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Mitten in der Nacht

Mitten in der Nacht

Titel: Mitten in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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feindliche Kräfte in diesem Haus. Die eine hat Sie hergebracht, die andere möchte Sie vertreiben. Und es bleibt abzuwarten, welche von beiden die stärkere ist.«
    Sie öffnete ihr Sonntagstäschchen und holte ein kleines Musselinsäckchen heraus. »Das hier habe ich für Sie hergerichtet.«
    »Was ist das?«
    »Ach, ein wenig Küchenzauber. Stecken Sie das einfach in Ihre Tasche. Kann sein, dass es nicht hilft, aber schaden kann's auf gar keinen Fall.« Sie nahm ihr Glas und lächelte es an. »Unvorstellbar, Champagner zum Frühstück.«
    »Kommen Sie mit mir nach Borneo und Sie können darin baden.«
    »Wenn ich davon genug getrunken habe, cher, könnte ich Sie beim Wort nehmen.«
    »Ich bestelle uns noch eine Runde.«
    Er ging so freundlich mit ihr um, fand Lena. Flirtete mit ihrer Großmutter, bis Odette vor Freude rote Bäckchen hatte, die während des langen, genüsslichen Essens strahlten. Es lag wohl daran, dass ihm Menschen wichtig waren. Er sich die Zeit nahm und die Mühe machte, herauszufinden, woran sie Freude haben könnten, um dann dafür zu sorgen.
    Er war aufmerksam, schlau, sexy, reich, willensstark und freundlich.
    Und er behauptete, sie zu lieben.
    Inzwischen glaubte sie, ihn gut genug zu kennen, um sich sicher sein zu können, dass er es gesagt hatte, weil er es auch so meinte. Und genau das zermürbte sie.
    Denn zu seinen anderen Qualitäten kam noch eine dicke Strähne Ehrlichkeit. Und Mut, der unglaublichen Starrsinn verriet.
    Er könnte es schaffen, dass sie sich in ihn verliebte. Sie war schon halbwegs so weit und schlitterte immer schneller darauf zu. Jedes Mal, wenn sie versuchte, die Notbremse zu ziehen, geriet sie ins Schleudern und wurde schwach. Und dieses Taumeln war ebenso beunruhigend wie aufregend.
    Aber was würde passieren, wenn es sie wirklich erwischte? Wenn sie sich erst einmal ganz hatte fallen lassen, könnte sie nicht mehr so einfach aussteigen. Dazu kannte sie sich zur Genüge. Beziehungen waren problemlos, solange sie ihr nichts bedeuteten oder nur für den Augenblick von Bedeutung waren.
    Waren sie jedoch von dauerhafter Bedeutung, veränderten sie alles.
    Sie musste allerdings zugeben, dass sich schon einiges verändert hatte. Angefangen hatte es mit diesem sehnsüchtigen Verlangen nach ihm, das sie in sich trug. Und jetzt kamen das Wohlgefühl und die Herausforderung dazu, die sie empfand, wenn sie mit ihm zusammen war. Sie konnte sich vorstellen, dieses Gefühl Tag für Tag, Jahr für Jahr zu haben.
    Sie fürchtete sogar, ihm ein Versprechen zu geben, wenn er es verlangte.
    Nein, sie fürchtete es nicht, korrigierte sie sich, wäre aber über sich erstaunt. Weil es ihr eigentlich widerstrebte. Sie nicht bereit dazu war.
    Dann beobachtete sie ihn dabei, wie er sich über ihre Großmutter beugte und ihr einen Kuss auf die Wange drückte, und fürchtete – und hier sah sie keine Veranlassung, eine Korrektur anzubringen –, dass sie ihm am Schluss alles geben würde, worum er sie bat.
    Er machte ihr den Hof. Declan fand dieses im Süden recht gebräuchliche Wort besonders ansprechend, setzte es doch Bilder von Mondlicht, Schaukelstühlen auf Veranden, sauren Limonaden und Volkstänzen in Gang.
    Den ganzen März über waren seine Gedanken, seine Zeit und seine Pläne von zwei Dingen beherrscht: von Lena und dem Haus.
    Die eindeutigen Ergebnisse seiner neurologischen Untersuchungen feierte er, indem er sich einen freien Tag zum Stöbern in Antiquitätenläden gönnte. Der Frühling hatte die Blumen aus dem Boden schießen und die Fußgänger die Ärmel hochkrempeln lassen. Die bei den Touristen so beliebten Kutschpferde tänzelten mit fröhlichem Hufgeklapper über das Straßenpflaster.
    Bald würde der Sommer sich mit schwerer Hand auf alles legen und die Luft in Sirup verwandeln. Bei diesem Gedanken erinnerte Declan sich daran, dass er die Klimaanlage erneuern lassen musste und vielleicht in einigen Räumen Deckenventilatoren installieren könnte.
    Wie üblich gab er beim Einkaufen sehr zur Freude mehrerer Geschäftsleute seinen Impulsen nach und kam schließlich in einen Laden, der schlicht und einfach Yesterday hieß.
    Es war ein Durcheinander aus Plastiken, Lampen, altem Krimskrams und Schmuck und drei mit Vorhängen abgetrennten Kabinen, in denen die Kunden sich die Tarotkarten legen lassen konnten.
    Als Erstes fiel ihm der Ring ins Auge. Der blutrote Rubin und der eisige Diamant bildeten die zwei Hälften eines ineinander greifenden Herzens an einem

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