschloss man, Böhmen und Mähren von der polnischen Provinz abzutrennen und in einer eigenen, der Provincia Bohemiae zusammenzufassen. Seit dem Pariser Generalkapitel von 1269 war die Aufteilung der alten Provinz Teutonia ein Anliegen, dessen Lösung erst 1303 zu Besançon definitiv besiegelt werden konnte. Zur Teilung heißt es: „Ferner bestätigen wir die Teilung der deutschen Provinz und wir teilen dieselbe in zwei Teile so, dass Österreich mit den benachbarten Konventen, dann Bayern, Schwaben, Franken, der Rhein bis Köln einschließlich Brabant eine Provinz bilden, die den Namen Provincia Teutoniae führen und ihren Platz auf der rechten Chorseite nach der römischen Provinz haben soll. Meißen hingegen, Thüringen, Hessen, Sachsen, die Mark, Slawenland, Friesland, Seeland und Holland werden eine weitere Provinz bilden, die Provincia Saxoniae heißen und ihren Platz unmittelbar nach der böhmischen Provinz einnehmen soll“ (Übers. Loë, Saxonia , S. 8).
    Um die größeren Provinzen besser verwalten zu können, beschloss man auf dem Generalkapitel von 1275 in Bologna, große Provinzen in „Länder“ ( nationes ) zu unterteilen. Zur deutschen Provinz gehörten 1303 die nationes Elsass (Elsass, Baden und Schweiz), Bayern (Bayern, Österreich), Schwaben (Württemberg, Schwaben und Franken) und Brabant (Brabant und Rheinland). Zur Provinz Sachsen, die auf dem Provinzkapitel 1308 zu Seehausen aufgeteilt wurde, gehörten die „Länder“ Sachsen, Thüringen, Meißen, Westfalen, Slawenland, Mark Brandenburg, Holland und Friesland.
    Für den Rang eines Klosters innerhalb einer Provinz entschied das Alter, d. h. jenes Jahr, in dem der Konvent offiziell Stimme und Sitz im Provinzkapitel erhielt. Das im Zuge der Aufspaltung der deutschen Provinzen verfasste Verzeichnis der Konvente nennt insgesamt 47 Klöster für die verbliebene Teutonia . Die sächsische Provinz zählte zu diesem Zeitpunkt 45 Konvente.
    Die überlieferten Konventslisten, die zum Teil widersprüchliche Informationen enthalten, geben die Rangfolge in der Reihenfolge des Sitzes der Prioren im Chorgestühl während des Provinzkapitels wieder, beginnend mit dem Ranghöchsten, der den ersten Platz auf der rechten Seite (1) einnahm, dem folgte der erste Platz auf der linken Seite (2), dann der zweite Platz auf der rechten Seite (3) usw. Zu den zehn ältesten Konventen der Teutonia auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik gehörten die Niederlassungen in Köln |126| (1221), Trier, Würzburg, Worms, Regensburg, Koblenz, Esslingen, Konstanz, Freiburg im Breisgau und in Frankfurt am Main. Zur Saxonia zählten die Klöster in Magdeburg (1224), Bremen, Lübeck, Erfurt, Leipzig, Halberstadt, Hildesheim, Freiberg, Minden und in Eisenach. Die Aufzählung berücksichtigt nur vollwertige Niederlassungen, keine Terminhäuser, da diese einem Konvent gehörten. Terminhäuser dienten als Stützpunkt für einen Priester, um der Seelsorge in der Fläche nachkommen zu können.
    Die Besiedelung des deutschen Sprachgebiets durch franziskanische Konvente begann 1217 mit einem grandiosen Fehlstart, wenn die in der Chronik (5) des Jordan von Giano († nach 1262) überlieferte Geschichte stimmt. Darin heißt es: „Nach Deutschland aber wurde Bruder Johannes von Penna mit etwa sechzig oder mehr Brüdern geschickt. Als sie, unkundig der deutschen Sprache, deutsches Gebiet betreten hatten und gefragt wurden, ob sie Unterkunft oder Essen oder sonst etwas wünschten, antworteten sie mit ‚ja‘ und so wurden sie von einigen freundlich aufgenommen. Da sie merkten, dass man sie wegen dieses Wortes ‚ja‘ freundlich behandelte, nahmen sie sich fest vor, auf alle Fragen mit ‚ja‘ zu antworten. Daher geschah es, dass sie auf die Frage, ob sie etwa Häretiker seien und deshalb gekommen seien, um Deutschland zu verseuchen, wie sie auch die Lombardei verführt hätten, auch mit ‚ja‘ antworteten. Da wurden einige geschlagen, einige eingekerkert, andere entkleidet und nackt vor die Stadtrichter geführt und dienten den Leuten zum kurzweiligen Schauspiel. Da nun die Brüder sahen, dass sie in Deutschland keinen Erfolg haben konnten, kehrten sie nach Italien zurück. Wegen dieses Vorganges hielten die Brüder Deutschland für so grausam, dass nur solche dorthin zurückzugehen wagten, die von der Begierde nach dem Martyrium beseelt waren.“
    Unter der Leitung des deutschen Provinzials Caesarius von Speyer († um 1239) gelang im zweiten Versuch die Ansiedlung der Minderbrüder

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