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Mitten in der großen Krise. Ein »New Deal« für Europa (German Edition)

Mitten in der großen Krise. Ein »New Deal« für Europa (German Edition)

Titel: Mitten in der großen Krise. Ein »New Deal« für Europa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Schulmeister
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länger als normale Rezessionen) die Bezugsdauer des Arbeitslosengelds verlängert werden (in den – pragmatischen – USA hat man diese bereits auf bis zu zwei Jahre ausgedehnt), und zweitens sollten die Nettoersatzraten angehoben werden. Zumindest drei Gründe machen diese Maßnahmen vordringlich:
Die entsprechenden Beträge steigern zu 100 Prozent den Konsum, der Anteil importierter (Vor-)Leistungen ist gering, das Meiste wird für die Grundbedürfnisse verwendet.
Die Arbeitslosenunterstützung in Österreich ist mit Abstand die niedrigste aller EU -Länder mit vergleichbarem Einkommensniveau.
Kaum je zuvor waren die von der großen Krise betroffen Arbeitslosen so unschuldig an ihrer Lage wie derzeit.
    Eine Unterstützung der durch die Krise von Deklassierung bedrohten Menschen dient daher nicht nur der ökonomischen Stabilisierung, sondern auch dem sozialen Zusammenhalt. Sie würde so die Agitation von Rechtspopulisten (ein wenig) erschweren – denn von »sozialer Hängematte« werden sie nicht mehr reden, eher von den »inländischen« Arbeitslosen als Opfer der Banker, Manager und Politiker »da oben« und der »fremden« Billigarbeiter »da unten«.
16.12. Mehr Wettbewerb im Einzelhandel durch das Internet
     
    Ausgangspunkt dieses Vorschlags ist die Erfahrung, dass bei einem Anstieg der Rohstoffpreise die Verbraucherpreise viel stärker erhöht werden als es der Steigerung der Rohstoffkosten entspricht. Es nehmen also gleichzeitig die Gewinnstückkosten markant zu und damit auch der allgemeine Preisauftrieb (siehe etwa die parallele Entwicklung von Rohölpreis und Gewinnen der Ölkonzerne).
    Das Phänomen steigender Gewinnstückkosten bei steigenden Rohstoffkosten ist im Wesentlichen auf unzureichenden Wettbewerb in der Distribution, insbesondere auf ihrer letzten Stufe, dem Einzelhandel, zurückzuführen. Hauptgrund: Es gibt im Einzelhandel keinen gut funktionierenden, gemeinsamen – alle großen Anbieter umfassenden – Markt und (auch deshalb) keine Markttransparenz. Diese würde nämlich eine Informationssymmetrie von Anbietern und Nachfragern voraussetzen, die nicht gegeben ist. Während etwa Einzelhandelsketten ihr gesamtes Angebot in allen Details kennen und – via Kundenkarten oder Internet-Käufe – auch über das Nachfrageverhalten vieler Konsumenten informiert sind, können sich Letztere keinen umfassenden Überblick über die Preise sämtlicher Waren aller Anbieter verschaffen.
    Für dauerhafte Konsumgüter existieren zwar Internet-Plattformen mit Preisangaben à la »Geizhals«, doch werden diese von großen Handelsketten wie Media-Markt boykottiert. Für Güter des täglichen Bedarfs gibt es überhaupt keine hinreichend informativen Internet-Plattformen. Gerade in diesem Bereich wäre Markttransparenz besonders wichtig: Konsumentscheidungen sind häufig zu treffen und komplexer, weil unterschiedliche Güterbündel zu besorgen sind unter Berücksichtigung der Transport- und Zeitkosten (Tages- und Wochenendeinkauf, naher Supermarkt oder entfernter Großmarkt, etc).
    Die faktische Nichttransparenz im Einzelhandel wird durch die Handelsketten gefördert, sei es durch Maßnahmen der Kunden(karten)bindung oder durch asymmetrische Preisinformation (es werden nur Preissenkungen berichtet, nie Preissteigerungen). Für die großen Handelsketten ist jener ein optimaler Kunde, der seinen Spar, Aldi oder Tengelmann mit dem Markt gleichsetzt.
    Mit Hilfe des Internets ließen sich Markttransparenz und -effizienz wesentlich verbessern, dies würde den Wettbewerb intensivieren und den Preisauftrieb dämpfen:
Es wird eine Homepage geschaffen, auf der das gesamte Warensortiment samt Preisen aller Handelsketten (einschließlich Tankstellen etc.) elektronisch erfasst ist. Diese Internet-Plattform für den Wettbewerb ( IPW ) schafft ein öffentliches Gut, ihr Betrieb ist nicht gewinnorientiert und im Dunstkreis der Wettbewerbsbehörde angesiedelt.
Auch private Unternehmen können/sollen solche Internetplattformen betreiben, nicht zuletzt zur Förderung des Wettbewerbs mit der IPW . Der Einfachheit halber ist im Folgenden nur von der IPW die Rede.
Die Handelsketten sind (gesetzlich) verpflichtet, ihr gesamtes Angebot samt Preisen zum Download zur Verfügung zu stellen und laufend über Preisänderungen zu informieren. Der Aufwand für die Handelskette ist gleich null, da alle diese Daten elektronisch schon vorhanden sind.
Die IPW erstellt eine Datenbank über das Gesamtangebot aller Handelketten, differenziert

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