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Mitten in der großen Krise. Ein »New Deal« für Europa (German Edition)

Mitten in der großen Krise. Ein »New Deal« für Europa (German Edition)

Titel: Mitten in der großen Krise. Ein »New Deal« für Europa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Schulmeister
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eher »Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit«, also die Integration des Individuellen und des Sozialen im Europäischen Gesellschaftsmodell.
    Ein »New Deal« für Europa dient beiden Zielen. Wir brauchen ihn. Jetzt.

Anmerkungen
     
     
1
Dabei ergab sich gewissermaßen ein Treppenwitz: Friedman hatte mit seinem Kampf für »flexible« Wechselkurse selbst zu jener Konstellation beigetragen, die er für die »monetarist counter-revolution« sehr erfolgreich verwertete. Denn die Inflationsbeschleunigung Anfang der 1970er Jahre und die Rezession 1974/75 wurden in hohem Maß durch den Ölpreisschock 1973 und damit indirekt durch die vorangegangene Entwertung des Dollars mitverursacht (siehe dazu Schulmeister, 2000).
2
In Abb. 12 wird der (kurzfristige) Geldmarktzins dargestellt. Die für die Finanzierung von Realinvestitionen relevanten Kredit- und Anleihenzinsen sind – grob gerechnet – um etwa drei Prozentpunkte höher. Ihr Niveau liegt somit in Europa seit 30 Jahren über der Wachstumsrate der Realwirtschaft, davor war es darunter gelegen (wenn auch weniger als in Abb. 12 dargestellt).
3
Meine These, dass die große Krise die große Frucht der Blüte von Neoliberalismus und Finanzkapitalismus ist, dass sie also den Anfang vom Ende eines fast 40 Jahre dominierenden Systems markiert, steht im Gegensatz zu den gängigen Erklärungen, so unterschiedlich diese auch sind. Einen Überblick bietet Url (2010), Einzelbeispiele sind Aiginger (2009), Blundell-Wignall/Atkinson (2008), Eichengreen ed. al (2009), Reinhart/Rogoff (2009), Taylor (2009). Guttmann (2008) entwickelt eine ähnliche Erklärung wie die hier vorgestellte. In einzelnen wichtigen Punkten stimmt die vorliegende Analyse mit den jüngsten Abhandlungen von Flassbeck (2009), Galbrath (2010) und Stiglitz (2010) überein.
4
Diese dreifache Umverteilung ist essentielles Element der finanzkapitalistischen Ausprägung einer Marktwirtschaft (siehe dazu Abschnitt 5). Für Ökonomen außerhalb des Mainstreams ist die Umverteilung ein wesentliches Element im Aufbauprozess der Krise: Um die damit verbundenen Stagnationstendenzen zu überwinden, wurde der Konsum in einigen Ländern durch immer größere Verschuldung der privaten Haushalte und durch Immobilienbooms angeheizt ( USA , Großbritannien, Spanien). Andere Länder, insbesondere Deutschland, Japan und China, setzten auf ein exportgetriebenes Wachstum, was die globalen Leistungsbilanzungleichgewicht dramatisch erhöhte (siehe dazu Dürnhaupt, 2010; Horn et al., 2009B; Horn/Joebges/Zwiener, 2009; Sturn/van Treek; 2010; Horn/Sturn/van Treek, 2010). Ich konzentriere mich im Folgenden auf Handelspraktiken und Preisbildung auf Finanzmärkten. Denn die Hypothese, wonach die freiesten Märkte durch business as usual in systematischer Weise falsche Preise produzieren und so wesentlich zum Aufbau des Potenzials für die Krise beigetragen haben, ist von allen Krisenerklärungen die am meisten ausgeblendete.
5
Eine sehr detaillierte, auch für Laien verständliche Darstellung von Informationssystemen und Handelspraktiken auf den verschiedenen Typen von Finanzmärkten bietet Reichert, 2009.
6
Das Konzept von Finanzkapitalismus als einer bestimmten Ausprägung einer kapitalistischen Marktwirtschaft hat viele Ähnlichkeiten mit dem Konzept der Financialisation (siehe dazu Epstein, 2004; Dürnhaupt, 2010; van Treek, 2010, und die dort angeführte Literatur), doch ist es umfassender: Es inkludiert eine Vielzahl von Dimensionen eines ökonomischen Systems wie etwa auch das Verhältnis von Staat zu Markt oder die Bildung ökonomischer Theorien (siehe Übersicht 1), es setzt den Finanzkapitalismus in Kontrast zum Realkapitalismus und stellt die Abfolge beider Systeme in den Kontext des langen Zyklus (siehe die Skizze im folgenden Abschnitt).
7
Das Konzept eines langen politökonomischen Entwicklungszyklus geht davon aus, dass die Abfolge von mehreren Jahrzehnten dauernden Aufschwungs- und Abschwungsphasen durch die Interaktion sozialer und technologischer Faktoren geprägt wird. Die wichtigste soziale, genauer politökonomische, Determinante ist die Bündniskoalition in der Triade Arbeit – Realkapital – Finanzkapital: Die jeweilige Aufschwungsphase ist durch realkapitalistische Rahmenbedingungen geprägt (wie ~1895 bis 1914 oder ~1950 bis ~1975), die Abschwungsphase durch den Finanzkapitalismus (wie 1873 bis ~1895 oder ~1975 bis ~2010ff). Die wichtigste technologische Determinante besteht nicht im Auftreten von Basisinnovationen

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