Mitten in der Nacht
gekauft, Liebster?«
»Es ist geliehen. Auf diese Weise können wir beide so viel Champagner trinken, wie wir möchten.«
Als Declan sie die Treppe hinabführte, dachte sie, dass dieser Abend für eine erste Verabredung ganz schön ausbaufähig war. Es wurde noch besser, als der uniformierte Fahrer die Tür öffnete und sie mit einer Verbeugung einsteigen ließ.
Drinnen standen zwei Silberkübel. In einem steckte eine Flasche Champagner, in der anderen ein Wald von Tulpen.
»Rosen sind so plump«, erklärte er, zog eine einzelne Tulpe heraus und reichte sie ihr. »Und das passt nicht zu dir.«
Sie drehte die Tulpe unter ihrer Nase. »Machst du auf diese Weise auch den Mädchen in Boston den Hof?«
Er schenkte eine Champagnerflöte ein und reichte sie ihr. »Es gibt keine anderen Mädchen.«
Aus dem Gleichgewicht gebracht, trank sie einen Schluck. »Du blendest mich, Declan.«
»Das gehört zum Plan.« Er stieß mit ihr an. »Ich bin wirklich gut darin, einen Plan bis zum Ende durchzuführen.«
Sie lehnte sich zurück und schlug ihre Beine in einer langsamen, auf seine Reaktion hin wohl durchdachten Bewegung übereinander. »Du bist ein gefährlicher Mann. Und weißt du, was dich wirklich gefährlich macht? Man entdeckt es erst, wenn man schon ein Stück weit unter die glatte Oberfläche vorgestoßen ist.«
»Ich will dir nicht wehtun, Lena.«
»Oh, natürlich nicht.« Sie stieß ein tiefes, entzücktes Lachen aus. »Das gehört aber einfach zur Reise dazu, Schätzchen. Ist bloß Teil der Reise. Und bis jetzt genieße ich sie.«
Er führte sie zu einem eleganten französischen Restaurant im alten Stil, in dem die Ober schwarze Krawatten trugen, das Licht gedämpft und der Ecktisch für Intimitäten gedacht war.
Sekunden nachdem sie sich niedergelassen hatten, wurde die zweite Flasche Champagner gebracht, und sie sagte sich, dass er dies vorbestellt haben musste. Und wahrscheinlich vieles andere auch.
»Ich habe mir sagen lassen, dass das Essen hier denkwürdig sei. Das Haus stammt aus dem Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts«, fuhr er fort. »Neo-georgianischer Kolonialstil. Es gehörte einem Künstler. Bis vor etwa dreißig Jahren diente es als Privathaus.«
»Recherchierst du immer die Geschichte deiner Restaurants?«
»Es kommt auf das Ambiente an. Vor allem in New Orleans. Auf die Küche ebenso. Es heißt, das caneton à l'Orange sei die Spezialität des Hauses.«
»Dann sollte einer von uns das Entchen nehmen.« Verwirrt legte sie ihre Speisekarte beiseite. Man hatte mit ihm nicht nur viel zu lachen, ging es ihr durch den Kopf. Er war nicht nur sexy und klug. Er war interessant. »Dieses Mal wählst du aus.«
Locker wie ein Mann, der an gutes Dinieren in exklusiven Restaurants gewohnt war, bestellte er in einem Atemzug die gesamte Speisenfolge von den Appetithäppchen bis zum Schokoladensoufflé.
»Dein Französisch ist gut, jedenfalls um Essen zu bestellen. Sprichst du es sonst auch?«
»Ja, aber bei Cajun-Französisch muss ich oft passen.«
»Bist du in Paris gewesen?«
»Ja.«
Sie beugte sich nach vorne, wie sie das immer machte, die Arme an der Tischkante verschränkt, den Blick auf ihn gerichtet. »Ist es schön?«
»Ja, das ist es.«
»Eines Tages möchte ich auch hinfahren. Nach Paris und Florenz, nach Barcelona und Athen.« Das waren für sie heiße, farbenprächtige Traumstädte, und die Ahnung davon war so aufregend wie der Wunsch. »Und du hast sie alle gesehen.«
»Athen nicht. Noch nicht. Meine Mutter ist gern gereist, also sind wir in meiner Jugend jedes Jahr nach Europa geflogen. Jedes zweite Jahr waren wir in Irland. Da haben wir immer noch Familie.«
»Und welchen Ort bevorzugst du?« Sie stützte die Ellbogen auf den Tisch und ihr Kinn auf die ineinander verschlungenen Finger. »Von all den Orten, in denen du gewesen bist?«
»Schwer zu sagen. Die Westküste Irlands, die Hügel der Toskana, ein Straßencafé in Paris. Aber im Moment ist mein Lieblingsort direkt hier.«
»Du alter Schmeichler. Na gut, dann erzähl mir von Boston.«
»Es ist eine Hafenstadt in New England von großer historischer Bedeutung.« Als sie lachte, lehnte er sich zurück und ließ es auf sich wirken. »Oh, das hast du also nicht gemeint.«
»Erzähl mir von deiner Familie. Hast du Brüder, Schwestern?«
»Zwei Brüder, eine Schwester.«
»Große Familie.«
»Du machst dich wohl lustig? Meine Eltern waren ganz arme Schlucker in Hinblick auf das Gehet-hin-und-vermehret-euch. Mama hat sechs
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