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Mitten in der Nacht

Mitten in der Nacht

Titel: Mitten in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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hatte sie sich mit dem Unvermeidlichen abgefunden. Die ganze Zeit über hatte sich jedoch ein Teil von ihr tatsächlich nach ihm verzehrt. Und jedes Mal, wenn sie sich bei einem erwartungsvollen Blick zur Bartür ertappt hatte oder nachts aufgewacht war und die Hand nach ihm ausstreckte, hatte sie sich eine schwache Närrin gescholten.
    Schließlich hatte er an der Tür gestanden. Und noch ehe er ihren Stolz beugte, indem er sie aus ihrer eigenen Kneipe schleppte, hatte sie sich maßlos über ihr eigenes steigendes Verlangen und die abgrundtiefe Erleichterung geärgert.
    »Declan«, fing sie an. »Ich bin nicht fair zu dir gewesen. Ich war nicht in der Stimmung, fair zu sein.«
    »Wenn du dich entschuldigen willst, dann spar dir das. Ich wollte dich verrückt machen. Ich sehe dich lieber wütend als traurig. Deine Mutter macht beides mit dir.«
    »Offensichtlich. Am meisten missfällt mir der Gedanke, dass sie da draußen mit Großmama ist und ihr bestimmt wieder wehtun wird. Ich kann es nicht aufhalten, ich kann nichts dagegen tun. Und das beunruhigt mich. Aber du hättest da nicht hineingezogen werden sollen.«
    »Du hast mich nicht hineingezogen. Es ist einfach passiert.« Er legte den Kopf schief. »Korrigiere mich bitte, wenn ich was Falsches sage. Aber ich habe den Eindruck, du traust mir aufgrund meiner Herkunft nicht zu, dass ich auch mit den dunkleren, schwierigeren und heikleren Aspekten des Lebens fertig werden kann. Insbesondere deines Lebens.«
    »Cher, ich behaupte nicht, du seist nicht stark genug. Aber dieser ganz spezielle Aspekt des Lebens, meines Lebens, ist jenseits deines Erfahrungshorizonts. Jemanden wie sie würdest du nie verstehen.«
    »Weil ich so behütet gewesen bin.« Er nickte. »Sie hat mich heute besucht.«
    Die gesunde Röte, mit der Sex und Hitze Lenas Gesicht belebt hatten, schwand. »Was meinst du damit?«
    »Lilibeth ist heute um die Mittagszeit bei mir vorbeigekommen. Ich habe hin und her überlegt, ob ich es dir sagen soll, dann aber beschlossen, vor dir keine Geheimnisse haben und dir keine Lügen auftischen zu wollen. Auch nicht, um deine Gefühle zu schonen. Sie kam vorbei und hat sich auf ein Bier eingeladen. Dann hat sie versucht, mich zu verführen.«
    »Das tut mir Leid.« Ihr Lippen fühlten sich steif und eiskalt an, als sie die Worte formte. Ihre Kehle brannte wie Feuer. »Das wird nicht wieder vorkommen; dafür sorge ich.«
    »Sei still. Sehe ich aus, als bräuchte ich deinen Schutz? Und spar dir deine Empörung, bis ich fertig bin«, ordnete er an. »Als sie mir an den Reißverschluss wollte, habe ich ihr gesagt, sie solle sich nicht lächerlich machen. Darauf versuchte sie es, indem sie sich über den Küchentisch warf und zu heulen anfing.«
    Er ließ sich auf die Lehne von Lenas Sofa nieder. Der Gesprächston verleitete nicht gerade dazu, sich in all diese weichen, farbenfrohen Kissen zu kuscheln, wie er fand. »Trotz allen Getöses wollten die Tränen nicht so recht fließen, aber ich muss zugeben, dass sie sich Mühe gab. Sie wollte mir weismachen, böse, gemeine Leute wären hinter ihr her. Sie schreckten nicht zurück, ihr, dir oder Miss Odette Schaden zuzufügen, wenn sie ihnen nicht fünftausend Dollar gäbe. Wohin könne sie sich wenden, was könne sie tun?«
    Lena schoss die Farbe wieder ins Gesicht, stieg hoch zu den Wangenknochen. »Du hast ihr Geld gegeben? Wie konntest du glauben –«
    »Erst der behütete Schlaffi, jetzt ein Trottel.« Er seufzte übertrieben und trank seinen Tee. »Also du verstehst es wirklich, einem das Ego aufzupusten, Baby. Ich habe ihr keinen Cent gegeben und ihr unmissverständlich klargemacht, dass ich mich nicht von ihr ausnehmen lasse. Das brachte sie derart aus dem Gleichgewicht, dass sie mir drohte, meine Familie mit reinzuziehen. Offenbar hatte sie sich umgehört und sich ein entsprechendes Bild gemacht. Meinte wohl, sie wäre schockiert und würde sich schämen angesichts der Vorstellung, ihr Liebling sei deinem Bann erlegen. Und um ja keine Chance auszulassen, wollte sie ihnen auch noch erzählen, ich hätte auch sie gefickt.«
    »Zuzutrauen wäre es ihr.« Jetzt war es nicht mehr nur die Kälte –Übelkeit machte sich in ihr breit. »Declan, sie wäre durchaus fähig –«
    »Habe ich dir nicht gesagt, du sollst warten, bis ich fertig bin?« Seine Stimme peitschte nicht, stach nicht. Sie war schlicht und einfach unerbittlich. »Für dieses Gaunerstück an Erpressung verdoppelte sie die Summe auf zehntausend. Ich

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