Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt

Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt

Titel: Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechtild Borrmann
Vom Netzwerk:
ihm bitte, dass er sich umgehend bei uns melden soll.“
    Die Frau blieb eine Antwort schuldig.
    An der Haustür drehte Linda sich noch einmal um.
    „Müssen die Kinder nicht zur Schule?“
    Vehement schüttelte Martina Koller den Kopf. „Nein! Nein! Heute ist doch Samstag. Da ist keine Schule, und der Kindergarten hat auch zu.“
    Als sie die Stufen mit dem wackeligen Geländer hinuntergingen, blieb Grube plötzlich stehen und drehte sich zu Linda um.
    „Was war das denn?“
    Linda machte eine wegwerfende Handbewegung. „Hat wahrscheinlich schon öfter Ärger mit dem Jugendamt gehabt.“
    Grube stand immer noch. Dann fiel ihm auf, was er gerade gesehen hatte. Der Gaskocher. Außerdem war es kalt in der Wohnung gewesen.
    „Linda, die haben keinen Strom.“
    Sie nickte und ging an ihm vorbei auf den Ausgang zu.
    „Stimmt. Wahrscheinlich die Rechnung nicht bezahlt. Da fackeln unsere verarmten Stromkonzerne nicht lange. Das können die sich nicht leisten!“
    „Aber …“, Grube schluckte. „Da leben doch Kinder. Die können denen doch nicht einfach den Strom abstellen.“
    Linda verdrehte die Augen. „Mann, Vincent, wo lebst du eigentlich?“

15
    Es war kurz nach Mittag, als sie am Krankenhaus eintrafen. Roberta und Despina waren schon am Vormittag hergefahren. Als sie den Krankenhausflur betraten, saßen die beiden Frauen mit Kaffee vor dem Zimmer und lächelten ihnen entgegen.
    Roberta sprang auf, nahm Vittores Kopf und küsste ihn auf die Stirn.
    „Luca war wach. Er hat uns erkannt, und er konnte sich erinnern, was passiert ist. Sie haben seine Arme und Beine getestet, alles in Ordnung, Vittore. Sie sagen, so wie es aussieht, wird er wieder ganz gesund!“
    Vittore drückte sie fest an sich und atmete tief durch. „Gott sei Dank!“, flüsterte er vor sich hin, „Gott sei Dank!“ Dann ließ er sie los und nickte bedächtig.
    „Was meint ihr, ob ich mal mit ihm reden kann?“
    „Nein!“ Roberta schüttelte energisch den Kopf. „Sie geben ihm weiterhin starke Schmerzmittel und haben gesagt, er braucht Ruhe. Er wird wieder gesund. Das ist jetzt das Wichtigste.“
    In Vittores Kopf überschlugen sich die Informationen. Nun gut, aber den Koller würde er sich trotzdem schnappen. Er wechselte einen kurzen Blick mit seinem Schwager, und ein unmerkliches Nicken zeigte ihm, dass Luigi das Gleiche dachte.
    „Roberta, gib mir doch mal die Schlüssel für den Golf.“
    Arglos zog sie das kleine Ledermäppchen aus ihrer Handtasche.
    Vittore ging zum Besucherparkplatz und nahm das Fahrtenbuch aus dem Handschuhfach. Flutstraße hatte Luca eingetragen. Das war auf dem ehemaligen Hendricksgelände. Roberta hatte geschimpft, weil das Ausliefern so lange gedauert hatte.
    „Eine Halle, ganz weit durch“, hatte Luca entschuldigend gesagt, „ich musste suchen.“
    Vittore ging zur Krankenstation zurück. Nach zehn Minuten verabschiedeten sich die beiden Männer.
    „Wo wollt ihr hin?“
    Despinas Frage traf sie unvorbereitet.
    „Wir? Einkaufen“, rief Vittore fröhlich. „Wir machen heute Abend wieder auf und anschließend feiern wir ein bisschen.“
    Als er zusammen mit Luigi in Richtung Klever Ring unterwegs war, atmete er erleichtert auf.
    „Wenigstens einen Denkzettel. Der Raub interessiert mich nicht, aber er ist schuld, dass Luca da liegt und Schmerzen hat. Er hat ihn absichtlich angefahren.“ Dabei wusste er, dass er seinen Schwager gar nicht überreden musste.
    Sie bogen links in die Flutstraße ein, vorbei an den Hallen der Niag, vor denen blitzblanke Busse in Reih und Glied standen wie bunte Riesenkäfer. Die Straße zog sich in einem Bogen weiter durch unbebautes Gelände. Für einen Augenblick glaubte Vittore, zu weit zu sein, konnte sich nicht vorstellen, dass in dieser Einöde noch Hallen standen. Dann sah er sie. Auf der rechten Seite lag ein langes, graues Gebäude mit einem Flachdach. Das breite Rolltor war verschlossen.
    Er parkte das Auto in sicherer Entfernung. Sie gingen zum Seiteneingang, stiegen über rostigen Metallschrott, der mit Brombeersträuchern überwuchert war. Luigi drückte die Türklinke. Verschlossen! Sie schlichen um das Gebäude herum. Ein Fenster an der Rückseite war zerschlagen und notdürftig mit Pappe abgedeckt. Vittore nahm sein Messer aus der Tasche und löste die Ränder der Pappe aus dem Rahmen. Sie lauschten. Im Innern der Halle war es still. Ein schwacher Lichtschein fiel aus einem Raum, den man über eine Metalltreppe erreichen konnte. Ein Kasten aus Holz und

Weitere Kostenlose Bücher