Mitten in der Nacht
sperrte die Tür auf. Wenn es ein Fehler war, sagte sie sich, dann wäre es nicht ihr erster. Und ihr letzter auch nicht.
Sie zündete Kerzen an, legte Billie Holiday auf. Sex sollte locker sein, erinnerte sie sich. Und wenn es zwischen zwei ungebundenen Erwachsenen dazu kam und die Lust darüber hinaus mit etwas Zuneigung gekoppelt war, dann sollte es ein Fest sein.
Die Entscheidung dafür hatte zudem sie selbst getroffen, egal welche Überzeugungskünste mitgewirkt hatten. Was sollte auch alles Bedauern, ehe es überhaupt begonnen hatte.
Er klopfte. Sie musste lächeln, dass er nicht einfach eintrat. Gute Manieren und heißes Blut. Eine interessante Kombination. Unwiderstehlich.
Sie öffnete die Tür, und Billie Holidays Herzschmerz strömte nach draußen. Declan schob die Hände in die Taschen und lächelte sie an.
»Hallo.«
»Hallo, da bist du ja wieder, mein Schöner.« Lena griff nach seiner Krawatte. »Komm hier rein.« Sie zerrte und zog ihn durch die Tür. Und hätte ihn im Rückwärtsgang direkt ins Schlafzimmer abgeschleppt.
Aber er legte seine Hände auf ihre Hüften und zog sie an sich heran. »Ich mag deine Musik.« Er brachte sie behutsam zum Tanzen. »Wenn ich noch etwas anderes außer dir wahrzunehmen in der Lage bin, werde ich dir sagen, ob mir deine Wohnung gefällt.«
»Hast du Unterricht darin genommen, was du sagen musst, damit die Frauen dir zufliegen?«
»Naturtalent.« Er streifte mit seinen Lippen ihre Mundwinkel. Und über das kleine aufreizende Muttermal. »Die Straßen von Boston sind übersät mit meinen Eroberungen. Das hat den Verkehr verdammt erschwert, und die Stadtverwaltung hat mich gebeten, die Stadt zu verlassen.« Er rieb sanft mit seiner Wange an ihrer. »Ich rieche dich im Schlaf. Und wenn ich aufwache, will ich dich.«
Ein Schauder durchbebte ihr Herz, als würde es nach langem Frost die Wärme spüren. »In dem Moment, als du an meinen Tresen kamst, wusste ich, dass es mit dir nur Ärger geben würde.« Sie rekelte sich unter der Hand, die über ihren Rücken glitt. »Ich wusste nur noch nicht, wie viel Ärger.«
»Jede Menge.« Er raffte sie an sich und presste seinen Mund auf ihre Lippen, bis sie beide stöhnten. »Wo hinein?«
»Hmm. Ich könnte mir viele Wege vorstellen.«
Was ihm noch an Blut im Gehirn verblieben war, schoss ihm jetzt direkt in die Lenden. »Ha. Ich habe gemeint, wohin geht's zu deinem Schlafzimmer.«
Mit einem tiefen Lachen kaute sie an seiner Unterlippe. »Die linke Tür.«
Als er sie durchs Zimmer und durch die Tür trug, strömten zahlreiche Eindrücke auf ihn ein. Lebhafte Farben, altes Holz. Doch vor allem waren seine Sinne von der Frau gefesselt, die er in den Armen trug. Von ihrem Gewicht, ihrer Gestalt und ihrem Duft. Von der Überraschung, die über ihr Gesicht zuckte, als er sie neben dem Bett auf die Beine stellte, anstatt sie aufs Bett zu legen.
»Ich würde mir gern Zeit damit lassen, wenn du nichts dagegen hast.« Er strich mit seiner Fingerspitze über ihr Schlüsselbein, über die reizende Kurve ihrer Brust, die das Kleid freigab. »Du weißt schon, wie wenn man ein Geschenk auspackt.«
»Dagegen habe ich nun wirklich nichts einzuwenden.«
Sie hatte mit einer stürmischen Eroberung gerechnet – schnelle Hände, hungriger Mund –, die zu der ungezügelten Lust gepasst hätte, die sie in seinen Augen gesehen hatte. Doch als seine Hände die ihren nahmen, die Finger sich ineinander verhakten und seine Lippen seidig auf ihren Lippen lagen, fiel ihr wieder ein, wie schonungslos er tags zuvor seine Wut gebändigt hatte.
Offenbar vermochte er andere Leidenschaften ebenso zu beherrschen.
Auf Romantik war sie jedenfalls nicht vorbereitet. Das war ihm bereits anhand ihrer Reaktion auf die Tulpen klar geworden. Sie war überrascht gewesen, doch in ihren Augen hatte der Argwohn eindeutig dominiert. Genauso wie jetzt, als er sein Tempo drosselte und sich dem stillen Vergnügen eines Kusses hingab.
Jetzt reichte es ihm nicht mehr, sie mit seiner Verführung ins Bett zu locken. Er wollte, dass seine Verführung diesen Argwohn in hilflosen Genuss verwandelte.
Ihre Lippen waren warm und willig. Es fiel ihm nicht schwer, seine mit ihren zu verschmelzen, sich auf diesem trägen Gleiten der Zungen treiben zu lassen, während ihre Körper noch immer zu tanzen schienen.
Als ihre Finger in seiner Hand schlaff wurden, wusste er, dass sie mit ihm trieb.
Mit einer sachten Bewegung öffnete er den Reißverschluss ihres Kleides und
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