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Mitternacht

Mitternacht

Titel: Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Runningdeer. Nur dann könnte er sein eigenes, hochgestecktes Ziel der Macht erreichen.
    Er hatte die drei Morde mit der Kaltblütigkeit eines Computers geplant und mit maschinenhafter Effizienz ausgeführt. Er empfand nichts. Keine Emotionen hatten sein Handeln beeinträchtigt. Nun, um die Wahrheit zu sagen, er hatte ein wenig Angst und war aufgeregt - sogar ausgelassen -, aber diese Empfindungen hatten ihn nicht abgelenkt. Nachdem er Runningdeers Leichnam einen Augenblick angesehen hatte, ging Tommy zum Telefon in die Küche, wählte die Nummer der Polizei und meldete hysterisch, daß der Indianer, der Rache brüllte, seine Eltern ermordet und er, Tommy, den Indianer mit dem Revolver seines Vaters erschossen hätte. Aber er gab es nicht so zusammenhängend preis. Er war so hysterisch, daß sie es ihm aus der Nase zie hen mußten. Er war durch die Geschehnisse sogar so am Bo den zerstört und durcheinander, daß sie drei oder vier Minuten geduldig auf ihn einreden mußten, damit er aufhörte zu stammeln und ihnen seinen Namen und die Adresse nennen konnte. Er hatte die Hysterie den ganzen Nachmittag
    über in Gedanken geübt, seit dem Mittagessen mit dem In dianer. Jetzt war er zufrieden, daß er sich so überzeugend anhörte.
    Er ging vor das Haus, setzte sich in die Einfahrt und wein te bis die Polizei eintraf. Seine Tränen waren aufrichtiger als seine Hysterie. Er weinte vor Erleichterung.
    In seinem späteren Leben hatte er den Mondfalken noch zweimal gesehen. Er sah ihn, wenn er ihn sehen mußte, wenn er die Rückversicherung brauchte, daß ein Weg, den er eingeschlagen hatte, richtig war.
    Aber er brachte nie wieder jemanden um - weil es nicht mehr nötig war.
    Seine Großeltern mütterlicherseits nahmen ihn bei sich auf und zogen ihn in einem anderen Teil von Phoenix auf. Weil er diese schreckliche Tragödie mitgemacht hatte, gaben sie ihm mehr oder weniger alles, was er wollte, als wäre es unbeschreiblich grausam gewesen, ihm etwas zu verweigern, als könnte das den letzten Tropfen hinzufügen, der das Faß zum Überlaufen brächte und ihn zerbrechen ließe. Er war Alleinerbe des Anwesens seines Vaters, zu dem noch fette Lebensversicherungspolicen kamen; daher war eine erstklassige Ausbildung gewährleistet, und er besaß genügend Kapital, mit dem er nach seinem Abschluß an der Universität den Start ins Leben bewerkstelligen konnte. Die Welt lag vor ihm und war voller Möglichkeiten. Und dank Runningdeer hatte er den zusätzlichen Vorteil, daß er ohne jeden Zweifel wußte, er hatte ein großes Schicksal vor sich und die Mächte des Schicksals und des Himmels wollten, daß er unvergleichliche Macht über andere Menschen erlangte. Nur ein Verrückter tötete ohne zwingenden Grund. Von wenigen seltenen Ausnahmen abgesehen, war Mord einfach keine effiziente Methode, Probleme zu lösen. Während er jetzt zusammengerollt im Lieferwagen in Paula Parkins' dunkler Garage lag, vergegenwärtigte sich Shaddack wieder einmal, daß er ein vom Schicksal Auserwählter war, daß er den Mondfalken dreimal gesehen hatte. Er verdrängte sämtliche Ängste vor Loman Watkins und dem Scheitern seiner Pläne aus seinem Denken. Er seufzte und schlief ein.
    Er träumte seinen altbekannten Traum. Die riesige Maschine. Halb Metall und halb Fleisch. Pochende Stahlkolben.
    Menschliche Herzen, die zuverlässig alle Arten von Flüssig keiten pumpten. Blut und Öl, Eisen und Knochen, Plastik und Sehnen, Kabel und Nerven.

9
    Chrissie war erstaunt, wieviel Priester aßen. Der Tisch in der Pfarreiküche bog sich fast unter der Last der Speisen: ein gewaltiger Teller voll Würstchen, Eier, ein Körbchen Toast, ein Päckchen Plundergebäck, ein weiteres mit Blaubeerbrötchen, eine Schüssel Bratkartoffeln, die im Ofen gewärmt worden waren, frisches Obst und ein Beutel Marshmallows für die heiße Schokolade. Sicher, Pater Castelli war mollig, aber Chrissie hatte immer gedacht, daß Priester in allem entsagend waren, daß sie sich wenigstens einige Freuden des Essens und Trinkens verweigerten, so wie sie der Ehe entsagten. Wenn Pater Castelli bei jeder Mahlzeit so viel aß, müßte er eigentlich doppelt so viel wiegen. Nein, dreimal so viel!
    Beim Essen erzählte sie ihm von den Außerirdischen, die ihre Eltern übernommen hatten. Um Pater Castellis Neigung zu religiösen Antworten zu genügen, und um ihn bei der Stange zu halten, ließ sie die Hintertür möglicher dämonischer Besessenheit offen, obwohl sie selbst der Erklärung, es

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