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Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt

Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt

Titel: Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechtild Borrmann
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Instinkt, ob jemand bluffte, schien bei Berger nicht zu funktionieren. Er konnte einfach nicht erkennen, ob Bergers Blässe verriet, dass er der Wahrheit sehr nahe war, oder ob sie zeigte, dass Berger wegen des Verdachtes zutiefst verletzt war.
    Bergers Stimme zischte. „Der Schmuck steht jetzt auf dem Index. Wenn, dann könnte man ihn nur weit unter Preis auf dem Schwarzmarkt verkaufen. Dazu bräuchte man Kontakte zu Leuten, mit denen ich nicht verkehre!“
    Er griff nach den beiden Tassen und trug sie zur Spüle. „Für mich ist dieses Gespräch jetzt beendet. Das muss ich mir nun wirklich nicht gefallen lassen. Sie finden wohl allein hinaus.“
    Grube stand bereits im Flur, als sein Handy fiepte. Es war Joop.
    Noch mit dem Telefon am Ohr kam er zurück in das überdimensionale Wohnzimmer. Berger stand an der Spülmaschine und sah ihn misstrauisch an.
    „Was denn jetzt noch?“, blaffte er Grube an.
    Der beendete das Gespräch und hob beschwichtigend die Hand.
    „Warten Sie einen Augenblick. Mein Kollege sendet mir ein Bild. Ich will nur wissen, ob Sie den Mann kennen.“
    Ein erneutes kurzes Fiepen und Grube lud das Bild hoch. Er hielt Berger sein Handy hin.
    „Kennen Sie den Mann?“
    Berger nahm das Telefon und betrachtete das Phantombild genauer.
    „Ja! Ich meine … ich bin mir nicht sicher, aber das könnte Schrewe sein.“
    Grube nahm das Handy wieder an sich.
    „Und wer ist Schrewe?“
    „Der Mann von der Wach- und Schließgesellschaft. Er ist für den Objektschutz zuständig. So habe ich es jedenfalls verstanden. Ich meine … wenn ich mit dem Unternehmen zu tun hatte, wegen Feiertagen oder so, dann habe ich das mit Herrn Schrewe geklärt.“
    Grube nickte bedächtig.
    „Hmm. Und wann haben Sie ihn das letzte Mal gesehen?“
    Berger antwortete ohne zu zögern.
    „Gestern! Er war gestern Morgen bei mir.“
    „Aha! Und warum?“
    Berger runzelte die Stirn. Seine Aufgeregtheit kehrte zurück. „Hat er was mit dem Überfall zu tun?“
    Grube spürte Ärger. Was war das hier? Entweder hatte Berger wirklich mit all dem nichts zu tun oder er hatte alle Eventualitäten bedacht und war ein verdammt guter Schauspieler. Dann hatte er den kleinen Mann die ganze Zeit unterschätzt. Aber wenn er sich in dieser Wohnung umsah, hatte er sowieso die ganze Zeit ein falsches Bild von Berger gehabt.
    „Was wollte Schrewe hier?“
    Wieder antwortete Berger sofort.
    „Ich wollte aus dem Vertrag raus. Wofür soll ich einen Sicherheitsdienst bezahlen, wenn es nichts mehr zu sichern gibt? Normalerweise gilt eine dreimonatige Kündigungsfrist. Wir haben uns darauf geeinigt, dass ich den laufenden Monat noch bezahle.“
    Er nickte nachdenklich vor sich hin.
    „Das war ein faires Angebot.“
    Grube verabschiedete sich. Vielleicht hatte er sich mit diesem Berger wirklich verrannt. Schrewe hatte sich mit Koller getroffen und war bei Berger gewesen. Das war doch mal was!

42
    Er reichte dem Taxifahrer einen Geldschein, sah von Weitem, dass im Lokal kein Licht brannte. Er ging um das Haus herum durch die Hintertür in die Küche. Es war nach Mittag und die Stille um diese Zeit war so ungewohnt, dass er für einen Augenblick innehielt und lauschte. Er hörte seinen Herzschlag, spürte die freudige Unruhe, die ihn antrieb, seit der Polizist es gesagt hatte.
    Er hatte niemanden getötet. Er nicht und auch sein Schwager nicht. Er würde einen Anwalt brauchen wegen der Körperverletzung, aber das würden sie überstehen. Endlich konnte er Roberta alles erklären, die Sorge auf ihrem Gesicht vertreiben.
    „Roberta! Roberta?“ Er lief ins Restaurant. Vor dem Weinregal stand eine Rotweinpfütze, die sich bis zur Theke ausgebreitet hatte. Der aufgequollene Karton hielt, vollgesogen mit der dunkelroten Flüssigkeit, wie ein dickes Tuch die zerbrochenen Flaschen zusammen.
    „Roberta!“ Seine Stimme wurde laut. Sein Erschrecken legte sich in das A, zog es lang. „Robertaaaa!“
    Niemals hätte sie den Karton einfach liegen lassen.
    Er rannte die Treppe hinauf zur Wohnung, riss die Küchentür auf.
    „Roberta. Gott sei Dank!“
    Sie saß am Küchentisch und blickte ihn mit verweinten Augen an.
    Er setzte sich neben sie und legte ihr den Arm um die Schultern. „Wir haben ihn nicht getötet, Roberta! Wir waren es nicht!“
    Die Freude, die er auf ihrem Gesicht erwartet hatte, blieb aus.
    Sie sah ihn unverwandt an. „Das ist gut.“
    Die tonlose Stimme erschreckte ihn.
    Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. „Aber ihr wart

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