Mitten in Amerika
vom letzten Regenguß, und ein entsetzliches Gefühl der Verlassenheit und schmerzlichen Einsamkeit durchdrang ihn und geriet in den Geschmack der Plätzchen, und er wußte, daß er sie nie wieder mögen würde.
Statt zur Busted Star Ranch zurückzukehren, fuhr er auf der
Suche nach dem Hahnenkampf weiter nach Wasp. Unterwegsentdeckte er im Hintergrund eines Lebensmittelladens eine Imbißecke, wo es Barbecue-Rippchen gab, und er nahm das rauchige rote Fleisch mit nach Wasp, einem Weiler, der so klein war, daß es buchstäblich nichts gab außer der uralten EssoTankstelle im Zustand fortgeschrittener Auflösung. Auf einer sumpfigen Wiese stand eine halbe Meile entfernt ein Gebäude aus galvanisiertem Metall, umringt von reparaturbedürftigen Maschinen und geparkten Pickups und Lieferwagen. Einige der Wagen hatte er oft vor dem Old Dog gesehen.
Eine unvorstellbar fette Frau in magentarotem Hosenanzug saß neben der Tür in einem Regiestuhl. Sie knöpfte Bob zehn Dollar ab und stempelte ihm einen purpurnen Kreis auf die Hand, der das Wort »Mitglied« umrahmte. Drinnen herrschte Schummerlicht. Das Dachinnere war mit billiger Isoliermasse besprüht, an der unzählige Federn klebten. Die Reihen spartanischer Sitze enthielten höchstens fünfzig Zuschauer, großenteils bullige Männer in Arbeitskleidung, darunter aber auch an die zwanzig zierliche Mexikaner und Vietnamesen in T-Shirt und Jeans. Sie hatten breite Kiefer und weiche Kehlen, kreisrunde Augen und kleine Schnurrbärte von Mottenflügelgröße. Alle rauchten. Der Geruch von Rauch, Federn, schwitzenden Vögeln und Menschen war beinahe greifbar. Es war heiß und stickig. Bob saß neben einem schwergewichtigen Farmer in einem karierten Hemd, weich vom vielen Waschen.
Unten befand sich eine rechteckige Grube mit zwei kleineren eingezäunten Bereichen an beiden Enden. Ein Schild an der Wand erklärte, daß es sich hier um einen Privatclub handele. Ein weiteres Schild besagte Glücksspiel verboten, doch Bob sah, daß händeweise Geld getauscht wurde.
»Woher kommen die ganzen Leute?« fragte Bob, der sich umsah; schließlich lag Wasp in einer ausgesprochen unbevölkerten Gegend.
»Scheiße auch«, sagte sein fetter Sitznachbar, »von überall. Und damit meine ich überall . Dodge City, Garden City, Amarillo,Texhoma, sogar von Denver und Lubbock kommen sie her, von Wichita und Oklahoma City.« Während sie sich unterhielten, kamen weitere Besucher, und Bob konnte Hähne krähen hören. Der Dicke stellte sich vor als Byrd Surby, sagte, er sei Versicherungsvertreter aus Fort Supply und habe vor kurzem selbst angefangen, Kampfhähne zu züchten. »Überall beliebt, nicht bloß in Oklahoma, wo es legal ist, sondern auch da, wo es verboten ist. Kalifornien ist ein gefährliches Pflaster für Hahnenkämpfe. Will Rogers hat den Sport in Hollywood eingeführt. Aber als Randolph William Hearst irgendwas Schiefes gedreht hat und deshalb von der Teilnahme ausgeschlossen wurde, hatte das fatale Folgen. Um sich zu rächen, hat er bei den Gesetzgebern die strengsten Gesetze gegen den Sport durchgedrückt.
Das ist Stick Flores«, fuhr er fort und deutete auf einen großen Mann mit kurzgeschorenem Haar, einem länglichen faltigen Gesicht wie aus Wachs, genitalfarbenen Lippen, breiten gelben Händen mit gebogenen Nägeln, der an ein Pult trat, um die Veranstaltung anzusagen. Ein Junge betrat die Grube und zog mit einer Plastikketchupflasche voller Mehl Markierungslinien.
Der Kampf begann. Ein Schiedsrichter und zwei Trainer, die jeder einen außergewöhnlich schönen Vogel hielten, dem an ein Bein ein Sporn gebunden war, traten in den Ring. Der eine Trainer war jung, träge und dick, die Kappe verkehrt herum auf dem Kopf, wie es Mode war, der andere so faltig, daß sein Gesicht nur aus schwerkraftgeschädigten Muskeln und verrutschten Warzen zu bestehen schien, ein starker Gegensatz zur Schönheit des Cubalayahahns, den er hielt. Der Cubalaya war ein wahrer Orientteppich an Farbigkeit mit seinem grellroten Kopf, dem grünschillernden Schwanz, dem goldenen Deckgefieder und dem kastanienroten Rückengefieder, das wie ein Fransentuch fiel. Der Hahn des dicken jungen Mannes war ein brauner Asilhahn, den Bob weniger attraktiv fand als den Cubalaya.
Die Männer schüttelten einander die Hand und hielten ihre Vögel so, daß sie mit den Schnäbeln aufeinander loshacken konnten.
»So werden sie in Kampfstimmung gebracht«, sagte Bobs Nachbar. »Sehen Sie, die kämpfen mit Sporen,
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