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Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt

Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt

Titel: Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechtild Borrmann
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erzählt. In der Zehn-Uhr-Pause hatte Tobias ihm den Gameboy gegeben und gesagt: „Wenn man seine Ruhe haben will, wenn man mal an gar nichts denken will, dann hilft das!“
    Sven setzte sich auf sein Bett und schaltete ihn ein. Sportwagen lieferten sich auf dem kleinen Display ein Autorennen und er lenkte den roten Porsche.

40
    Der Vernehmungsraum auf dieser Etage war erschreckend klein. Das Aufnahmegerät stand auf dem Tisch und Linda Vergeest sprach Datum, Uhrzeit und Angaben zur Person in das Mikrophon. Joop hatte einen dritten Stuhl geholt und sich in die rechte Ecke hinter Linda gesetzt.
    Vittore Venturis Hände lagen im Schoß. Die Rechte umschloss die Linke, als wäre sie die stärkere und müsse die andere schützen. Den Kopf hielt er gesenkt.
    Er würde reden, das hatte Joop schon auf der Autofahrt gespürt. Venturi konnte ein langes Verhör nicht durchstehen. Die Fahrt hierher war schweigend verlaufen. Joop hatte den Eindruck gehabt, er müsse nur eine Frage stellen und der Mann würde zusammenbrechen.
    Linda schlug sofort einen fordernden Ton an.
    „Herr Venturi, kennen Sie Andreas Koller?“
    Vittore Venturi hob den Kopf, sah Linda aber nicht an.
    „Ja. Ich meine nein. Sehen Sie, ich habe ihn nicht wirklich gekannt. Ich habe ihn nur einmal im Restaurant gesehen.“
    Linda insistierte sofort.
    „Und Sie haben ihn erkannt? Sie oder Luca! Bei dem Überfall auf das Juweliergeschäft haben Sie ihn erkannt!“
    Sie tippte mit dem Finger auf den Hefter, der vor ihr auf dem Tisch lag. „Wir haben die anderen Männer, die an dem Überfall beteiligt waren. Beide sagen aus, dass Koller im Auto gesagt hat: ,Scheiße, der hat mich erkannt!‘“
    Venturi fiel noch ein Stückchen weiter in sich zusammen. Er nickte. Dann begann er zu reden. Es waren kaum Zwischenfragen notwendig. Venturi gehörte zu jenen, die aus einem inneren Bedürfnis heraus erzählten. Satz für Satz schien sein gebeugter Rücken sich aufzurichten. Als er zum Ende kam, saß er fast aufrecht da.
    „Ich wollte ihn nicht töten! Das müssen Sie mir glauben. Als ich ging, lag er am Boden. Er war nicht tot. Er muss“, jetzt fiel er wieder in sich zusammen, „er muss dann an den Verletzungen gestorben sein. Ich wollte ihm doch nur einen Denkzettel verpassen. Weil er Luca das angetan hatte.“
    „Er hat auf dem Boden gelegen, als Sie gingen?“ Linda fixierte Venturi mit zusammengekniffenen Augen. „Und Sie sind nicht noch einmal zurückgekommen?“
    Venturi sah erstaunt auf. „Nein! Nein, warum hätte ich das tun sollen?“
    Joop lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und spürte Erleichterung. Er war sich sicher, dass der Mann die Wahrheit sagte.
    Linda beugte sich über den Tisch.
    „Wissen Sie was, ich glaube Ihnen Ihre Geschichte. Ja, wirklich, ich glaube, dass es sich so zugetragen haben könnte. Aber wissen Sie, was ich nicht glaube?“
    Joop wusste, was sie jetzt sagen würde. Das war der einzige Punkt, den auch er unglaubwürdig fand.
    „Ich glaube nicht, dass Sie Koller mit Ihren Fäusten so zusammengeschlagen haben!“ Sie zeigte auf seine Hände. „Wenn Sie damit so zugeschlagen hätten, müssten Sie Verletzungen haben.“
    Venturi schwieg.
    Linda legte den Kopf schief. „Sagen Sie mir doch mal, wer der andere Italiener war, den ich am Krankenbett von Luca gesehen habe?“
    Volltreffer!
    Vittore Venturi zuckte zusammen. Die Signale waren eindeutig. Dazu würde er nichts sagen.
    Joop wusste plötzlich, was hier passierte. Er stand auf, stellte sich an den Tisch und nickte Linda kurz zu.
    „Herr Venturi, wenn sich die Dinge so abgespielt haben, wie Sie sagen, dann haben Sie Andreas Koller nicht getötet!“
    Der Italiener starrte ihn sekundenlang sprachlos an. Dann schien er zu begreifen. Er legte sich die Hände vors Gesicht und atmete mehrere Male tief durch.
    „Mein Schwager war dabei.“
    Linda schaltete das Gerät aus. „Sie werden sich beide wegen schwerer Körperverletzung zu verantworten haben. Sie gehen jetzt rüber zum Erkennungsdienst. Anschließend kommen Sie in mein Büro und geben mir die Adresse Ihres Schwagers. Dann können Sie gehen.“ Venturi stand auf. Er hatte Koller nicht getötet! Mein Gott, er hatte Koller nicht getötet. Roberta! Er musste so schnell wie möglich nach Hause.
    Joop begleitete ihn zu den Räumen des Erkennungsdienstes. Auf dem Flur rief ein Kollege hinter ihm her. „Joop, warte mal.“ Er reichte ihm das Phantombild.
    „Ich soll dich von der jungen Dame schön grüßen. Ich glaube, sie

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