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Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt

Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt

Titel: Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechtild Borrmann
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war enttäuscht, dass sie das Bild nicht mit dir machen konnte.“ Er grinste breit.
    Venturi streckte den Arm aus und zeigte auf das Bild.
    „Wer ist das?“, fragte er erstaunt.
    „Das wissen wir noch nicht.“ Joop stutzte. „Kennen Sie ihn?“
    „Nein!“ Vittore Venturi sah auf. „Ich kenne ihn nicht, aber ich habe ihn gesehen.“
    Er nickte nachdenklich. „Der Mann war am Sonntagmorgen bei Berger.“
    Joop übergab Venturi an die Kollegen, zog sein Handy aus der Tasche und rief Grube an. Der musste noch bei Berger sein. Er erreichte Vincent Grube, brachte ihn kurz auf den neusten Stand. Dann fotografierte er das Phantombild mit dem Handy und sendete es.
    In seinem Büro nahm er die Akte Koller zur Hand. Er würde sie noch einmal von vorne bis hinten durchsehen. Nicht wegen des Mordes. Ihn beunruhigte ganz was anderes. Ihn beunruhigte, wie Martina Koller auf das Foto reagiert hatte. Ihn beunruhigte, dass Linda behauptete, das dritte Kind im Hause Koller sei nicht das auf dem Foto.

41
    Sie saßen in Bergers Wohnzimmer, das direkt über dem Ladenlokal lag. Von hier hatte man einen schönen Ausblick über den Platz und die Hagsche Straße hinauf. Auf den Sitzbänken am Lohengrinbrunnen hatten sich Alte und Mütter mit Kindern versammelt, diesen ersten wirklich warmen Tag genießend. Kaskaden von Wasser umspielten die Füße der Brunnenfiguren, ergossen sich über die Stufen und glitzerten verlockend im Sonnenlicht. Mütter zogen an Kindern, die immer wieder versuchten, dem Wasser möglichst nahe zu kommen.
    Berger bot Kaffee an. Grube nahm an, um sich einen Augenblick in Ruhe umzusehen. Die Wohnung war groß und geschmackvoll eingerichtet. Im Wohnzimmer dominierte cremefarbenes Leder auf teurem mahagonifarbenem Parkett. Ein hoher, offener Kamin, gradlinig und modern zur Rechten. Den Fenstern gegenüber ein Bild in Rottönen, mindestens zwei Meter breit und anderthalb Meter hoch. Auch die dunkelrote, offene Küche, die zur Linken direkt an den gut fünfzig Quadratmeter großen Wohnraum anschloss, wies diesen teuren, guten Geschmack auf. Wenig, aber nur vom Besten.
    Grube war erstaunt. Bergers Heim hatte er sich anders vorgestellt. Gediegene Tradition hatte er erwartet.
    In der Küche brummte die Espressomaschine und Berger stellte zwei winzige Tassen auf die Anrichte, die Küche und Wohnzimmer optisch trennte.
    Die Männer standen sich gegenüber. Berger in der Küche, Grube im Wohnzimmer.
    Grube rührte mit einem winzigen Löffel Zucker in seinen Espresso und musterte den kleinen Mann, der so gar nicht in dieses Ambiente passen wollte.
    „Herr Berger, wie geht es Ihnen eigentlich finanziell?“
    Berger, der seine Tasse gerade zum Mund geführt hatte, stellte sie, ohne zu trinken, wieder ab. Er musste den Kopf in den Nacken legen, um Grube ins Gesicht zu sehen.
    „Wie meinen Sie das?“
    „Was kann man an dieser Frage missverstehen?“ Grube hob die rechte Augenbraue und spielte Verwunderung.
    Berger stützte sich auf die Anrichte.
    „Was soll das? Dem Einzelhandel geht es schlecht. Seit der Umstellung von D-Mark auf Euro geht das schon so. Und bei mir ist es da nicht anders.“
    Grube nahm einen Schluck von seinem Kaffee.
    „Wenn ich das richtig sehe, Herr Berger, stehen Sie kurz vor einer Insolvenz. Oder sollte ich sagen, standen? Wenn ich das nämlich weiter richtig sehe, kommt Ihnen der Überfall nicht ungelegen, oder?“
    Berger presste die Lippen aufeinander und sah Grube an, als wäre allein der Gedanke ein unverzeihlicher Affront.
    „Das ist ja lächerlich. Selbst wenn die Versicherung mir den gesamten Schmuck ersetzt. Erklären Sie mir mal, was ich daran verdienen könnte? Mein Geschäft ist geschlossen, und wenn Sie mit meinen Banken gesprochen haben, wissen Sie auch, wie hoch ich verschuldet bin. Wieso also sollte ich mich über diesen Überfall freuen?“
    Grube stellte seine leere Tasse ab. Der Espresso war ausgezeichnet.
    „Wenn ich das richtig verstanden habe, ist der gesamte Schmuck zum Verkaufspreis versichert gewesen. Das ist doch ein ziemlich gutes Geschäft, oder? Ich meine, das ist doch so, als hätten Sie Donnerstagnacht den Umsatz Ihres Lebens gemacht. Außerdem, der Überfall könnte ja inszeniert worden sein. Dann könnten Sie mit der Versicherungssumme Ihre Schulden bezahlen und den Schmuck nach und nach verkaufen.“
    Berger zeigte jetzt wieder diese anämische Blässe. Er flüsterte. „Sie sind ja verrückt!“
    Grube verschränkte die Arme vor der Brust. Sein sicherer

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