Mittelalterliche Klöster: Deutschland - Österreich - Schweiz
meist einen geraden Schluss des Sanktuariums aufwiesen, wie es für die Kartausen von Seitz / Žiče (gegr. 1160), Geirach / Jurklošter (gegr. 1169) oder Freudenthal / Bistra (gegr. 1255) im heutigen Slowenien nachgewiesen ist. In späterer Zeit wurden polygonale Schlüsse bevorzugt, wie sie an deutschen Kartäuserkirchen des Spätmittelalters zu finden sind (u. a. Astheim, Köln und Nürnberg mit einem 5/8-Schluss, Abb. 125 ). Während in Buxheim das Chorhaupt von der Kollegiatsstiftskirche stammt, hat man in Tückelhausen den geraden Schluss der Prämonstratenserkirche übernommen. Die Kartäuser verzichteten im Gegensatz zu Zisterziensern und Prämonstratensern auch auf ein basilikales Langhaus und ein Querhaus. In Tückelhausen wurden beim Umbau der alten Kirche
|124| die Querhausarme abgetrennt, die ausgeschiedene Vierung blieb jedoch sichtbar. Das Sanktuarium war als Raum architektonisch kaum akzentuiert. Abgesehen von Altarstufen wurde auf Triumphbogen oder eingezogene Altarhäuser verzichtet. Das Dienstsystem und der darin integrierte Kapitellschmuck blieben verhältnismäßig schlicht.
125 ▲ Astheim (Bayern), Kartäuserkloster, Klosterkirche, Ansicht des Chores von Norden. Der Kirchbau wurde im frühen 17.Jh. modifiziert und besitzt noch einen Lettner, der als einfache Schranke ausgebildet ist.
126 ▲ Buxheim (Bayern), Kartäuserkloster, Kreuzganglettner, Ansicht von Westen. Hinter der barocken Ausstattung ist der mittelalterliche Bau noch erhalten. Der Kreuzganglettner wurde nach verschiedenen Umbauten in seiner Raumform wieder hergestellt.
Beiderseits des Chorhaupts der Kirche befanden sich oft Sakristei und Kapitelsaal, darüber jeweils Archiv und Bibliothek (z. B. Köln, Nürnberg). Aber auch hier gab es keine definitive Regel. In Tückelhausen befanden sich Sakristei und Kapitelsaal auf derselben Seite (Nordseite), wobei der Kapitelsaal im ehemaligen Nordquerhausarm eingerichtet wurde.
Da sich der Zugang zur Kirche meist auf die Mönche und Laienbrüder beschränkte, genügte eine Zweiteilung des Kirchenraumes durch einen Lettner, der, je nach Lage der Kirche zum großen Kreuzgang hin, unterschiedlich ausgeprägt sein konnte. Eine Besonderheit stellt der Kreuzganglettner dar, der zugleich eine die beiden Kreuzgangarme verbindende Passage enthält (Buxheim, Abb. 126 ). Dieser Typ ist im frühen 14. Jahrhundert erstmals nachweisbar. Die Ostseite des Lettners bestand meist aus einer massiven Wand mit Mitteldurchgang, während die Westseite aus Arkaden gebildet wurde, deren Nischen Seitenaltäre bargen. Letztere waren seit 1276 erlaubt. Die innere Raumaufteilung und der beschränkte Zugang zur Kirche erforderten nur zwei Zugänge, einen für die Mönche und einen für die Laienbrüder.
Die ebenfalls einfach gestalteten Westfassaden der Klosterkirchen konnten an der inneren Westwand noch über eine Empore für besondere Gäste verfügen. Die Kartäuser verzichteten auch auf Glockentürme. Ihnen genügte ein einfacher Dachreiter. Die in den Gewohnheiten erwähnte Ausstattung entspricht dem Minimum: Hauptaltar, Mönchschor mit Chorgestühl und Lesepult. Ab 1174 durften Stifter, Kardinäle und Bischöfe in der Kirche bestattet werden. Bei den Kartäusern nahmen auch die Fremdbestattungen, Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel, nicht den Rang ein, den sie bei Benediktinern, Zisterziensern oder Prämonstratensern hatten, wo die Totenmemoria zugleich eine nicht unerhebliche Einnahmequelle sein konnte (Begräbnis, Privatmessen, Anniversarienfeiern).
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VII ♦
Die Bettelorden
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1. Die Dominikaner und Franziskaner im deutschen Sprachgebiet
D ie Dominikaner teilten bereits auf dem zweiten Generalkapitel 1221 ihre bestehenden Konvente in acht Provinzen auf: Spanien, Provence, Frankreich, Lombardei, Rom (mit Mittel- und Unteritalien), Ungarn, Deutschland und England. Das Gebiet der deutschen Provinz ( Teutonia ) umfasste somit ein riesiges Territorium nördlich der Alpen, das sich bis nach Skandinavien zog und im Westen von den Grenzen des Frankenreiches bis Polen im Osten reichte. Mit zunehmender Ausbreitung des Ordens wurde jedoch eine Unterteilung nötig, um eine möglichst effiziente Kommunikation und Verwaltung gewährleisten zu können. So wurden 1228 die Provincia Daciae , die die skandinavischen Länder umfasste, und die Provincia Poloniae , die mit Polen, Böhmen und Mähren aus der ungarischen Provinz ausgegliedert wurde, gegründet. Auf dem Generalkapitel 1301 in Köln
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