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Mitternacht

Mitternacht

Titel: Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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handle sich um außerirdische Invasoren, den Vorzug gab. Sie sagte ihm, was sie gestern nachmittag im oberen Flur gesehen hatte, wie sie in die Speisekammer gesperrt worden und später von Tucker und ihren Eltern in ihren seltsamen neuen Gestalten gejagt worden war.
    Der Priester drückte Erstaunen und Sorge aus, er wollte mehrmals genauere Einzelheiten wissen, aber er hörte nicht merklich auf zu essen. Er aß sogar mit solcher Gier, daß seine Tischsitten darunter litten. Seine Nachlässigkeit überraschte Chrissie ebensosehr wie sein unermeßlicher Appetit. Er hatte ein paarmal Eidotter auf dem Kinn, als sie den Mut aufbrachte, es ihm zu sagen, machte er einen Witz darüber und wischte ihn weg. Aber einen Augenblick später sah sie hoch, und wieder war Eidotter dort. Er ließ ein paar Miniaturmarschmallows fallen, was ihn nicht weiter zu stören schien. Sein schwarzes Hemd war völlig voller Brosamen, winziger Wurststückchen, Kartoffeln, Gebäckkrümel, Brötchenkrümel. ..
    Sie fing an zu denken, daß sich Pater Castelli der Sünde der Vollere! so schuldig machte, wie man es nur konnte.
    Aber sie liebte ihn trotz seiner Eßgewohnheiten, denn er zweifelte nicht einmal an ihrem Verstand oder an ihrer wilden Geschichte. Er hörte interessiert und ernsthaft zu, schien aufrichtig besorgt und sogar verängstigt von dem zu sein, was sie ihm erzählte. »Nun, Chrissie, es gibt schätzungsweise tausend Filme über außerirdische Invasionen, feindliche Geschöpfe von anderen Welten, und es gibt schätzungsweise zehntausend Bücher darüber, und ich habe immer gesagt, daß sich der menschliche Verstand nichts ausdenken kann, was in Gottes Welt nicht möglich wäre. Also, wer weiß, hmmmm? Wer kann sagen, daß sie nicht hier in Moonlight Cove gelandet sind? Ich bin Filmfan, und unheimliche Filme haben mir immer am besten gefallen, aber ich hätte mir nie träumen lassen, daß ich mich selbst einmal mitten in einem echten unheimlichen Film befinden würde.« Er war aufrichtig. Er hatte sie nie herablassend behandelt.
    Obwohl Pater Castelli mit ungedämpftem Appetit weiteraß, beendete Chrissie das Frühstück und ihre Geschichte zur gleichen Zeit. Es war warm in der Küche, daher trocknete sie allmählich, und nur ihr Hosenboden und die Tennis schuhe waren noch naß. Sie fühlte sich hinreichend wiederhergestellt, daß sie, nachdem sie jetzt in Sicherheit war, darüber nachdenken konnte, was vor ihr lag. »Was jetzt?« Wir müssen die Armee benachrichtigen, Pater, finden Sie nicht auch?«
    »Vielleicht die Armee und die Marines«, sagte er nach einem Augenblick des Überlegens. »Die Marines werden mit dieser Situation vielleicht besser fertig.«
    »Glauben Sie...«
    »Was denn, mein Kind?«
    »Glauben Sie, es besteht eine Möglichkeit... nun, eine Möglichkeit, daß ich meine Eltern wiederbekomme? Ich meine, so, wie sie waren?«
    Er legte das Brötchen weg, das er zum Mund geführt hatte, und griff über den Tisch, zwischen Tellern und Schüsseln hindurch, um ihre Hand zu nehmen. Seine Finger waren etwas fettig von Butter, aber das störte sie nicht, weil er so beruhigend und tröstend war; und augenblicklich brauchte sie eine Menge Trost und Beruhigung.
    »Du wirst mit deinen Eltern vereint werden«, sagte Pater Castelli mit großem Mitgefühl. »Das kann ich dir felsenfest versprechen.«
    Sie biß sich auf die Unterlippe und versuchte, Tränen zu rückzuhalten.
    »Ich verspreche es dir«, wiederholte er.
    Und plötzlich blähte sich sein Gesicht auf. Nicht wie ein Ballon, der aufgeblasen wurde. Es blähte sich nur an manchen Stellen auf, an anderen nicht, wogte und pulsierte, als wäre sein Schädel zu Gallerte geworden und würden sich Würmer unter der Haut bewegen.
    »Ich verspreche es dirl«
    Chrissie war so entsetzt, daß sie nicht einmal schreien konnte. Sie konnte sich einen Augenblick nicht bewegen. Sie war vor Angst gelähmt und wie am Stuhl festgewachsen, und sie besaß nicht einmal genügend motorische Kontrolle, zu blinzeln oder Atem zu holen.
    Sie konnte seine Knochen laut brechen-krachen-platzen hören, als sie sich auflösten und mit unfaßbarer Geschwin digkeit neu formten. Sein Fleisch gab ein abstoßendes, blubberndes Geräusch von sich, als es sich so mühelos wie heißes Wachs zu neuen Gestalten formte.
    Der Schädel des Priesters dehnte sich aufwärts und schwoll zu einem Knochenkamm an, das Gesicht war jetzt überhaupt nicht mehr menschlich, sondern teils fischähnlich, teils insektenhaft, vage

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