Mitten in Amerika
er.
Am Friedhofseingang waren die Gräber ordentlich in Reihen nach Osten ausgerichtet, in Stein gefaßt und mit weißem Kies bedeckt. Weiter hinten wurden die Reihen krumm und schief, und viele Gräber waren nur Erdhaufen, mit Blumen und Farn aus Plastik geschmückt, mit Felsbrocken, einem kaputten Akkordeon, einer Taschenlampe.
In der Nähe des Weges fiel Bob das Grab einer Mrs. Venus Hogg auf, deren Grabstein mit einem eingemeißelten Telefonapparat verziert war und mit der etwas finsteren Inschrift: Jesus hat angerufen …
Sie kamen an einem offenen Heiligtum in schlechtem Zustand vorbei, dessen Holzbänke an den Seiten abgesplittert waren. In geringer Entfernung näherten sich Regensäulen, geformt wie die Wurzeln von Weisheitszähnen. Und wie es der Zufall wollte, klatschten, als sie das Grab von Jim Skins Vater gefunden hatten, die ersten Tropfen herunter, und die texanische Dunkelheit fiel über sie herein. Das Grab lag im hinteren Teil des Friedhofs nahe dem Stacheldrahtzaun. Ein Büschel jener Pflanze, die ihrer eigenartigen Blätter wegen Antilopenhorn genannt wird, wuchs vor dem Grabstein.
Jim Skin kickte die Kühlschrankbirnen weg und rammte die Scheinwerfer in das feuchte Erdreich, und sie rannten zu dem Saturn zurück. Doch schon wieder war Bobs Blick an einem Namen hängengeblieben, und er drehte sich um und las, was auf dem Grabstein stand:
Hier liegt Fanny Walter Morris,
ein junger Cowboy
Geboren in Rockhard, Maine, 1904
Gestorben Woolybucket, Tx, 17. 11. 1920
Offenbar hatte Muddy Fan mehr Gräber als nötig. Als sie losfuhren, ballten sich über ihnen die wogenden Gewitterwolken wie üppige Hinterbacken in weißer Unterwäsche.
»Für seinen Sarg hatte Deddy die Spezialkämpferausführung«, sagte Jim Skin. »Tarnanstrich und auch das Futter in Tarnfarbe. Und Deddy im Tarnoverall mit Kappe. War eine stilvolle Sache bis auf die schäbigen Kühlschrankbirnchen. «
23. Reicher Orlando
E s dauerte mehrere Tage, bis der Pegelstand des Flüßchens die Überquerung wieder erlaubte. Bob war zumute, als käme er nach einer langen Reise nach Hause. Er saß mit seiner Flasche Pearl auf der Veranda und las von Leutnant Aberts Erlebnis mit einem verblüffend ähnlichen Sturm, der den Boden zentimeterdick mit Hagelkörnern bedeckte und sie zu kleinen Dämmen am Bartgras entlang aufwarf, bis die Prärie knöcheltief überschwemmt war. Der Leutnant hatte das erstaunliche Schauspiel auf einer Skizze festgehalten. Und er hatte verschnupft notiert: »Für den unbeteiligten Beobachter wäre es gewiß ein belächelnswerter Zwischenfall, nach dem Eindruck zu schließen, den meine flüchtige Skizze bei einem unverbildeten Indianer hinterließ.«
Die Tage vergingen, und der Druck, einen Handel abzuschließen, wuchs. Schließlich wälzte Bob sich nachts schlaflos im Bett und konnte sich nicht mehr auf Leutnant Aberts Beobachtungen zu schroffen Felsklippen und Präriehunden konzentrieren, weil in seinem Kopf die Worte hämmerten: »Grundstück finden, Grundstück finden.« Tater Crouch erschien ihm als aussichtsreichster Kandidat, weil der Schweinegestank dort bereits in der Luft hing. Die Ranch der Beautyrooms war zu schön für einen Mastbetrieb; sie wäre allen Ernstes ein wunderbares Gelände für Nobelvillen gewesen. Einen Moment lang spielte er mit dem Gedanken, einen Immobilienmakler in Denver darauf anzusprechen, doch dann stellte er sich vor, wie er erklärte, daß das Grundstück sich im texanischen Panhandle befand und daß die Besitzer neun Millionen Dollar dafür haben wollten. Aber wenn er nächstes Wochenende nach Denver fuhr,konnte er dort auf jeden Fall einem Immobilienbüro von dem Ranchgelände erzählen. Für die Schweinefarm blieb Tater Crouch der ideale Ansprechpartner. Und nach Tater Jim Skin und sein sogenannter Onkel Ace Crouch. Was würde der alte Ribeye sagen, wenn Bob mit zwei Grundstücken auf einmal aufwartete?
Das Telefon im Old Dog Café war noch vorhanden, und von dort aus rief Bob Tater Crouch an und fragte ihn, ob er ihn am nächsten Vormittag aufsuchen und mit ihm sprechen dürfe.
»Ja, Sie können vorbeikommen, aber ich weiß nicht, ob ich Ihnen noch besonders viel über die Frachtzüge erzählen kann. Oben in der Scheune haben wir vielleicht noch eines von den Geschirren. Sie können sich gerne danach umsehen.«
»Ich würde es mir gerne ansehen, aber eigentlich möchte ich mich mit Ihnen über etwas anderes unterhalten.«
»Und zwar?«
»Tja, also, das
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