Mitten im Gefühl: Roman (German Edition)
langsam, atmete Daisy aus. Frische Farbe – und reichlich davon. Außerdem frisch verputzte Decken. Sie folgte Dev in die Küche und sah dabei mehrere Tapetenrollen, die an den Wänden lehnten. Es gab einen Tapeziertisch und eine Ansammlung von Pinseln.
»Das ist das letzte Zimmer«, sagte Dev. »Der Rest des Hauses ist bereits fertig. Außer Sie denken, das ganze Zeug hier sei nur dazu da, um Besucher zu beeindrucken.« Trocken fügte er hinzu: »Vielleicht möchten Sie selbst mit ihnen reden, um sich zu überzeugen, dass sie wirklich existieren?«
»Danke, nein.« Daisy schüttelte heftig den Kopf, während er sein Handy herauszog und eine Nummer eingab.
Grinsend meldete er sich. »Jeff, hallo, hier spricht Dev Tyzack. Ja, ich bin eben eingetroffen. Hören Sie, ich bin morgen in London, darum lasse ich das Geld einfach hier und Sie können es sich morgen abholen. Ist das für Sie in Ordnung? Gut. Sind Sie bis Freitag fertig? Hervorragend. Jeff, könnten Sie mir noch schnell einen Gefallen tun und mit einer Freundin von mir reden? Danke.«
Daisy wollte sich nicht länger einschüchtern lassen. Sie packte den Stier bei den Hörnern. Oder vielmehr das Handy.
»Hallo, Jeff, sind Sie der Maler? Könnten Sie mir den Namen Ihrer Firma nennen?«
Am anderen Ende der Leitung meinte ein verblüfft klingender Jeff: »Äh, Phoenix Services.«
»Vielen Dank.« Daisy nickte. »Auf Wiederhören.«
»Sind Sie jetzt glücklich?«, erkundigte sich Dev.
»Phoenix Services.«
»Genau.«
Da Daisy nicht länger die Notwendigkeit sah, ihre Belegschaft zu schützen, sagte sie: »Als meine Sekretärin Sie danach fragte, meinten Sie, Sie wüssten den Namen nicht.«
»Ach, jetzt verstehe ich.« Dev nickte. »Tja, das liegt daran, dass Jeff bis vor kurzem unter dem Namen JR Services firmierte. Sein Nachname lautet Richardson«, erklärte er, während es Daisy zunehmend schwer fiel, ihm zu folgen. »Aber vor ein paar Wochen nahm ein Mann namens John Rowlands Kontakt zu ihm auf. Er ist Maler in Melksham, und jetzt raten Sie mal, wie seine Firma heißt?«
Verärgert sagte Daisy: »Ist ja gut, ich bin keine sechs mehr.«
»Sie waren doch so scharf darauf, das in Erfahrung zu bringen«, meinte Dev. »Jedenfalls wollte John Rowlands seine Geschäfte bis nach Bath ausweiten und er bot Jeff Geld an, wenn er den Namen seiner Firma änderte. Als Ihre Sekretärin mich fragte, fiel mir spontan einfach nicht ein, für welchen Namen er sich entschieden hatte.«
»Tja, das erklärt es.« Daisy wünschte sich nur noch, dass er jetzt aufhörte. Sie hatte das unangenehme Gefühl, dass er sich über sie lustig machte.
»Ach, kommen Sie schon, sehen Sie es positiv.« Dev schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. »Sie sind den ganzen Weg hergekommen, da können Sie sich auch ruhig das Haus ansehen.«
Sie ließ sich von ihm führen. Es war ein verblüffendes Haus. Jeff hatte gute Arbeit geleistet. Daisy bewunderte pflichtschuldigst jedes Zimmer und fragte sich, wann sie wieder gehen konnte, ohne unhöflich zu wirken.
Dev wartete, bis sie wieder in die Küche kamen, bevor er die Killerfrage stellte: die Frage, vor der sie sich die vergangenen zwanzig Minuten gefürchtet hatte.
»Ich verstehe nicht, warum jemand so tun sollte, als sei sein Haus verwüstet, wenn das gar nicht zutrifft?« Er schüttelte den Kopf und sah Daisy scheinbar verständnislos an. »Warum sollte jemand in ein Hotel ziehen, wenn er doch ein absolut einwandfreies Heim sein Eigen nennt?«
Hilfe, jetzt nur nicht rot werden …
»Richtig.« Daisy blickte gleichermaßen verwundert. »Genau das habe ich mich auch gefragt! Es macht ja wirklich keinen Sinn, aber als Brenda sagte … «
»Und was ich wirklich überhaupt nicht verstehe«, unterbrach sie Dev, »wenn Sie so verwundert waren, warum haben Sie dann nicht das Offensichtliche getan und mich einfach gefragt?«
Sein Blick war undurchdringlich. Mistkerl. Die heftige Röte, die Daisy so heldenhaft in Schach halten wollte, geriet plötzlich außer Kontrolle. Sie spürte, wie sie sich über ihren Hals bis hinauf zu ihrem Haaransatz ausbreitete.
»Ich weiß es nicht. Ich wollte Ihnen wohl nicht … äh … zu nahe treten.«
Dev lächelte. »Ich glaube, ich kann es erraten. Sie dachten, ich hätte die Rohrbruchgeschichte erfunden und sei nur deshalb ins Hotel gezogen, weil ich alles tun würde, um Ihnen nahe zu sein, habe ich Recht?«
»Um Himmels willen!« Daisy zwang sich zu einem Lachen, das ans Hysterische grenzte. »Was
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