Mitten in der Nacht
ziemlich schnell ungemütlich, und drei meiner Onkels schmissen die beiden raus. Ich brauche eine Zigarette«, sagte Lena und ging aus dem Zimmer.
Kurz darauf kam sie wieder. »Ich hatte einen Freund und war ganz verrückt nach dem Jungen. Da war ich sechzehn, und wieder kreuzte sie auf. Sie flößte ihm Schnaps ein und gab ihm Drogen und schlief mit ihm. Er war kaum älter als ich, also kann man ihm wohl kaum die Schuld geben, sich so idiotisch benommen zu haben. Sie fand es sogar noch lustig, als ich draußen im Delta über die beiden stolperte. Sie lachte und lachte. Als ich diese Wohnung hier hatte und sie zurückkam, nahm ich sie erneut auf. Besser ich als Großmama, dachte ich. Und vielleicht würde sie ja diesmal... nur vielleicht.
Aber sie schob in meinem Bett eine Nummer und brachte ihre Drogen mit zu mir. Sie stahl mein Geld und verließ mich. Von da an war ich fertig mit ihr. Ich bin fertig mit ihr. Aber ich werde nie mit ihr fertig sein, Declan. Was ich auch anstellen mag, ändert nichts daran, dass sie meine Mutter ist.«
»Und nichts, was sie anstellt, kann ändern, wer du bist. Du bist doch der beste Beweis dessen, was in dir steckt, Lena, und das Aushängeschild für die Leute, die dich erzogen haben. Sie hasst dich für das, was du bist.«
Sie starrte ihn an. »Sie hasst mich«, flüsterte sie. »Das habe ich noch nie jemandem sagen können. Warum ist es nur eine so große Hilfe, etwas so Schreckliches auszusprechen?«
»Ich will nicht sagen, dass sie dir nicht mehr wehtun kann, denn das kann sie sehr wohl. Aber eventuell ist die Verletzung jetzt nicht mehr so tief und hält nicht mehr so lange an.«
Nachdenklich drückte sie ihre Zigarette aus. »Ständig unterschätze ich dich.«
»Das ist schon in Ordnung. Auf diese Weise kann ich dich immer wieder überraschen. Was hältst du davon? Sie ist mit Manet Hall verbunden.«
»Was willst du damit sagen?«
»Ich weiß es nicht genau und kann es auch nicht erklären. Ich weiß bloß, dass sie in irgendeiner Verbindung dazu steht. Und ich glaube, sie musste auch deshalb gerade jetzt zurückkommen, um mir zu sagen, was sie mir gesagt hat. Ein weiteres Glied in der Kette. Und ich denke, sie hat dieses Mal sogar was Gutes bewirkt. Ruf deine Großmutter an, Lena. Lass nicht zu, dass diese Frau einen Keil zwischen euch beide treibt.«
»Darüber habe ich ebenfalls nachgedacht. Ich werde sie anrufen. Declan.« Sie nahm ihr Glas und setzte es wieder ab. Auf diese nutzlose Geste reagierte er mit einem fragenden Blick. »Ich wollte die Geschichte zwischen uns beenden.«
»Du hättest es ja versuchen können.«
»Es ist wirklich mein Ernst. Es wäre für uns beide das Beste, wenn wir einen Schritt rückwärts machten und irgendwie versuchten, Freunde zu sein.«
»Wir können Freunde sein. Ich möchte schon, dass unsere Kinder Eltern haben, die einander mögen.«
Sie wedelte frustriert mit den Händen durch die Luft. »Ich muss zurück an die Arbeit.«
»Gut. Aber hör zu, wenn wir schon beim Heiraten sind, es gibt eine kleine Veränderung bei Remy und Effie. Wir werden die ganze Geschichte bei mir stattfinden lassen.«
Sie rieb sich die Schläfen, versuchte ihren Stimmungsschalter genauso elegant umzulegen, wie Declan das zu tun pflegte. »Bei... mit halb fertigen Räumen und Werkzeugen und Gerümpel und –«
»Das ist eine sehr negative Einstellung und nicht gerade hilfreich, zumal ich dich um deine Hilfe bitten wollte. Kannst du mit einem Farbpinsel umgehen?«
Sie stieß einen Seufzer aus. »Musst du denn alle retten?«
»Nur die, die mir wichtig sind.«
Irgendwann in dem Zeitraum zwischen Declans Abfahrt vom Herrenhaus und Effies Ankunft kam Lilibeth noch einmal vorbei. Angestachelt von Kokain und weil sie beleidigt war. Da dieser lausige Hundesohn nicht mal ein paar Scheine für die Mutter der Frau übrig hatte, die er bumste, musste sie sich eben selbst helfen.
Als Declan sie zurück zur Küche begleitet hatte, hatte sie das Erdgeschoss genau inspiziert, und als sie jetzt durch den Hintereingang einbrach, ging sie schnurstracks in die Bibliothek und auf den großen Rollschreibtisch zu, den sie darin entdeckt hatte.
Leute mit Geld hatten ihrer Erfahrung nach immer Bargeld bei der Hand. Mit schnellen Bewegungen zog sie die nicht verschlossenen Schubladen auf, blätterte alles durch und schrie auf, als sie ein hübsches Bündel Fünfziger fand. Die stopfte sie sich in die Tasche.
Sie vermutete, dass auch die Bücher, die in den Regalen
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