Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mitternacht

Mitternacht

Titel: Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
einen Schwärm Phantome erzeugte, die sie wiederholt erschreckten und scheinbar auf allen Seiten mit ihr Schritt zu halten schienen. Das unheimliche, pulsierende Licht trug seinen Teil zum traumartigen Charakter der Verfolgungsjagd bei, und sie war halb davon überzeugt, daß sie tatsächlich im Bett lag und fest schlief, aber sie blieb dennoch nicht stehen, um über die Schulter zu sehen, denn Traum oder nicht, der Mann mit den Bernsteinaugen war immer noch hinter ihr her.
    Sie hatte die halbe Strecke zwischen der Spitze der Bucht und der Ocean Avenue hinter sich gebracht, und ihre Zuversicht wuchs mit jedem Schritt, als ihr klar wurde, daß zwei der Phantome im Nebel gar keine Phantome waren. Einer war etwa sechs Meter rechts von ihr und lief aufrecht wie ein Mensch; das andere war links, weniger als fünfzehn Schritte entfernt, es platschte auf allen vieren durch die schaumige Spitzendecke der Gischt, so groß wie ein Mensch, aber eindeutig kein Mensch, denn kein Mensch konnte in der Haltung eines Hundes so flink und behende sein. Sie hatte nur einen allgemeinen Eindruck von Gestalt und Größe, und von ihren Gesichtern konnte sie außer den seltsam leuchtenden Augen keinerlei Einzelheiten erkennen.
    Sie wußte irgendwie, daß keines dieser Wesen der Mann war, den sie auf dem Wellenbrecher gesehen hatte. Er war hinter ihr und lief entweder aufrecht oder eilte auf allen vieren. Sie war beinahe umzingelt.
    Janice unternahm keinen Versuch sich vorzustellen, was sie sein mochten. Die Analyse dieses unheimlichen Erlebnis ses mußte auf später verschoben werden; vorerst akzeptierte sie einfach die Existenz des Unmöglichen, denn als Witwe eines Priesters und zutiefst gläubige Frau besaß sie die Fähigkeit, das Unbekannte und Überirdische zu akzeptieren, wenn sie damit konfrontiert wurde.
    Sie ließ sich von der Angst antreiben, die sie zuvor gelähmt hatte, und lief schneller. Aber ihre Verfolger ebenfalls.
    Sie hörte ein eigentümliches Wimmern und merkte erst allmählich, daß sie ihre eigene gequälte Stimme hörte.
    Die Phantomgestalten rings um sie herum wurden von ih rer Angst offensichtlich erregt und fingen an zu plärren. Ihre Stimmen schwollen an und ab, bewegten sich zwischen schrillem, gedehntem Winseln und kehligem Knurren. Am schlimmsten aber war, daß diese heulenden Laute von ein zelnen, hastig und drängend gesprochenen Worten kontra punktiert wurden: »Schnappt das Flittchen, schnappt das Flittchen, schnappt das Flittchen ...«
    Was, in Gottes Namen, waren sie? Sicher keine Menschen, dennoch konnten sie wie Menschen aufrecht stehen und sprechen; was also konnten sie anderes sein als Menschen?
    Janice spürte, wie sich das Herz in ihrer Brust ausdehnte und heftig schlug.
    »Schnappt das Flittchen ...«
    Die geheimnisvollen Gestalten, die sie flankierten, kamen langsam näher, und sie versuchte, schneller zu laufen, um ihnen zu entkommen, aber sie ließen sich nicht abschütteln. Sie überbrückten die Entfernung allmählich. Sie konnte sie dicht neben sich erkennen, wagte aber nicht, sie direkt anzu sehen, weil sie fürchtete, ihr Anblick könnte sie so sehr erschrecken, daß sie wieder gelähmt sein und starr vor Entsetzen niedergerissen werden könnte.
    Sie wurde auch so niedergerissen. Etwas sprang sie von hinten an. Sie stürzte, eine gewaltige Last drückte sie nieder, und alle drei Kreaturen schwärmten über sie, berührten sie und zerrten an ihrer Kleidung.
    Dieses Mal verdeckten Wolken den größten Teil des Mondes, Schatten fielen wie Fetzen eines Himmels aus schwarzem Tuch.
    Janices Gesicht wurde fest in den feuchten Sand gedrückt, aber ihr Kopf war zur Seite gedreht, der Mund frei, daher konnte sie endlich schreien, auch wenn es kein sehr lauter Schrei wurde, weil sie völlig außer Atem war. Sie schlug um sich, trat aus, ruderte mit den Armen und versuchte verzweifelt, sie zu treffen, traf aber weitgehend Luft und Sand.
    Jetzt konnte sie nichts mehr sehen, denn der Mond war vollkommen verdeckt.
    Sie hörte Stoff reißen. Der Mann, der auf ihr saß, riß ihre Nike-Jacke herunter, zerfetzte den Stoff und zerkratzte ihr dabei die Haut. Sie spürte die heiße Berührung einer Hand, die rauh aber menschlich zu sein schien.
    Er nahm sein Gesicht kurz von ihr, und sie schlängelte sich vorwärts und wollte entkommen, aber sie sprangen und stießen sie in den Sand. Dieses Mal war sie bei den Ausläufern der Wellen und hatte das Gesicht im Wasser.
    Ihre Angreifer, die abwechselnd winselten,

Weitere Kostenlose Bücher