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Mitternacht

Mitternacht

Titel: Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Pazifik. Sein Quartier befand sich in der nordwestlichen Ecke: ein übergroßes Bett mit durchgelegener Matratze und verschlissener, blaugrüner Steppdecke, ein Nachttisch mit Brandspuren von Zigaretten, ein auf einem Tischchen festgeschraubter Fernseher, ein Tisch, zwei Lehnstühle, eine Kommode mit Zigarettenspuren, Telefon, Bad und ein großes Fenster zum nachtverhüllten Meer.
    Wenn niedergeschlagene Handlungsreisende, die das Glück verlassen hatte und die sich am Rande des wirtschaft lichen Ruins befanden, Selbstmord begingen, dann taten sie es in Zimmern wie diesem.
    Er packte seine beiden Koffer aus und verstaute die Kleidungsstücke im Schrank und in den Schubladen der Kommode. Dann setzte er sich auf den Bettrand und sah das Telefon auf dem Nachttisch an.
    Er sollte seinen Sohn Scott anrufen, der zu Hause in Los Angeles war, aber das konnte er von diesem Telefon aus nicht machen. Wenn sich später die hiesige Polizei für ihn zu interessieren anfinge, würde sie das Cove Lodge besuchen, seine Ferngespräche feststellen, die Nummern herausfinden, die er angerufen hatte, und versuchen, seine wahre Identität über die der anderen zu ermitteln, mit denen er gesprochen hatte. Damit sein Inkognito gewahrt bliebe, durfte er von diesem Telefon ausschließlich seine Kontaktnummer im Revier das Bureau in L. A. anrufen, eine sichere Leitung, unter der man sich lediglich mit »Birchfield Versicherungen, kann ich Ihnen helfen?« melden würde. Als weitere Sicherheit war Birchfield, die nichtexistierende Firma, bei der Sam angeblich Makler war, tatsächlich in den Unterlagen der Telefongesellschaft eingetragen; man konnte sie nicht ohne weiteres zum FBI zurückverfolgen. Er hatte noch nichts zu melden, daher nahm er den Hörer nicht ab. Er konnte Scott von einem öffentlichen Fernsprecher anrufen, wenn er zum Essen ginge.
    Er wollte nicht mit dem Jungen reden. Es würde ein reiner Pflichtanruf werden. Sam graute davor. Die Unterhaltungen mit seinem Sohn waren vor mindestens drei Jahren unerfreulich geworden, als der Junge dreizehn und schon ein Jahr ohne Mutter gewesen war. Sam fragte sich, ob es mit dem Jungen so schnell oder überhaupt so weit gekommen wäre, wenn Karen noch leben würde. Dieser Gedankengang führte natürlich unweigerlich zu seiner eigenen Rolle am Niedergang von Scott: Wäre der Junge trotz der elterlichen Zuwendung, die er erhielt, schlecht geworden; war sein Nie dergang unweigerlich, weil die Schwäche in ihm war oder in seinen Sternen stand? Oder war Scotts Versagen die direkte Folge des Unvermögens seines Vaters, ihn auf einen besseren, lichteren Weg zu führen?
    Wenn er weiter darüber nachdachte, würde er direkt hier in Moonlight Cove zu einem Willy Lomann werden, obwohl er kein Handlungsreisender war.
    Guinness Stout.
    Gutes mexikanisches Essen.
    Goldie Hawn.
    Angst vor dem Sterben.
    Seine Liste der Gründe zum Weiterleben war verdammt kurz und zu jämmerlich, ernsthaft darüber nachzudenken, aber vielleicht gerade lang genug.
    Er ging auf die Toilette und wusch sich anschließend Hände und Gesicht mit kaltem Wasser. Er fühlte sich immer noch müde und nicht im geringsten erfrischt.
    Er zog die Cordjacke aus und streifte ein dünnes, festes Schulterhalfter aus Leder über, das er aus dem Koffer nahm. Er hatte auch eine Chief's Special, Kaliber 38, von Smith & Wessen eingepackt, die er jetzt lud. Er steckte sie ins Halfter, dann schlüpfte er wieder ins Jackett. Seine Kleidung war so geschneidert, daß sie die Waffe verbarg; sie erzeugte keine Wölbung und das Halfter saß auch so weit hinten, daß man es nicht einmal dann erkennen konnte, wenn er das Jackett aufgeknöpft hatte.
    Sams Körper und Gesicht waren für geheime Ermittlungen ebenso maßgeschneidert wie seine Kleidung. Er war einsachtundsiebzig, weder groß noch klein. Er wog achtzig Kilo, hauptsächlich Knochen und Muskeln, wenig Fett, trotzdem war er kein stiernackiger Gewichthebertyp in Bestform, so daß er dadurch Aufmerksamkeit erregen könnte. Sein Gesicht wies nichts Besonderes auf: Es war weder häßlich noch schön, weder zu breit noch zu schmal, weder mit ungewöhnlich scharfgeschnittenen noch mit besonders fla chen Zügen, ohne Makel oder Narben. Das sandfarbene Haar hatte er in zeitloser mittlerer Länge geschnitten und in einem Stil, der im Zeitalter des Bürstenschnitts ebensowenig aufgefallen wäre wie in dem schulterlanger Locken.
    Von sämtlichen Aspekten seiner Erscheinung waren ein zig und allein die Augen

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