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Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt

Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt

Titel: Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechtild Borrmann
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den Frühling schon im ersten Licht. Roberta zog eine hellblaue Strickjacke über und lief die Fußgängerzone hinunter zum Bäcker. Die Verkäuferin erkundigte sich nach Luca. „In der Zeitung“, sagte sie, „stand Luca P., das ist doch der junge Mann, der bei Ihnen arbeitet, oder?“ „Er ist mein Neffe!“, antwortete Roberta nicht ohne Stolz. Sie kaufte Brötchen und die beiden örtlichen Tageszeitungen. Noch im Geschäft überflog sie die Überschriften im Regionalteil. Der Tote auf dem ehemaligen Hendricksgelände nahm fast die gesamte erste Seite ein.
    Als sie auf die Straße trat, sah sie bei Berger den LKW einer Glaserei. An der Hauswand lehnte ein Schild mit der Aufschrift „Zu vermieten“.
    Noch stand die Sonne nicht hoch genug und die Schatten der dicht gedrängten Häuser verteidigten die Restfeuchtigkeit der Nacht in den Straßen. Aber der Himmel wölbte sich bereits mit einem verheißungsvollen Blau. Sie hatte wenig geschlafen. Zweimal war sie in der Nacht aufgestanden und hatte von ihren Herztabletten genommen. Die ganze Nacht hoffte sie, Vittore würde mit ihr reden, würde ihren Verdacht zerstreuen. Aber das tat er nicht. Erst gegen Morgen beruhigte sie sich. Sie hatte das alles falsch verstanden. Als Vittore von der Reise sprach, dachte sie sofort an Flucht. Nur wegen der verletzten Hand von Luigi? Nur weil die Männer sich am Samstag umgezogen hatten? Plötzlich erschien ihr der Verdacht unbegründet. Vittore erklärte ihr nichts, weil es nichts zu erklären gab. Dann war sie endlich eingeschlafen.
    Sie sah Berger am Brunnen stehen, blass und geduckt. Sie ging zu ihm hinüber. Er schien sie nicht zu bemerken, starrte vor sich hin. Sie stand fast unmittelbar vor ihm, als er erschrocken den Kopf hob. „Frau Venturi!“ Sie sah, wie er nach Worten suchte. „Es tut mir aufrichtig leid, das mit Ihrem Angestellten.“ Er hielt ihr die Hand entgegen.
    Sie nahm sie. „Vielen Dank, Herr Berger. Luca ist schon auf dem Weg der Besserung.“ Einen Augenblick standen sie sich schweigend gegenüber. „Und für Sie?“, fragte Roberta. „Wie geht es für Sie jetzt weiter?“ Er blickte hinüber zu den Glasern und schüttelte resigniert den Kopf. „Ich gebe auf!“ Dann lächelte er sie tapfer an. „Ich werde den Laden vermieten und mich zurückziehen.“
    Roberta nickte verständnisvoll. „Ich habe die Zeitung noch nicht gelesen, aber so wie es aussieht, war der Tote einer der Täter? Dann werden Sie vielleicht Ihren Schmuck zurückbekommen.“ Sie lächelte ihn zuversichtlich an.
    Berger nickte geistesabwesend „Ja! Ja, das wäre schön.“ Dann verabschiedete er sich eilig.
    Am Frühstückstisch las sie Vittore aus der Zeitung vor. Dass der Raubüberfall geklärt sei, die Polizei es jetzt mit dem Mord an einem der Täter zu tun habe. Dass die Beute nicht gefunden wurde und zwei weitere Verdächtige in Haft waren.
    Plötzlich war die Sorge wieder da. Sie schaute Vittore an. Er tätschelte ihre Hand. „Mach dir keine Sorgen, Roberta, es wird sich alles finden. Zuallererst muss Luca jetzt gesund werden.“ Ganz leicht sagte er das und für einen Augenblick empfand sie Scham wegen ihres Verdachtes.
    Später räumte Vittore im Lager das Altglas zusammen, als Roberta ihn rief. „Vittore, Telefon!“
    Er trug die Klappkiste mit den leeren Weinflaschen ins Lokal. „Beckmann“, sagte sie und hielt ihm den Hörer hin.
    Beckmann! Beckmann hatte er vergessen!
    Er stellte die Kiste auf den Boden und nahm den Hörer.
    „Ja?“
    „Mann, Vittore, was ist das für ein Scheiß da in der Zeitung?“
    „Hör zu.“ Vittore schluckte. „Ich komme vorbei. Bis gleich!“ Eilig legte er auf.
    Roberta stand neben ihm, blickte ihn ängstlich fragend an.
    „Ein Termin.“ Er zog die Autoschlüssel aus der Jackentasche. „Ich hatte den Wagen für heute zur Inspektion angemeldet. Ich habe es vergessen.“
    Sie atmete erleichtert auf.
    Er nahm die Altglaskiste und war erstaunt, mit welcher Leichtigkeit er die Lüge fand. Mit welcher Leichtigkeit sie ihm inzwischen über die Lippen ging. Mit welcher Leichtigkeit er sie selbst Roberta hinhielt.
    Beckmann schloss die Glastür zum Büro und setzte sich hinter den Schreibtisch. Vittore nahm auf dem Besucherstuhl Platz. Beckmann zischte ihn an, kaum dass sie saßen.
    „Was habt ihr getan?“
    Vittore beugte sich vor.
    „Nichts, Bernd! Nichts!“ Er sprang auf. „Wir wussten doch gar nicht, wo der steckt. Du hast mir doch nur den Namen gesagt.“ Beckmann blickte ihn

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