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Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt

Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt

Titel: Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechtild Borrmann
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das?
    Der Fall war jedenfalls versaut und sein Respekt für die drei deutlich gesunken. Wenn das so weiterging, musste er die ganze Nummer neu einordnen und zwar unter „geplant und dumm“, und dann … ja, dann?
    Oder Trittbrettfahrer!
    Er schaute bei Linda rein. „Weißt du, was ich glaube?“
    „Du wirst es mir gleich sagen.“
    „Was ist, wenn wir es hier mit Trittbrettfahrern zu tun haben?“
    Linda nickte bedächtig.
    „Dann bist du beleidigt.“ Sie atmete schwer. „Und wenn du beleidigt bist, wirst du anstrengend. Ich frag mal nach, wie viel Urlaub ich noch zu kriegen hab.“
    Er zog die rechte Augenbraue hoch, versuchte einen strafenden Blick.
    „Wir brauchen so schnell wie möglich die Kameraaufzeichnungen von den anderen Überfällen. Mach da mal Druck! Und gib eine Meldung an die Presse. Wer hat einen schwarzen Patrol vor Mitternacht gesehen oder irgendwas gehört. Sachdienliche Hinweise und so weiter.“
    Linda verdrehte die Augen.
    „Wusste ich es doch! Du bist jetzt schon beleidigt!“

6
    Hochgewachsene Linden stehen zu beiden Seiten der schmalen Straße. Die Kronen berühren sich über der Fahrbahnmitte, führen den Weg durch einen Tunnel aus Ästen und gelbgrünem Laub. Das rote Backsteinhaus liegt zurück. Ein Asphaltweg führt gut zwanzig Meter durch eine Rasenfläche bis zur Garage. Nach hinten grenzt das Haus an Wiesen und Felder. Flache Quadrate und Rechtecke, durchzogen von schnurgeraden Pappelalleen. Nebeltage, an denen sich die Stämme der Bäume wie akkurat gesetzte Bleistiftstriche aneinanderreihen, immer feiner, immer unscheinbarer, bis sie sich auflösen. Knorrige Weidengruppen, die wie Kobolde zusammengekauert in den Wiesen hocken, unter wilden Mähnen die Köpfe zusammenstecken und warten.
    Weite Einsamkeit.
    Das Haus ist klein, die Möbel aus schweren, dunklen Hölzern. Klobig stehen sie in kleinen Zimmern, beherrschen unverrückbar die Räume. Zur Linken begrenzt eine hohe Mauer das Grundstück, zur Rechten eine Buchenhecke.
    Er nimmt sie in den Arm. „Alles ein bisschen düster, ich weiß. Aber wir können nach und nach renovieren.“ Sie küsst ihn. Wichtig ist nur, dass er sie liebt. Dass er sich für sie entschieden hat.
    Sie arrangiert sich mit großmustrigen Tapeten aus den siebziger Jahren, einem Heißwasserboiler, der drei Stunden braucht, bevor man baden kann und abgetretenen Perserteppichen.
    Die Küche ist klein und funktional. Die Kunststofffronten sind von einem Grün, das sie an Fliesen in alten Hallenbädern erinnert.
    In den ersten vierzehn Tagen putzt sie sich die Hände wund, räumt eines der Zimmer im ersten Stock aus, um daraus ein Kinderzimmer zu machen.
    Er ist nach wie vor viel auf Reisen, höchstens zwei Tage in der Woche zu Hause.
    Im Kleiderschrank hängen Anzüge und jede Menge Hemden. Alles frisch gereinigt und mit Folien vor Staub geschützt. Darunter stehen zehn Paar Schuhe, glänzend und auf Schuhspanner gezogen. Andächtig fährt sie mit der Hand über die Schutzfolien, riecht an seinem Aftershave und sehnt sich nachts nach seiner Wärme.
    Sie bekommt fünfhundert Mark Haushaltsgeld. Einmal gibt er ihr dreihundert extra. Sie soll sich Umstandskleider kaufen. So könne sie doch nicht rumlaufen.
    Stundenlang steht sie am Küchenfenster, sieht die Morgennebel aus den Feldern aufsteigen, sieht, wie das fahle Licht des Februars auf die Felder tropft und frühe Dunkelheit ihr den Blick verwehrt. Sie wartet!
    Im Haus zur Linken wohnt eine alte Dame, die sie kaum zu Gesicht bekommt. Die Eigentümer zur Rechten verleben den größten Teil des Jahres in Spanien.
    Zweimal in der Woche kauft sie im drei Kilometer entfernten Supermarkt ein, läuft durch die Gänge, hält sich auf, um unter Menschen zu sein. Nach dem Besuch beim Frauenarzt geht sie anschließend in die Stadtbibliothek, tauscht jede Woche die gelesenen Bücher gegen neue.
    Im März 1993 ist sie im achten Monat, hat immer noch keine Erstausstattung, und das Kinderzimmer ist immer noch ohne Möbel.
    Es ist ein Mittwoch. Ein Mittwochabend. Sie hat gekocht und den Tisch mit einem Strauß Narzissen dekoriert. Sogar eine Flasche Wein hat sie für ihn besorgt, trocken und rot.
    Er stellt den Koffer in den Flur, küsst sie und sagt beim Anblick des Tisches, dass sie eine wunderbare Frau sei.
    Beim Essen spricht sie es an. Die Erstausstattung, das Kinderzimmer.
    Er isst weiter, fragt: „An wie viel hattest du denn gedacht?“
    Sie hebt hilflos die Schultern. „Ich weiß nicht. Vielleicht können

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