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Mittelalterliche Klöster: Deutschland - Österreich - Schweiz

Mittelalterliche Klöster: Deutschland - Österreich - Schweiz

Titel: Mittelalterliche Klöster: Deutschland - Österreich - Schweiz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Rüffer
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von klosterfremden Arbeitskräften errichtet werden. Die von Prior Guigo I. verfassten Consuetudines geben nur vereinzelte Hinweise auf Funktionsräume. In späteren Beschlüssen des Generalkapitels plädierten auch die Kartäuser für eine moderate Ausstattung und die Beschränkung auf das Notwendige ( neccessaria ). Kurioses ( curiosa ) und Überflüssiges ( superflua ) soll in allen Bereichen des klösterlichen Lebens strikt vermieden werden, da es gegen die Ehre der Sitten ( contra honestam morum ) sei. Darüber hatten die Visitatoren aufmerksam zu wachen. In Guigos Gewohnheiten werden folgende Gebäude, Räume
    |121| oder Bauteile erwähnt: für das obere Haus ( domus superior ) die Einzelzellen, Kirche, Kapitelsaal, der (kleine) Kreuzgang ( claustrum ), Refektorium, Küche und Klostergarten; für das untere Haus ( domus inferior ) die Zellen der Konversen, deren Werkstätten sowie deren Kapelle und die Klosterpforte. Schließlich werden noch Bäckerei, der Klosterhof (Grangie) und die Mühle genannt. Abgesehen von den Kirchen waren die frühen Klosterbauten wohl aus Holz.

    121 ▲ Ittingen (Kt. Thurgau), Kartäuserkloster, Ansicht der Klosteranlage von Westen. Obwohl erst recht spät entstanden, vermittelt die Klosteranlage von Ittingen einen guten Eindruck von dem, wie ein spätmittelalterliches Kartäuserkloster ausgesehen hat.
    Die zahlenmäßige Beschränkung des Konvents war den klimatischen und ökonomischen Verhältnissen geschuldet und begrenzte zugleich das Bauvolumen. Guigo betonte ausdrücklich, dass dieses Limit nicht erfüllt werden müsse, wenn geeignete Mönche fehlen und / oder die Wirtschaftskraft nicht ausreiche. Die Grenze könne aber unter bestimmten Voraussetzungen auch überschritten werden. Die besondere landschaftliche Lage der Grande Chartreuse erlaubte es, die allgemein üblichen klösterlichen Funktionsbereiche räumlich nicht nur anders zu gliedern, sondern sie auch auf zwei sich in einiger Entfernung befindende Gebäudekomplexe aufzuspalten. Während die Mönche im oberen Haus, d. h. talaufwärts wohnten, lebten die Laienbrüder unter Aufsicht eines Prokurators im unteren Haus ca. zwei Kilometer talabwärts. Diese Distanzierung verschwand im 13. Jahrhundert zunehmend, sodass beide Häuser schließlich von einer Klostermauer umgeben waren. Die Schnittstelle zwischen Innen- und Außenwelt übernahm der Koch ( coquinarius ), der sich nicht nur um die Lebensmittel zu kümmern hatte, sondern auch die Pforte betreute (Kap. XXX,2). Auffällig ist, dass in den Gewohnheiten noch kein Krankenbereich ( infirmarium ) ausgewiesen ist. Die Krankenpflege erfolgte in den Zellen und nur bei akuten Fällen, die eine besondere Betreuung erforderten, verlegte man den Kranken in das untere Haus. Im Grundsatz jedoch war der Mönch gehalten, auch die Leiden zu erdulden.
    Die Gastfreundschaft (Kap. XIX f.) wurde aufgrund der sehr eingeschränkten wirtschaftlichen Möglichkeiten und der strikten kontemplativen Ausrichtung stark reduziert. Man beschränkte die Angebote auf die Personen, nicht auf die mitgeführten Reit- und Lasttiere. Weltliche Personen wurden, wenn es die wirtschaftliche Lage erlaubte, im unteren Haus zwar verköstigt, sollten aber zur Übernachtung |122| in umliegende Dörfer geschickt werden. Zudem pflegte man lieber die Armen dort zu unterstützen als „Vagabunden“ zu ernähren, die die Ruhe störten. Nur Religiosen, die nach einer Regel lebten wie Bischöfe oder Äbte, durften das obere Haus betreten.
    Die Kombination von zönobitischen und eremitischen Elementen führte zu einer Art kollektiver Einsamkeit und einer neuartigen Raumorganisation, wie sie in der Kartause Ittingen (Kt. Thurgau, Abb. 121 ) oder in der süddeutschen Kartause Buxheim in großen Teilen immer noch erlebbar ist. Beide verfügen noch über den großen Kreuzgang. Während die 1402 gegründete Kartause Buxheim ( Domus Aulae bea tae Mariae ) die Nachfolge eines Kollegiatstifts antrat, ging die 1471 inkorporierte Kartause Ittingen ( Domus Sancti Laurentii ) aus der Übernahme und dem Umbau der alten Augustiner-Propstei St. Laurentius hervor. Die beiden spätmittelalterlichen Anlagen wurden in der Barockzeit umgebaut oder in Teilen erneuert.
    Eine Kartause besteht aus drei Komplexen ( Abb. 122 ), dem großen Kreuzgang ( galilaea maior ) mit den Zellen für die einzelnen Mönche, dem kleinen Kreuzgang ( galilea minor ) mit den gemeinsam genutzten Konventsgebäuden (Kirche, Sakristei, Bibliothek, Kapitelsaal,

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