Mitten in der Nacht
Arme um Lenas Taille. »Und wie ist das mit dir? Bist du auch begeistert von mir?«
Wohlige Wärme ergoss sich über ihren Rücken, und fast hätte sie geseufzt. »Du machst es einem schwer, es nicht zu sein.«
»Gut.« Er hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen und ließ sie dann los. »Das gefällt mir noch besser.«
Mit seinem Geschenkpäckchen ging er hinaus zu ihrem Auto. Lena fand es komisch und liebenswert zugleich, dass er an solche Dinge dachte. Nicht nur an ein Geschenk, das er sich ja leicht leisten konnte, sondern auch an die Aufmachung. Hübsche Tüten oder Schleifen, Bänder oder Geschenkpapiere, mit denen sich die meisten Männer – oder die Männer, die ihr begegnet waren – keine Mühe machen würden.
Jede ihr bekannte Frau würde Declan Fitzgerald als einen sagenhaften Fang bezeichnen. Und er wollte sie haben.
»Ich möchte dir eine Frage stellen«, begann sie, als sie den Motor anwarf.
»Ja oder nein? Multiple choice?«
»Wohl eher die Essay-Kategorie.«
Er lehnte sich zurück und streckte so gut es ging seine Beine aus, als sie den Wagen aus der Einfahrt lenkte. Bei Testfragen hatte er stets hervorragend abgeschnitten. »Schieß los.«
»Wie kommt es, dass du bei all den schicken Damen oben in Boston und all den gut aussehenden Frauen hier in und um New Orleans ausgerechnet bei mir gelandet bist?«
»Weil keine von ihnen mein Herz zum Stillstand oder wie ein Rennpferd beim Startschuss auf Touren gebracht hat. Aber du tust das. Keine hat es bisher geschafft, dass ich mich in zehn oder zwanzig Jahren sehe, wie ich die Hand nach ihr ausstrecke. Du aber schon, Lena. Und ich möchte dich um alles in der Welt festhalten.«
Sie sah ihn nicht an, traute sich nicht, weil sie spürte, wie sich alles in ihr füllte, und wusste, dass ein Blick in sein Gesicht alles zum Überquellen brächte. Warm, süß und besiegt.
»Das ist eine gute Antwort«, brachte sie heraus.
»Sie ist auch wahr.« Er nahm eine ihrer angespannten Hände vom Steuer und küsste sie. »Göttliche Wahrheit.«
»Das glaube ich dir. Aber ich weiß nicht, was ich damit anfangen soll, Declan. Du bist der erste Mann, bei dem ich nicht weiß, was ich tun soll. Meine Gefühle für dich sind unheimlich stark. Ich hätte es lieber, sie wären es nicht.«
»Weißt du, was ich denke? Wir sollten nach Vegas abhauen, dann müsstest du dir keine Gedanken mehr machen.«
»Ha, die Bostoner Fitzgeralds wären bestimmt begeistert, wenn sie erführen, dass du mit einer Cajun-Barbesitzerin aus dem Bayou nach Las Vegas durchgebrannt bist. Da wäre aber die Hölle los.«
»Dann hätten sie für die nächsten zehn Jahre wenigstens was, worüber sie reden könnten. Mein Mutter wird dich mögen«, sagte er fast wie im Selbstgespräch. »Und die ist nicht leicht zu beeindrucken. Es würde ihr gefallen, dass du eine selbstständige Frau bist und dich von keinem abhängig machst. Deinen Laden schmeißt und dich um deine Großmutter kümmerst. Sie würde großen Respekt davor haben. Außerdem würde sie dich lieben, weil ich dich liebe. Mein Vater wäre dir schon nach dem ersten Blick restlos verfallen.«
Sie lachte und fühlte sich merkwürdig erleichtert. »Sind die Fitzgerald-Männer alle so ungezwungen?«
»Wir sind nicht ungezwungen. Wir haben nur einen ausgezeichneten Geschmack.«
Sie kamen vor Odettes Haus zum Stehen und Lena wandte sich ihm zu. »Kommt denn jemand von deiner Familie zur Hochzeit von Remy und Effie?«
»Meine Eltern kommen.«
»Dann werden wir's ja sehen, oder?«
Sie sprang hinaus und stürmte vor ihm zum Haus. »Großmama!« Sie stieß die Tür auf und trat ein. »Ich habe dir einen hübschen Männerbesuch mitgebracht.«
Odette kam aus der Küche und wischte sich ihre Hände an einem rot karierten Geschirrtuch ab. Die Düfte von frischem Kaffee und Gebackenem folgten ihr. Wie immer war sie mit Schmuck behängt und trug ihre derben Stiefel. Aber um Augen und Mund lag eine Anspannung, die selbst Declan sofort auffiel.
»Ein Männerbesuch ist immer willkommen. Bébé«, erwiderte sie und küsste Lenas Wange.
»Stimmt was nicht?«
»Ich habe mir heute Morgen braunes Brot gebacken«, wich Odette ihrer Frage aus. »Kommt alle mit in die Küche.« Sie legte einen Arm um Lenas Taille und zog sie mit. »Was haben Sie denn in der hübschen Tüte, cher?«
»Nur eine Kleinigkeit, die Ihnen gefallen könnte.« In der Küche stellte Declan das Päckchen auf den Tisch. »Das riecht fantastisch hier. Vielleicht sollte ich auch
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