Mitternacht
wespenähnlich und mit einer Spur Schakal darin; und mit stechenden, haßerfüllten Augen.
Schließlich schrie Chrissie unbeherrscht: »Nein!« Ihr Herz schlug so heftig, daß jeder Schlag schmerzhaft war. »Nein, geh weg, laß mich in Ruhe, laß mich gehen!«
Sein Kiefer wurde länger, dann platzte er bis fast zu den Ohren auf, ein bedrohliches Grinsen, das Doppelreihen unglaublich spitzer Zähne entblößte.
»Nein, nein!«
Sie versuchte aufzustehen.
Sie merkte, daß er immer noch ihre linke Hand hielt.
Er sprach mit einer unheimlichen Stimme, die sie an die ihrer Mutter und Tuckers erinnerte, als sie sie gestern nacht bis zum Eingang des Abflußrohrs verfolgt hatten:
»...brauche, brauche... will... gib mir... gib mir... brauche...«
Er sah nicht wie ihre Eltern aus, als diese sich verwandelt hatten. Warum sahen nicht alle Außerirdischen gleich aus?
Er riß den Mund weit auf und fauchte sie an, dickflüssiger, gelber Speichel zog sich in Fäden von den oberen zu den unteren Zahnreihen. Etwas bewegte sich in seinem Mund, eine seltsam aussehende Zunge; diese schnellte ihr entgegen wie ein Jack-in-the-Box und entpuppte sich als Mund im Mund, noch mehr kleinere und sogar noch spitze re Zähne an einem Stiel, die dazu entworfen worden waren, in enge Höhlen vorzudringen und Beute zu fressen, die sich dort verkrochen hatte.
Pater Castelli wurde zu etwas seltsam Vertrautem: dem Wesen aus dem Film Allen. Nicht gerade dieses Monster in allen Einzelheiten, aber ziemlich ähnlich.
Sie war in einem Film gefangen, wie der Priester gesagt hatte, einem wahrhaften Horror-Streifen: zweifellos einem seiner Favoriten. Konnte Pater Castelli jede Gestalt annehmen, die er wollte, und wurde er nur deshalb zu diesem Ge schöpf, weil es ihm gefiel und weil es Chrissies Erwartungshaltung gegenüber außerirdischen Invasoren erfüllte?
Das war verrückt.
Auch der Körper des Priesters veränderte sich unter der Kleidung. An manchen Stellen hing das Hemd herunter, als wäre der Körper darunter weggeschmolzen, aber an anderen Stellen spannten die Nähte, wenn sich neue Knochenwüchse und nichtmenschliche Wülste bildeten. Hemdenknöpfe sprangen weg. Stoff riß. Der Priesterkragen platzte und hing schief an dem gräßlich neu geformten Hals.
Sie keuchte und gab ein eigentümliches uh-uh-uh-uh-uh Geräusch im Hals von sich, mit dem sie nicht aufhören konnte, während sie versuchte, sich von ihm loszureißen. Sie stand auf, stieß den Stuhl um, aber er hielt sie immer noch fest. Er war sehr stark. Sie konnte sich nicht losreißen.
Auch seine Hände hatten angefangen, sich zu verwandeln. Die Finger wurden länger. Sie waren von einer hornähnlichen Substanz überzogen - glatt, hart und schwarzglänzend - und glichen eher Scheren als menschlichen Händen.
»...brauche... will, will... brauche...«
Sie ergriff das Frühstücksmesser, schwang es hoch über den Kopf und stieß mit aller Kraft zu, hieb es ihm direkt über dem Handgelenk in den Unterarm, wo das Fleisch immer noch ansatzweise menschlich aussah. Sie hatte gehofft, das Messer würde ihn am Tisch festnageln, aber sie spürte, daß es nicht ganz durch ihn hindurch und bis ins Holz ging.
Sein Schrei war so schrill und durchdringend, daß er Chrissie durch Mark und Bein zu gehen schien.
Er öffnete die schuppige Dämonenhand. Sie riß sich von ihm los. Glücklicherweise war sie schnell, denn er krampfte die Hand einen Sekundenbruchteil später wieder zusammen und kniff ihr in die Fingerspitzen, konnte sie aber nicht festhalten.
Die Küchentür befand sich auf der Seite des Priesters. Dorthin konnte sie nicht gelangen, ohne ihm den Rücken zu zukehren.
Mit einem Schrei, der halb Kreischen und halb Brüllen war, riß er das Messer aus seinem Arm und warf es beiseite. Er fegte mit einem einzigen Hieb seines bizarr mutierten Armes, der jetzt zwanzig oder dreißig Zentimeter länger war als vorher, Schüsseln und Teller vom Tisch. Der Arm ragte als Ansammlung alptraumhafter Knoten und Flächen und Schuppen der dunklen, chitinartigen Substanz, die seine Haut ersetzt hatte, aus dem Hemdsärmel hervor.
Maria, Mutter Gottes, bete für mich; reinste Mutter, bete für mich; keuscheste Mutter, bete für mich. Bitte, dachte Chrissie.
Der Priester packte den Tisch und warf ihn ebenfalls beiseite, als würde er nur ein paar Gramm wiegen. Er krachte gegen den Kühlschrank.
Jetzt trennte sie nichts mehr von ihm.
Dem Ungeheuer.
Sie machte einen Ausfall in Richtung Küchentür, aber
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