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Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt

Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt

Titel: Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechtild Borrmann
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nach dem Patrol gefragt, aber er wollte wissen, ob sie die Halle kannte.
    Als er das Lokal betrat, war er überrascht. Dem Namen nach hatte er eine Kneipe erwartet. Ein bisschen schummrig, vielleicht mit einer stark geschminkten, vollbusigen Dame hinter der Theke.
    Aber Bei Hella war ein lichtes, modernes Bistro. Weiße Schalensessel, den siebziger Jahren nachempfunden, dazu passende, niedrige Kunststofftische. An den Fensterfronten langgezogene, hohe Holztische mit Barhockern davor.
    Im hinteren Thekenbereich zischte und mahlte eine riesige Kaffeemaschine. Es gab Donuts, Bagels und frisch belegte Brötchen. Das Lokal war gut besucht.
    Joop strahlte das junge Mädchen hinter der Theke an, bestellte Milchkaffee und einen Donut mit Schokoladenüberzug. Dann fragte er nach Hella.
    „Hella muss vor ungefähr zwanzig Jahren gestorben sein. Einen Geschäftführer haben wir“, lächelte sie ihn an. „Warum wollen Sie ihn denn sprechen? Schmeckt es nicht?“
    „Oh, es ist alles sehr lecker“, er räusperte sich. „Ein komischer Name für so ein Lokal, oder?“
    „Es hieß schon immer so. Aber wenn Sie unbedingt eine Hella brauchen, dann dürfen Sie mich so nennen.“ Ihr Lächeln wurde breiter.
    Er legte das Kollerfoto auf den Tresen.
    „Vielleicht können Sie mir auch helfen.“ Er schob seine unsortierten Locken hinters Ohr, wo sie nicht halten wollten.
    „Kennen Sie diesen Mann?“
    Sie nickte sofort.
    „Klar! Das ist Andreas.“
    Sie hob den Kopf und zog die Stirn kraus.
    „Sind Sie von der Polizei?“
    Joop kramte seinen Ausweis hervor. Sie nahm ihn und schaute ihn unerhört lange an. Dann zeigte sie auf sein Foto: „Sie sollten sich die Haare wieder wachsen lassen. Echt cool.“ Sie versenkte ihre Augen in seine und drehte an einer dicken pechschwarzen Haarsträhne. Dann gaukelte sie eine Art Erwachen vor, so als habe sie für einen Moment Raum und Zeit vergessen.
    „In den letzten Tagen habe ich ihn nicht mehr gesehen. Was hat er denn angestellt?“
    „Er ist tot!“
    Joop versuchte ihre Reaktion zu erfassen.
    Ihre Pupillen weiteten sich. „Is’ nicht wahr, ne? Ist das der, den sie in Kleve gefunden haben?“
    Kleine, rote Flecken bildeten sich auf ihren Wangen.
    „Er war komisch“, sagte sie leise. „Großzügig, aber wenn er zu lange warten musste, konnte er unangenehm werden.“ Sie hob entschieden den Kopf. „Mich hat er nur einmal deswegen angemacht, aber mit den schüchternen Mädchen machte er das dauernd.“ Sie lachte auf. „Ich bin zu seinem Tisch und habe ganz laut gesagt: ,Du bist noch nicht dran und wenn du in diesem Ton mit mir redest, bist du es auch noch lange nicht!‘“
    Sie löffelte zufrieden aufgeschäumte Milch in ein hohes Glas. „Der ist knallrot geworden. Zuerst habe ich gedacht, der scheuert mir gleich eine, aber nichts passierte. Und seitdem mochten wir uns eigentlich. Ich glaube, er war einfach ein Großmaul.“
    Joop nickte zufrieden. Damit hatte er nicht nur über Kollers Charakter etwas erfahren, sondern wahrscheinlich auch was über dessen Frau.
    „Wann haben Sie ihn zum letzten Mal gesehen?“
    Sie steckte einen Strohhalm in das Glas, legte einen Bon an und rief: „Einundzwanzig!“ Eine zweite Kellnerin kam und trug das Getränk an einen Tisch.
    Dann beugte sie sich wieder vor.
    „Also, Joop …“
    Er zog die Augenbrauen hoch.
    „Ja, was? Steht schließlich auf deinem Ausweis.“ Sie zeigte eine Reihe perfekter Zähne. „Jetzt darf ich auch mal was fragen! Bist du in festen Händen? Und wenn ja, was muss ich tun, damit du sie verlässt?“
    „Frech bist du“, sagte er nicht unbeeindruckt. „Ich bin nicht in festen Händen.“
    Sie schnippte mit den Fingern.
    „Das klingt doch schon mal gut!“
    Neue Bons fielen aus einem kleinen Drucker. Sie positionierte Tassen und Gläser auf einem gelochten Stahlblech und drückte Knöpfe an der Kaffeemaschine.
    „Wann hast du ihn zum letzten Mal gesehen?“, fragte er.
    Sie dachte einen Augenblick nach.
    „Letzten Montag war der hier. Hat an vierundzwanzig gesessen. Dieser andere Typ war dabei. Da weiß ich aber den Namen nicht.“
    Joop wurde hellhörig.
    „Welcher andere Typ?“
    Sie zuckte mit den Schultern.
    „Drei oder vier Mal haben die zusammengehockt. Die beiden waren sich ähnlich. Feine Anzüge, große Klappen.“
    „Kannst du ihn beschreiben?“
    „Schlank, mittelgroß, dunkelbraune Haare, nass nach hinten gegelt. Dicke Uhr und diese Art, immer im Weg zu sitzen.“
    Sie zwinkerte ihm zu.
    „Du

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