Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt
aber Olpmeier macht, wenn der Preis passt, so einiges möglich.“
Beckmann hakte nach. „Ich hab gehört, der hätte in den letzten Wochen einen schwarzen Patrol verkauft.“
„Ja, ich weiß. Aber das war einer vom Baujahr 2002 oder 2003. Der kommt nicht in Frage.“
„Und wieso kommst du auf Koller?“
„Koller hat einen Patrol. Allerdings einen roten. Ein Kumpel war da mal dran interessiert, aber damals wollte der auf keinen Fall verkaufen. Dann hat er seinen Lappen verloren wegen seiner Sauferei, und danach war auch das Auto weg. Keine Ahnung, ob der verkauft hat. Mein Kumpel hat ihn gefragt, und Koller hat behauptet, er habe ihn eingelagert.“
Beckmann erreichte Vittore gegen Mittag auf dem Handy. „Also, wirklich weiter bin ich noch nicht. Der Patrol von Olpmeier kommt nicht in Frage. Das war ein neueres Modell. Zwei Namen hab ich. Koller und Mertens. Die haben beide …“
„Koller?“ Augenblicklich wusste Vittore, dass er den Fahrer gefunden hatte. Er war Anfang des Jahres einmal im Laden gewesen, aber was viel wichtiger war, er hatte sich ihr Pizzataxi kommen lassen. Mindestens zweimal hatte Luca Pizza und Wein geliefert. Er, Vittore, hatte die Bestellung angenommen. Auf den Namen Koller!
Luca hatte den Golf benutzt. Er brauchte sofort das Fahrtenbuch aus dem Golf.
14
Linda saß bereits an ihrem Platz, als Vincent Grube um acht Uhr bei ihr reinschaute. Sie winkte ihm mit einem Computerausdruck zu.
„Sechsunddreißig Patrols im Kreis Kleve. Wollen wir die alle abklappern oder erstmal nur die Schwarzen?“
„Die Schwarzen und Halter mit dem Prädikat: schon mal aufgefallen!“ Er nahm die Liste entgegen und schaute drüber.
„Irgendjemand, der sich besonders auszeichnet?“
Linda zuckte mit den Schultern.
„Ein Sallig, Karl. Xanten. Vorbestraft wegen Hehlerei. Möller, Frank. Wachtendonk. Mehrere Jugendstrafen. Dealerei, Autos geknackt und so. Ist aber in den letzten sieben Jahren nicht mehr in Erscheinung getreten.“
Grube zog die Nase kraus. „Was bedeutet, dass er entweder nichts mehr gemacht hat oder dass er dazu gelernt hat und sich nicht mehr erwischen lässt.“
Linda kreiste einen weiteren Namen auf der Liste ein.
„Koller, Andreas. Mehrfache Körperverletzung und häusliche Gewalt. Autoschlosser. Hat danach lange als Autoverkäufer gearbeitet, in den letzten Jahren immer nur kurze Beschäftigungen entweder als Verkäufer oder als Autoschlosser.“
Grube atmete tief durch.
„Autoschlosser! Das klingt doch gut. Den nehmen wir uns als Erstes vor. Adresse?“
„Gemeldet ist der in Emmerich, Steinstraße. Das muss in der Nähe der Fußgängerzone sein. Aber freu dich nicht zu früh. Sein Patrol ist rot.“
Grube berichtete von seinen Ermittlungen am Vorabend. Den Wachmännern des Security-Unternehmens war am letzten Wochenende nichts Ungewöhnliches aufgefallen und die Putzfrau hatte Stein und Bein geschworen, noch nie mit irgendjemandem über die Kamera gesprochen zu haben. Auch Bergers Verkäuferinnen konnten sich nicht erinnern, dass ein Kunde sich in letzter Zeit auffällig benommen hatte.
Als sie über die Emmericher Rheinbrücke fuhren, hatte sich die Sonne durch die dünne Wolkendecke geschoben und spiegelte sich im Wasser. Einige Pfeiler waren eingerüstet und bekamen einen neuen Anstrich.
Linda stellte den Wagen auf dem Parkplatz vor dem Rathaus ab. Die gesuchte Adresse war ein Durchgang zwischen einer Videothek und einem leer stehenden Ladenlokal. Eigentlich schöne alte Häuser mit Stuckarbeiten über den Fenstern, aber die Fassaden waren verwittert, der Außenanstrich blätterte ab und der Verputz darunter bröckelte. Durch einen schmalen Torbogen traten sie in einen grauen Hinterhof. In den Fenstern waren hier und da vergilbte Gardinen zu sehen. Drei stark beschädigte Eingangstüren führten in die in einem Hufeisen gebauten, dreistöckigen Häuser. Aus einer der Wohnungen hörte man eine Frau in fremder Sprache schimpfen. Ihre Stimme hallte über den Hof, vermischte sich mit Fernsehstimmen aus einer anderen Wohnung. An den Hauswänden hatten sich ungeübte Sprayer verewigt. Neben den Mülltonnen stapelten sich gelbe und blaue Plastiksäcke.
Linda atmete schnaubend aus. „Na, wenn das nicht die perfekte Kulisse für Schöner Wohnen ist.“
Grube sah sich um und zeigte auf den linken Eingang. „Da ist es.“
Die verwitterte Holztür stand auf. Sie betraten einen Treppenaufgang, der bis auf halbe Wandhöhe mit alten, blaßgelben Kacheln gefliest war.
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