Mitten in Amerika
auf Sachen über Oklahoma spezialisiert. Meine Gruppe sind die Okie Dokies. Wir spielen überall. Ziemlich oft in Amarillo. Guymon, Boise City, Beaver. Über Oklahoma wird viel dummes Zeug geredet, und ich versuche das auszugleichen.«
Nach mehreren Stunden Fahrt mit Bob als Zuhörer erreichten sie einen besonders trostlosen Flecken windgezausten und spärlich grasbewachsenen Sandes. Jim Skin streckte den Daumen nach rechts.
»Das da drüben ist die Ranch meines Deddys«, sagte er. »Haff!«
Bob fuhr langsamer und sah hinüber. Es war der vielleicht kargste Boden, den er je zu sehen bekommen hatte, erodiert, vertrocknet, ausgelaugt. In das Bartgras hatte der Wind Kentucky-Fried-Chicken-Verpackungen geweht. Ein lebloses Windrad ragte schief in östliche Richtung, als wolle es jeden Augenblick umfallen. Doch wenn er sich viel Mühe gab, konnte Bob das Land als Grassteppe sehen, über die Büffel zogen.
»Ein paar Jahre lang hat er die Ranch bewirtschaftet. In den ersten Jahren ging es ganz gut. Sie hatten Rindvieh. Die Wiese da drüben war die Weide, wo jahrelang gekalbt wurde, jahrhunderte-, jahrtausendelang. Und dann kamen die Sandstürme und die Trockenheit, und das war das Ende vom Lied.«
»Wem gehört das Land jetzt?« fragte Bob, in der Erwartung zu hören, daß es Teil des National Grassland sei, eine Maßnahme der Regierung, um die am schwersten geschädigten DustBowl-Gebiete vor ihren leichtsinnigen Besitzern in Schutz zu nehmen.
»Tja, eigentlich mir«, sagte Jim Skin. »Ich würde es verkaufen, aber niemand will es haben. Der Boden ist verbraucht, und ich nehme an, daß ich es niemandem andrehen kann. Zum Farmen oder Ranchen nicht zu gebrauchen. An dem Ast muß man gar nicht mehr sägen, der ist schon ab. Aber früher war es tatsächlich mal eine Ranch. Ein Teil der Zäune, die über den Panhandle von Oklahoma gezogen wurden, damit die Kühe nicht nach Texas rannten, war hier. Aber das war damals in den Zeiten des offenen Weidelands. Wem das Land damals gehörte, weiß ich nicht. Vielleicht der 101 Ranch.«
In Bobs Geist tauchte ein Gedanke auf. »Für eine Schweinemästerei wäre es okay«, sagte er in gewollt neutralem Ton.
»Das wäre es wahrscheinlich, aber von denen hat sich noch nie einer in meine Nähe verirrt. Ich wäre das Land lieber heute als morgen los. Aber diese Schweinemäster sind nicht so leicht zu finden, die lassen sich in Woolybucket nicht öffentlich blikken,und ich wüßte nicht, wie ich mit einem von denen in Kontakt kommen könnte.«
Bob öffnete den Mund, schloß ihn wieder und öffnete ihn abermals. »Gehört Ihnen das Land allein?«
Jim Skin blickte ihn scharf an und wartete einen Moment. »Nun ja, die Hälfte teile ich mit Ace in Cowboy Rose. Er ist der Windradmann. Eine Art Onkel. Ich habe Verwandte auf beiden Seiten der Grenze. Aber für die alte Ranch macht Ace im großen und ganzen die Ansagen. Er zahlt nämlich die Steuern.« Er machte wieder eine Geste zu dem Land hinüber.
Dann sagte er: »Ace ist kein Blutsverwandter. Er hat die Freundin einer der Schwestern meines Deddys geheiratet, Vollie Eckenstein. Tater Crouch, dem die Bar Owl gehört, ist sein Bruder. Ace hätte von Rechts wegen die Hälfte der Bar Owl erben müssen, aber ihr alter Herr hat alles Tater vermacht. Ich glaube, mein Deddy hat die Hälfte von seinem Land deshalb an Ace vererbt, um diese Ungerechtigkeit auszubügeln. Er und Ace waren gute Freunde.«
Bob hatte das Gefühl, daß die Welt wieder einmal kleiner wurde. Während ihres Gesprächs hatte er einen Wolkenleib beobachtet, der sich langsam wand und drehte, eine muskulöse Masse, die alle anderen Wolken in ihren gewaltigen Torso hineinzuziehen schien. Der Anblick erinnerte ihn an Timmy Potelle, den Klassenexhibitionisten, der nach dem Turnunterricht in der Dusche zu posieren pflegte und seinen gutgebauten Körper zur Schau stellte, während diverse weniger athletisch geratene Liebediener ihn aus dem Augenwinkel beäugten.
»Da ist es«, sagte Jim Skin und streckte den Daumen nach links. Sie fuhren unter einem Holzbogen mit der aus Zweigen gebastelten Aufschrift F RIEDHOF VONN S TRUGGLE hindurch und eine leichte Anhöhe hinauf zu einem stacheldrahtumschlossenen Grundstück.
»Da wären wir«, sagte Jim Skin. »Das ist der Friedhof. Das Grab ist in der Ecke da drüben, glaube ich. Wir steigen am bestenaus und gehen zu Fuß weiter.« Beim Gehen hustete er. »Die Geister kommen hier jede Nacht scharenweise wie die Fledermäuse raus«, sagte
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