Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mitten in der Nacht

Mitten in der Nacht

Titel: Mitten in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
sie an sich. Von einem Gleiten in die Hitze konnte diesmal nicht die Rede sein, sie tauchten kopfüber hinein.
    O ja, dachte sie, die Erregung vor dem Absturz war garantiert.
    »Nur eine kleine Erinnerung«, erklärte er ihr.
    Wohl eher eine Warnung. Er war keineswegs so zahm, wie er sich gab. »Ich werde es nicht vergessen. Bis später, cher.«
    »Lena. Wir haben nicht darüber gesprochen, was da oben passiert ist.«
    »Das werden wir noch«, rief sie ihm zu, ohne innezuhalten.
    Erst als sie aus dem Haus trat, konnte sie wieder normal durchatmen. So einfach, wie sie angenommen hatte, würde sie nicht mit ihm fertig werden. Die guten Manieren waren bei ihm keine Politur, sie gehörten zu ihm. Aber auch die Hitze, die Entschlossenheit.
    Es war eine Kombination, die sie bewunderte und respektierte.
    Was aber nicht hieß, dass sie nicht mit ihm fertig wurde, sagte sie sich beim Einsteigen in ihr Auto. Mit Männern fertig zu werden gehörte zu ihren hervorragendsten Fähigkeiten.
    Aber dieser Mann war weitaus vielschichtiger, als er oberflächlich betrachtet zu sein schien. Und weitaus faszinierender als jeder, der ihr bisher begegnet war.
    Sie wusste genau, was die Männer sahen, wenn sie ihre Blicke auf sie richteten. Und es machte ihr auch nichts aus, weil mehr in ihr steckte als das, was sie sahen. Oder sehen wollten.
    Sie hatte einen scharfen Verstand, Rückgrat und die Bereitschaft, beides zu nutzen, um an ihr Ziel zu gelangen. Ihr Leben funktionierte nach denselben Gesetzmäßigkeiten wie ihre Bar. Farbenfrohes wurde geschätzt, und hinter dem Chaos verbarg sich eine Grundordnung.
    Im Rückspiegel erhaschte sie im Wegfahren noch einen Blick auf Manet Hall. Es beunruhigte sie, dass Declan Fitzgerald diese Grundfesten wie kein anderer Mann zuvor zu erschüttern vermochte.
    Und sie hatte Sorge, er könnte Risse zurücklassen, wenn er ginge, die sich nicht so leicht wieder reparieren ließen.
    Sie gingen immer. Es sei denn, man ging zuerst.
    Beim Einschlafen kreisten seine Gedanken um Lena und er verlor sich in Träumen von ihr. Heftige, körperhafte Träume, in denen sie neben ihm lag, sich mit harten, raschen Zuckungen ihrer Hüften unter ihm bewegte. Feuchte Haut wie flüssiges Gold. Dunkle Schokoladeaugen und rote, nasse Lippen.
    Er konnte ihren Atem hören, hören, wie sie ihn anhielt und wieder losließ, kleine Lustgluckser. Er roch sie und diesen Sirenentanz von Jasmin, bei dem er an Harems und dunkle Ecken denken musste.
    Er fiel in tieferen Schlaf und verzehrte sich nach ihr.
    Und sah sie einen Korridor entlanghuschen, die Arme voller Wäsche. Ihr Haar, dieses umwerfend schöne Haar, war straff nach hinten gesteckt, und ihr verführerischer Leib steckte vom Hals bis zu den Knöcheln in einem sackartigen Kleid, gemustert mit winzigen, verblassten Blumen.
    Ihre Lippen waren ungeschminkt und fest aufeinander gepresst. Und in seinem Traum hörte er ihre Gedanken, als wären es seine eigenen.
    Sie musste sich beeilen, musste die Wäsche verstauen. Madame Manet war bereits auf und bewegte sich durchs Haus und wurde ärgerlich, wenn sie irgendwelche kleinen Dienstboten durch die Korridore huschen sah. Wenn sie sich nicht beeilte, wurde sie womöglich bemerkt.
    Sie wollte nicht, dass Madame sie bemerkte. Dienstboten blieben länger in Lohn und Brot, wenn sie unsichtbar waren. Das jedenfalls behauptete Mademoiselle LaRue, die Haushälterin, und sie irrte nie.
    Sie brauchte die Arbeit. Ihre Familie benötigte das Geld, das sie nach Hause brachte, und außerdem arbeitete sie gern hier im Herrenhaus. Es war das schönste Haus, das sie je gesehen hatte. Sie war glücklich und stolz, ihren Teil zu seiner Pflege beizutragen.
    Wie oft hatte sie aus den Schatten des Bayou ihren Blick darauf gerichtet? Es bewundert und die Gelegenheit herbeigesehnt, sich durch die Fenster all die Schönheit drinnen angucken zu dürfen.
    Und jetzt war sie drinnen, zu einem ganz bescheidenen Teil für die Pflege seiner Schönheit verantwortlich.
    Wie gern polierte sie das Holz, wischte die Böden. Sah das Glas funkeln, nachdem sie es blank gerieben hatte.
    In seinem Traum betrat sie den Korridor durch eine der Geheimtüren im zweiten Stock. Ihre Augen nahmen alles in sich auf, während sie weitereilte – die Tapete, die Teppiche, das Holz und das Glas. Sie schlüpfte in ein Ankleidezimmer und legte die Wäsche in einen Schrank.
    Aber als sie sich wieder der Tür zuwandte, erregte irgendetwas ihre Aufmerksamkeit, und sie ging auf Zehenspitzen

Weitere Kostenlose Bücher