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Mitten in der Nacht

Mitten in der Nacht

Titel: Mitten in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Leid. Also gut. Die Manets rafften das Land an sich, billig, wie den Akten zu entnehmen, und bauten das jetzige Gebäude. Sie bauten vorwiegend Zuckerrohr und Baumwolle an und verpachteten Teile ihres Lands an Bauern gegen Ernteerträge. Führten zwanzig Jahre lang ein gutes Leben. Es gab zwei Söhne, beide starben jung. Dann segnete auch der alte Mann das Zeitliche, und es blieb nur noch die Frau übrig, bis sie offenbar im Schlaf verschied. Keine Erben. In den Akten wird eine Enkelin erwähnt, aber man hat sie enterbt. Das Anwesen wurde versteigert und ist seitdem von einer Hand in die nächste gewandert. Die meiste Zeit stand es leer.«
    »Und?«
    Declan beugte sich nach vorne. »Glaubst du, dass es ein Spukhaus ist?«
    Remy grinste und schnappte sich das letzte Stück Pizza. »Diese ganze Geschichtslektion sollte also nur dazu dienen, mir diese eine Frage zu stellen? Junge, Junge, an dir ist ein guter Südstaatenanwalt verloren gegangen. Aber gewiss spukt es hier.« Seine Augen tanzten, während er in die Pizza biss. »Ein Haus, das schon so lange hier steht und in dem es nicht spukt, hätte gar keine Daseinsberechtigung. Du hast die Enkelin erwähnt. Mütterlicherseits war sie eine Rouse. Das weiß ich deshalb, weil ich über vier, fünf Ecken mit den Simones verwandt bin und die Simones dieser Linie entstammen. Das Mädchen wurde, soweit ich weiß, von ihren Großeltern mütterlicherseits aufgezogen, nachdem seine Mutter mit irgendeinem Mann durchgebrannt ist – heißt es jedenfalls. Ich weiß nicht, ob mir noch einfällt, was mit ihrem Vater passiert ist, aber das können dir sicherlich auch andere erzählen. Was ich weiß, ist, dass Henri Manet, seine Frau Josephine und der eine Sohn – wenn ich verflixt noch mal nur auf den Namen käme – alle in diesem Haus gestorben sind. Und es wäre schon eine himmelschreiende Schande, wenn nicht einer von ihnen die Geistesgegenwart besäße, in diesem Haus herumzuspuken.«
    »Natürliche Todesursachen? Bei denjenigen, die hier gestorben sind?«
    Neugierig runzelte Remy die Stirn. »Soweit ich weiß, ja. Warum?«
    »Ich weiß nicht.« Declan musste einen Schauder niederkämpfen. »Schwingungen.«
    »Möchtest du, dass mal jemand hier durchs Haus geht? Kleine Beschwörungen, ein bisschen Voodoo, der deinen Geist verjagt, oder vielleicht auch eine Geisterbeschwörung, um dich ein wenig mit ihm zu unterhalten? Du findest in der Stadt an jeder Straßenecke eine Hexe oder einen Hellseher.«
    »Nein danke.«
    »Lass es mich wissen, wenn du es dir anders überlegst.« Remy blinzelte ihm zu. »Ich werde dir jemanden vermitteln, der eine schöne Show zu inszenieren weiß.«
    Er wollte keine Show, entschied Declan später. Aber er wollte unter die Dusche und ins Bett. Vom Jim Beam angenehm benebelt, schleppte er Kisten herein und wühlte darin, bis er Laken und Handtücher fand. Alles, was er für die Nacht zu benötigen glaubte, schleppte er nach oben.
    Dass er sein Bett machte, hatte eher etwas mit katholischen Schuldkomplexen als mit seinem Ordnungsbedürfnis zu tun. Er belohnte sich mit einer zehnminütigen Dusche und stieg dann, begleitet vom unaufhörlichen Rauschen des Regens, in die frischen Laken.
    Es dauerte keine dreißig Sekunden, bis er schlief.
    Ein Baby weinte. Declan fand das in keiner Weise merkwürdig. Babys weinten nun mal mitten in der Nacht oder wann immer ihnen sonst danach war. Es klang eher beunruhigt und ärgerlich als ängstlich.
    Jemand sollte gehen und es in den Arm nehmen... und tun, was man mit weinenden Babys so tat. Es füttern. Frisch wickeln. Es wiegen.
    Wenn er als Kind aus seinen Albträumen aufgewacht war, waren seine Mutter oder seine Kinderfrau, manchmal auch sein Vater zu ihm ins Zimmer gekommen, um ihm den Kopf zu streicheln und bei ihm sitzen zu bleiben, bis die Angst wieder verschwunden war.
    Das Baby hatte keine Angst. Es war hungrig.
    Es kam ihm nicht seltsam vor, dass ihm dieser Gedanke kam. Dass er das wusste.
    Doch er fand es überaus seltsam, höchst seltsam, dass er sich, als er schweißgebadet aufwachte, vor der Tür mit dem stumpf gewordenen Messingknauf im dritten Stock befand.
     

3
    Schlafwandeln. Das war seit seiner Kindheit nicht mehr vorgekommen. Aber im wässrigen Licht des Tages war eine Erklärung dafür leicht zur Hand. Jim Beam, Peperonipizza und Geistergespräche.
    Ein wenig schwerer zu akzeptieren war das in die Eingeweide schneidende Entsetzen, das er verspürt hatte, als er sich beim Erwachen vor der Tür im

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