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Mitternacht

Mitternacht

Titel: Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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aussehende Mond über den dunklen Hügeln im Osten emporstieg, rannte Chrissie am Waldrand entlang und suchte nach einem Weg zwischen den Bäumen, bevor ihre seltsamen Verfolger sie fänden. Sie kam rasch zum Pyramidenfelsen, der so hieß, weil die Formation, die doppelt so groß war wie sie selbst, drei Seiten hatte und in einer verwitterten Spitze auslief; als sie jünger war, hatte sie sich immer vorgestellt, daß er von einem geographisch verirrten Stamm zentimetergroßer Ägypter erbaut worden war. Da sie seit Jahren auf dieser Wiese und im Wald spielte, war ihr das Gelände so vertraut wie die Zimmer in ihrem Haus, und sie kam hier sicher besser zurecht als ihre Eltern oder Tucker, was ihr einen Vo rteil verschaffte. Sie lief am Pyramidenfelsen vorbei und ins Dunkel unter den Bäumen, wo ein schmaler Wildpfad nach Süden führte. Sie hörte niemanden hinter sich und vergeudete keine Zeit damit, in die Dunkelheit zu blinzeln. Aber sie ging davon aus, daß ihre Eltern und Tucker als Raubtiere stumme Verfolger sein und sich erst zu erkennen geben würden, wenn sie zuschlügen.
    Die Wälder an der Küste bestanden größtenteils aus einer breiten Vielzahl von Pinien, aber es gediehen auch verein zelte Tupelobäume, deren Blätter bei Tage eine scharlachrote Herbstfarbe hatten, jetzt aber so schwarz wie Fetzen eines Leichentuches waren. Chrissie folgte dem verschlungenen Pfad, während sich das Land zu einem Tal hin absenkte. In mehr als der Hälfte des Waldes standen die Bäume so weit auseinander, daß das kalte Licht des Viertelmonds bis ins Unterholz schien und den Pfad mit einer eisigen Kruste aus Licht überzog. Der aufsteigende Nebel war noch zu dünn, das fahle Licht zu verdecken, aber an anderen Stellen hielten ineinander verflochtene Zweige das Mondlicht ab.
    Nicht einmal da, wo das Mondlicht schien, wagte Chrissie schnell zu laufen, denn sie würde sicher über die Oberflä chenwurzeln der Bäume stolpern, die sich über den ausgetretenen Weg zogen. Hier und da bildeten herabhängende Zweige eine weitere Gefahr für einen Läufer, aber sie bemühte sich dennoch, so schnell sie konnte zu gehen. Sie dachte, als würde sie aus einem Buch über ihre eigenen Abenteuer vorlesen, aus einem jener Bücher, die sie so gerne las: Die junge Chrissie war ebenso sicher zu Fuß, wie sie ausdauernd war, sie besaß eine rasche Auffassungsgabe und ließ sich von der Dunkelheit ebensowenig einschüchtern wie vom Gedanken an ihre monströsen Verfolger. Welch ein Mädchen!
    Sie würde bald den Fuß des Hügels erreicht haben, wo sie sich nach Westen zum Meer oder nach Osten zur Landstraße wenden könnte, wo eine Brücke über das Tal verlief. In dieser Gegend, mehr als zwei Meilen vom Stadtrand von Moonlight Cove entfernt, wohnten nur wenige Leute; noch weniger wohnten am Meer, da Teile der Küste unter Naturschutz standen und nicht bebaut werden durften. Sie hatte zwar kaum Chancen, am Pazifik Hilfe zu finden, aber die Aussichten im Osten waren nicht nennenswert besser, denn die Landstraße war wenig befahren, und dort befanden sich kaum Häuser; zudem konnte es sein, daß Tucker mit seinem Honda dort Streife fuhr, weil sie davon ausgingen, daß sie dorthin laufen und das erstbeste Auto anhalten würde, das des Weges kam.
    Sie überlegte sich verzweifelt, wohin sie sich wenden sollte, während sie die letzten Meter zurücklegte. Die Bäume rechts und links vom Weg wichen dem niederen, unentwirrbaren Filz von struppigen Krüppeleichen, die Chaparral genannt wurden. Gewaltige Farne, die wie geschafften waren für die gelegentlichen Küstennebel, wucherten über den Pfad, und Chrissie erschauerte, während sie sich durch sie drängte, denn ihr war, als würden zahllose, winzige Händchen nach ihr greifen.
    Ein breiter, aber flacher Bach teilte das Tal; an seinem Ufer blieb sie stehen, um wieder zu Atem zu kommen. Das Bachbett war weitgehend ausgetrocknet. Um diese Jahreszeit floß das Wasser nur ein paar Zentimeter breit träge durch die Mitte des Kanals und funkelte im Mondlicht.
    Die Nacht war windstill.
    Totenstill.
    Sie schlug die Arme um sich und merkte jetzt erst, wie kalt es war. Sie war mit ihren Jeans und dem Flanellhemd für einen warmen Oktobertag angezogen, nicht für eine kalte, klamme Herbstnacht.
    Sie war durchgefroren, außer Atem, ängstlich und wußte nicht, wie sie weiter vorgehen sollte, am meisten aber war sie wütend auf sich selbst, weil Körper und Geist so schwach waren. Ms. Andre Nortons wunderbare

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