Mitten in der Nacht
und alle waren sie bereit, mit Hand anzulegen.
Er hatte Maler, Installateure, Zimmerleute und Handlanger. Und obwohl ihn bei dem ganzen Gewühl der Gedanke beschlich, dass schon mit der Hälfte der zur Verfügung stehenden Leute der Originalzustand des Hauses in etwa zwanzig Minuten wieder hergestellt wäre, beschloss er, dies für sich zu behalten.
Es wäre ihm gemein vorgekommen, es auszusprechen.
Und er wusste die Arbeit wirklich sehr zu schätzen. Das sagte er sich auch jedes Mal, wenn er das Gefühl hatte, gewisse Teile des Hauses entglitten ihm und fielen in die Verantwortung anderer.
Eigentlich hatte er sich darauf gefreut, die Verkleidung der rückwärtigen Galerie selbst zu machen, doch er tröstete sich mit der Vorstellung, dass ein kräftiger Hurrikan eine Neuverkleidung nötig machen würde.
Auch das Abschleifen und Lackieren der Fußböden im Ballsaal hatte er sich vorgenommen, doch in Anbetracht der vielen anderen Böden, die im gesamten Haus noch auf ihn warteten, fügte er sich.
Er empfand es im Übrigen als ungeheure Erleichterung, das Streichen der Außenfassade in andere Hände zu legen. Dass er diese schweißtreibende und mühsame Arbeit, bei der es auf absolute Genauigkeit ankam, von seiner Liste streichen konnte, bedeutete für ihn die Freiheit, sich auf die Damengarderobe im Erdgeschoss stürzen und den mundgeblasenen Kandelaber aufhängen zu können, den er für das Foyer erstanden hatte, sowie die Gestaltung des Schmutzraums zu planen. Und und und...
Nun, wenn er nachdachte, gab es noch genügend zu tun.
Dazu kam das reine Vergnügen, Effie zu beobachten, wenn sie in ihrer Mittagspause oder nach der Arbeit angeflitzt kam und wieder davoneilte. Sogar wenn sie ihre Mutter im Schlepptau hatte. Mrs. Renault war das ältere Ebenbild ihrer Tochter mit Adleraugen und einer Stimme wie ein Feldwebel.
Remy hatte Recht, sie konnte einem ganz schön Angst machen. Wann immer es möglich und nicht allzu beschämend war, ging Declan ihr aus dem Weg.
Am zweiten Tag des Einsatzes der vereinten Kräfte schlenderte Declan zur rückwärtigen Galerie, um sich über die Fortschritte zu informieren. Durch die gerade geschnittene und gesetzte Fliese, deren Keramikstaub er noch auf den Kleidern hatte, war er richtig in Schwung gekommen.
Der Geräuschpegel war unglaublich. Stimmen, Radios, Elektrowerkzeuge. So sehr er es auch genoß, unter Leuten zu sein, hätte er doch gern tausend Dollar dafür gegeben, einmal fünf Minuten in seinem Haus allein sein zu können.
»Jim Ready? Ich möchte diese Fenster spiegelblank haben, hörst du? Wie sähe das denn auf den Hochzeitsfotos aus, wenn diese Fenster stumpf wären. Hau rein, Junge!«
Der Klang von Mrs. Renaults Stimme hatte Declan sofort vertrieben und eine andere Richtung einschlagen lassen. Fast hätte er Miss Odette über den Haufen gerannt.
» He, Entschuldigung. Ist alles in Ordnung? Ich habe Sie gar nicht gesehen. Ich war auf der Flucht.«
»Jetzt haben Sie ein volles Haus.«
»Da sagen Sie was. Wenn es bis zum Tag X nicht genügend aufpoliert ist, um den Ansprüchen von Generalin Renault Genüge zu tun, werden wir alle erschossen.« Während er sprach, hakte er sie unter und drängte sie, einzig und allein vom Gedanken besessen, sich selbst zu schützen, in die Bibliothek. Schloss die Türen.
»Darf ich nicht bei Ihnen vorübergehend einziehen?«
Sie lächelte – doch nur ihre Lippen, ihre Augen lächelten nicht mit. »Sie sind so ein guter Junge, Declan, dass Sie das alles für Ihren Freund tun.«
»Im Moment tue ich eigentlich nicht viel mehr, als allem so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen.«
»Aber Ihnen wäre es bestimmt lieber, all diese Leute wären wieder da, wo sie hergekommen sind, und ließen sie in Ruhe, damit Sie sich in aller Muße um Ihr Haus kümmern könnten.«
»Ja, schon.« Er zuckte mit den Schultern und strich sich mit seiner staubigen Hand durch die staubigen Haare. »Es bleibt immer noch genug zu tun, wenn sie wieder weg sind. Der ganze zweite Stock und der Dienstbotenflügel bleiben unangetastet, und wir richten nur noch ein Zimmer im ersten Stock her. Stimmt was nicht, Miss Odette, sagen Sie's mir?«
»Ich arbeite noch daran.« Sie stellte die Einkaufstasche ab, die sie dabei hatte, und ging dann hinüber zu den Buchregalen, um sich einige seiner Bücher anzusehen. Nach wie vor warteten Kisten darauf, eingeordnet zu werden, aber sie sah, wie es gedacht war. Worttürme, manche alt und abgegriffen, andere frisch und
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